Iraner folgen dem Lastwagen mit den Särgen des Hamas-Führers Ismail Haniyya und seines Leibwächters. Sie kamen am 31. Juli bei einem Attentat ums Leben, für das Israel verantwortlich gemacht wird.
Teheran hat angekündigt, auf die Ermordung von Ismail Haniyya zu reagieren. Unklar bleibt bisher, wie ein möglicher Vergeltungsschlag gegen Israel aussehen könnte. Israel ist seit Tagen in höchster Alarmbereitschaft. Das Militär warnt die Feinde des Landes, und zwar Iran und die Hisbollah, vor "überproportionalen Antworten" auf jeden Angriff.
Seit Tagen drängen die USA zusammen mit ihren Verbündeten im Westen und im Nahen Osten Iran und Israel dazu, die Spannungen abzubauen und einen großen Krieg in der Region zu verhindern. Seit gestern machen auch Gerüchte die Runde, dass Iran seine Haltung zu einem möglichen Gegenschlag überdenken könnte.
Nach westlicher Berichterstattung könnten die intensiven diplomatischen Bemühungen inzwischen durchaus ihre Wirkung zeigen, obwohl das Risiko eines iranischen Angriffs nach wie vor hoch sei. Beamte des Weißen Hauses hätten gegenüber der Washington Post erklärt, dass sich die Bemühungen allmählich auszahlten und die Möglichkeit bestehe, dass Iran seine Haltung überdenke. Dazu habe auch die militärische Drohkulisse mit der Verlegung zusätzlicher US-Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge in die Region beigetragen, hieß es dort.
Trotz allem zweifelt aber kaum jemand daran, dass Iran auf die Ermordung von Ismail Haniyya in Teheran reagieren wird. Zu groß ist die Demütigung für den iranischen Geheimdienst und die Sicherheitskräfte, dass sie den Tod des Politbüro-Chefs der Hamas auf ihrem Territorium nicht abwenden konnten. Teheran geht es vor allem darum, die Abschreckung gegenüber Israel wiederherzustellen.
Iran und dessen Verbündete lassen sich offenbar Zeit, wann und in welchem Umfang sie gegen Israel zuschlagen. Hisbollah-Chef Nasrallah entlarvte die Strategie der Achse des Widerstandes in seiner jüngsten Rede, indem er sagte, dass Israels Warten Teil des Plans und der psychologischen Kriegsführung sei. Seit einer Woche sind die Menschen in Israel angesichts eines möglichen Gegenschlags Irans im Angstmodus.