Die Bundesrepublik hat ein Schuldkonto übernommen, das dem Deutschen Reich angelastet worden war: Der Völkermord am Stamm der Herero im Jahr 1904. Doch gab es den überhaupt? Die Rolle der Deutschen in der Kolonialgeschichte ist viel besser als ihr Ruf. Das verdeutlichen wir in unserer neuen Geschichtsausgabe „Deutsche Kolonien – Viel besser als ihr Ruf“. Das Heft ist ab Mitte Februar erhältlich, Sie können es aber schon jetzt hier vorbestellen.
_ von Philippe Jordan und Jens Bleibtreu
Die Deutschen sind auf ewig schuldig, egal wofür. Deshalb müssen sich die Volksvertreter in Berlin auch ständig entschuldigen – natürlich nicht für die eigenen Verbrechen, sondern für die oft imaginären unserer Vorväter. Meistens ist dann auch sogenannte Wiedergutmachung fällig, die aber nicht die Politiker bezahlen, sondern die Steuerzahler.
Jüngstes Beispiel für den Schuldkult ist die Aufarbeitung von Ereignissen, die sich vor etwa 120 Jahren in der deutschen Kolonie Südwestafrika (heute Namibia) abspielten. Was die kaiserlichen Schutztruppen 1904 dem Stamm der Herero angetan hätten, sei ein «Völkermord» gewesen – hatte die Bundesregierung bereits 2015 eingeräumt. In den folgenden sechs Jahren wurde mit Namibia darüber verhandelt, was dieser Begriff in klingender Münze bedeutet.
Damara: Im heutigen Namibia stellen sie etwa acht Prozent der Bevölkerung. Foto: Rüdiger Wenzel, CC BY-SA 3.0 DE, Wikimedia Commons
Ende Mai 2021 verkündete Außenminister Heiko Maas (SPD) stolz, man habe sich auf «Unterstützungszahlungen» in Höhe von 1,1 Milliarden Euro über 30 Jahre geeinigt. Doch der bilaterale Vertrag mit der Regierung in Windhuk konnte zunächst nicht unterzeichnet werden, da der sogenannte Rat der Häuptlinge von einem «Affront gegen unsere Existenz» sprach und den «beleidigenden Betrag» ablehnte. Man darf damit rechnen, dass bald höhere Summen gefordert werden – durch seinen übereifrigen Kotau hat Berlin geradezu dazu eingeladen.
General Lothar von Trotha, Kommandeur der Schutztruppe in Deutsch-Südwest. Foto: picture-alliance / dpa
Das Völkermordnarrativ wurde 1966 durch den DDR-Historiker Horst Drechsler, der zum Aufstand der Herero eine Habilitationsschrift verfasste, in die Welt gesetzt. Als Quelle diente ihm unter anderem das sogenannte Blue Book, das die Briten 1918 nutzten, um die Kolonialpolitik der Deutschen zu diffamieren.
Der US-amerikanische Historiker William Roger Louis, Verfasser des monumentalen Geschichtswerkes The Oxford History of the British Empire, sprach von einem «Buch von geringem historischen Wert». Obwohl der propagandistische Zweck des Buches auch Drechsler nicht unbekannt gewesen sein dürfte, wurde es von ihm als Beleg für einen angeblichen Genozid herangezogen.
Südwestafrika, ein Gebiet mehr als doppelt so groß wie die heutige BRD, war von 1884 bis 1915 deutsches Schutzgebiet. «Während des Herero-und-Nama-Kriegs von 1904 bis 1908 kam es zu einem Massenmord, der als erster Genozid im 20. Jahrhundert gilt. Historiker schätzen, dass 65.000 von 80.000 Herero und mindestens 10.000 von 20.000 Nama getötet wurden», gibt die Süddeutsche Zeitung die mittlerweile regierungsamtliche Darstellung wieder.
Zu den Zahlen: Der Missionar Friedrich Bernsmann schätzte kurz vor Ausbruch des Aufstandes im Januar 1904 die Gesamtzahl der Herero auf 35.000 und meinte weiter, dass von diesen 23.000 bis 25.000 überlebt hatten. Der den Deutschen nicht gerade wohlgesonnene britische Historiker G. L. Steer ging von einer Streitmacht der Herero bei der Entscheidungsschlacht am Waterberg aus, die insgesamt «2.500 altertümliche Gewehre» stark war.
Selbst wenn man dem damals kriegführenden Oberhäuptling Samuel Maharero zugestehen will, die geradezu gigantische Anzahl von 4.000 bis 4.500 Kriegern am Waterberg um sich geschart zu haben und wenn ferner angenommen wird, dass auf jeden dieser Krieger durchschnittlich fünf oder sechs unbewaffnete Familienangehörige kommen, waren in jenen Augusttagen 1904 allerhöchstens 24.000 bis 30.000 Herero zusammengezogen.
«Sie litten keinen Hunger, und unsere Ärzte nahmen sich ihrer an.» Divisionspfarrer
Diese Zahlenschätzung für die Waterbergschlacht ist wichtig, weil dort der angebliche Völkermord seinen Ausgang genommen haben soll. Nach den Kämpfen sollen die Deutschen nämlich die Herero in die Omaheke – ein riesiges Wüstengebiet – «getrieben» haben, wo sie verdursteten. Auf Wikipedia ist zu lesen, die Schutztruppe «riegelte die Omaheke ab, um eine Rückkehr der Herero zu verhindern».
Wie aber sollte das möglich gewesen sein: Die Wüste erstreckt sich über ein Territorium von der Größe Österreichs, ihre Grenzlinien hätten die Deutschen mit ihren 4.000 Soldaten nie bewachen können. Erst recht fand keine «Abdrängung» der Herero ins Sandfeld statt: Kleinere Einheiten der völlig ausgemergelten und erschöpften Truppe konnten den Herero erst nach einigen Wochen folgen!
General Lothar von Trotha mit seinem Stab, 1904. Foto: Bundesarchiv, Bild 183-R27576, CC-BY-SA 3.0
Auch Wikipedia, das im Übrigen die Völkermordthese verteidigt, muss einräumen: «Nachdem die erste Verfolgung der Herero nach wenigen Stunden aus Mangel an Verpflegung hatte abgebrochen müssen und effektiv erst am 16. August aufgenommen werden konnte, vermochten die Deutschen die Herero nicht mehr zu stellen. Es kam allenfalls zu kleineren Scharmützeln und Rückzugsgefechten oder zu Überfällen auf versprengte Gruppen.»
Hans Germani, bekannter Journalist der deutschen Tageszeitung Die Welt, sprach Ende der 1970er Jahre mit dem Präsidenten der Oppositionspartei, der Demokratischen Turnhallenallianz (DTA), Oberhäuptling Clemens Kapuuo über die politische Lage und die Geschichte Südwestafrikas. Dieser ehrenwerte Herero bekannte unter anderem, dass sein Volk im Grunde genommen «einen tiefen Respekt vor den Deutschen» habe…
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