Übergabe in Abuja: Annalena Baerbock und Claudia Roth übergeben die Benin-Bronzen in Nigeria
Die sogenannte Rückgabe der Benin-Bronzen durch Claudia Roth und Annalena Baerbock an Nigeria im Dezember 2022 ist keine Petitesse, denn sie könnte sich auf einen Schaden von 60 bis 70 Millionen Euro für Deutschland aufsummieren. Doch es ist inzwischen ja fast schon traurige Gewissheit, dass jeder Auslandsbesuch grüner Minister Deutschland an guten Tagen nur um Millionen, an schlechten Tag sogar um Milliarden Euro ärmer macht. Die besten Stücke nämlich der insgesamt „in einer digitalen Datenbank erfassten 5246 Benin-Objekte“, die auf Museen in der ganzen Welt verteilt sind, erzielen auf dem Schwarzmarkt bis zu fünf Millionen Dollar, wie Peter J. Brenner in der Weltwoche schreibt.
Würden Baerbock und Roth wenigstens, wenn es ihnen schon selbst daran mangelt, Kompetenz um sich versammeln, dann hätte man ihnen erklärt, dass seit der Mitte des 15. Jahrhunderts das Königreich Benin im Herzen Afrikas zu einer starken die Nachbarvölker und -stämme terrorisierenden Macht aufgestiegen war, die ihren Wohlstand der Ausbeutung der Nachbarn und vor allem dem Sklavenhandel verdankte. Schätzungen sprechen von über 13 Millionen Afrikanern, die von der Westküste Afrikas in die Neue Welt deportiert wurden. Den größten Anteil am Handel hatte das Königreich Benin, das in ihren Nachbarn nur Handelsware und Material für Menschenopfer sah.
Aus dem Profit des Menschenhandels erwarb Benin unter anderem Schusswaffen, um den Menschenhandel zu intensivieren, und von den Portugiesen Metalle zur Herstellung der legendären Benin-Bronzen. Es ist schon eine traurige Pointe der Inkompetenz, für die man sich nur schämen kann, dass Baerbock und Roth die Bronzen ausgerechnet denen übergaben, die vom Sklavenhandel profitierten, den Nachfahren der Sklavenhändler und nicht den Nachfahren der Sklaven. Aber die Taten der beiden Grünen-Politiker erweisen sich als noch skandalöser.
Wichtig zur Beurteilung ist es zu wissen, dass eine britische Strafexpedition nach einer Reihe von Zwistigkeiten, zu denen auch die Niedermetzelung einer britischen Delegation gehörte, im Februar 1897 Benin einnahmen. Sie fand „weit über 200 halbverweste Leichen auf den Straßen, auch brutal gefolterte Menschenopfer“, wie Peter J. Brenner den Bericht des britischen Kommandeurs Reginald H. Bacon, der den treffenden Titel „Benin, City of Blood“ trägt, referiert. Über den Königspalast schrieb Bacon: „Überall war Blut zu sehen, das die Bronzen, das Elfenbein und sogar die Wände bedeckte und die Geschichte dieser schrecklichen Stadt deutlicher zum Ausdruck brachte, als es die Schrift je konnte. Und das schon seit Jahrhunderten!“ Das Blut, das der britische Kommandeur entdeckte, stammte von den Sklaven, die der König, der Oba von Benin, während der Belagerung durch die Briten massakrieren ließ.
Claudia Roth, von keiner Sachkenntnis berührt, äußerte mit hohlem Pathos, dass die Rückgabe der Bronzen als kulturelles Erbe des „nigerianischen Volkes“ „die Wunden der Vergangenheit heilen“ sollte. Doch schon hier stellen sich die Fragen: welches Volk, und welche Wunden?
Nigeria besteht aus 430 Ethnien, die von den Briten zu einem Staat zusammengefasst worden sind. Doch Nation Building, wie die Briten das damals und die USA sich das immer noch vorstellen, funktioniert nicht. Nicht nur der Irak ist dafür ein Beispiel, sondern auch das multiethnische, nicht eben vor Stabilität strotzende Nigeria mit seinen 215 Millionen Einwohnern.
Obwohl es tiefster Glaubenssatz der Grünen ist, dass die Deutschen an allem in der Welt die Schuld tragen und endlich die Schuld deutscher Großwildjäger an der Ausrottung der Dinosaurier aufgearbeitet werden sollte, bleibt es doch, man kann es drehen und wenden, wie man will, eine historische Tatsache, dass Deutschland im Gegensatz zu den Portugiesen, Briten, Niederländern, Spaniern und Franzosen nicht am Sklavenhandel beteiligt war. Von Raub lässt sich auch schwer sprechen, da die Briten einen bedeutenden Teil der Bronzen, der Kunstwerke, die Baerbock in ihrer meisterhaften Beherrschung der deutschen Sprache als „Kunststücke“ bezeichnete, auf einer Müllhalde fanden. Peter J. Brenner kommt zu dem Schluss: „Wer sich diese Situation vor Augen führt, könnte meinen, dass den Briten weniger ein Raub vorzuwerfen als eine Rettung zu verdanken sei.“
Die Bedeutung der Benin-Bronzen als wertvolle Kunst hatte noch vor den Briten dann im ausgehenden 19. Jahrhundert der deutsche Wissenschaftler Felix von Luschan von der Abteilung für die ethnologischen Sammlungen aus Afrika und Ozeanien im Berliner Königlichen Museum für Völkerkunde entdeckt. Brenner kommt zu dem Schluss: „In keinem denkbaren privatrechtlichen, strafrechtlichen, völkerrechtlichen oder gewohnheitsrechtlichen Sinn kann von einem ‚illegalen Besitz‘ gesprochen werden.“
Das alles hinderte die beiden Politikerinnen nicht daran, die Bronzen, die rechtmäßig erworbenes Eigentum des deutschen Volkes sind, außer Landes zu bringen und sie dem Präsidenten Nigerias zu übergeben. Bei der Übergabe sagte Baerbock: „Daher freuen wir uns, den Bau eines Kunstpavillons im Edo-Staatsmuseum zu finanzieren und Sie einzuladen, die Bronzen dort auszustellen. Außerdem haben wir vereinbart, dass einige Bronzen auf globale Wanderausstellungen gehen und einige von ihnen als Leihgaben in deutschen Museen bleiben.“ Sie hat also nicht nur diese Bronzen übergeben, sondern auch die noch in Berlin verbliebenen zu fremdem Eigentum erklärt. Darüber hinaus zahlt der deutsche Steuerzahler 4 Millionen Euro für ein Bauwerk in Abuja, das nicht den Zweck erfüllen wird, den sich eine blauäugige deutsche Ministerin auf Kosten des deutschen Steuerzahlers so vorgestellt hat.
Am 23. März 2023 verfügte der nigerianische Staatspräsident Muhammadu Buhari in einem Erlass, dass die Eigentumsrechte sämtlicher Benin-Artefakte dem Oba von Benin übertragen werden. Der Oba von Benin ist das Familienoberhaupt der ehemaligen Königsfamilie von Benin, der Familie, die für den exzessiven Sklavenhandel verantwortlich ist. Damit wurde der Nachfahre der Sklavenhändler zum Eigentümer der Benin-Bronzen, die ihre Existenz dem Leid der Menschen, die versklavt worden waren, verdankt, ernannt und ihm alle damit verbundenen Rechte einschließlich Aufbewahrung und Verwaltung „unter Ausschluss jeder anderen Person oder Institution“ übereignet, wie es in der nigerianische Zeitung „This Day“ über den Erlass heißt. Der Oba von Benin kann mit den Artefakten anfangen, was er will, er kann sie ausstellen, wo und für wen er will.
Die Grünen-Politikerinnen Annalena Baerbock und Claudia Roth, die in ihrer naiven Weltsicht, geprägt von den ihnen zugänglichen Teilen ihrer Ideologie, denn ihr Handeln ist nicht einmal korrekt, wenn man die Prämissen des Postkolonialismus teilen würde, sich das alles so schön vorgestellt hatten, ließen sich auf zudem noch so plumpe Art zum Narren halten. Die Kunstwissenschaftlerin Brigitta Hauser-Schäublin schrieb in der FAZ: „Was das Management der Sammlungen betreffe, so liege dieses vollumfänglich in den Händen des Oba. Er könne nach seinem freien Ermessen mit nationalen oder internationalen Institutionen bezüglich der Erhaltung der Objekte zusammenarbeiten. Von Wanderausstellungen, Leihgaben, öffentlichem Zugang, wissenschaftlichen internationalen Kooperationen und Austausch ist nicht mehr die Rede.“
Kenner Nigerias, Experten, Kritiker der Entscheidung hatten von Anfang an gewarnt, dass die Bronzen eben nicht öffentlich zugänglich sein, sondern eventuell auch über den internationalen Schwarzmarkt in Privatsammlungen verschwinden werden, ohne dass die Öffentlichkeit die geringste Kenntnis über den Verbleib der Bronzen erhalten würde. Was aus dem Museum, dessen Bau man nun endlich auch begonnen hat, wird, steht in den Sternen.
Claudia Roth und Annalena Baerbock haben die Meisterleistung vollbracht, dass Kunstwerke, die sich rechtmäßig im deutschen Besitz befanden, zum Besitz eines Privatmannes geworden sind. Sie haben auf Kosten des deutschen Volkes dem Oba von Benin Millionen Euro geschenkt. Für die Öffentlichkeit, auch für die Nachfahren der Sklaven, die von der Königsfamilie gegen das Metall für die Bronzen eingetauscht worden sind, bleiben die Kunstwerke nun unzugänglich, sind sie in den Besitz der brutalen Sklavenjäger- und -händler zurückgekehrt. Bravo, Claudia Roth. Bravo, Annalena Baerbock.
Die Grünen sind in der Tat die Partei der großen Umverteilung, allerdings nicht von oben nach unten, wie sie gern verkünden, sondern von unten nach oben und vom In- ins Ausland.
Kein anderes Land hat die Bronzen, die in seinen Museen besichtigt werden können, aus den Museen genommen und nach Nigeria gebracht – kein Land außer Deutschland. Würde der deutsche Rechtsstaat noch funktionieren, würde ein Gericht eigentlich den Tatbestand der Veruntreuung untersuchen müssen.