Die schwedische "Klimaaktivistin" Greta Thunberg während eines Protests vor dem schwedischen Parlament (Riksdagen) in Stockholm, 19. November 2021
Die schwedische "Klimaaktivistin" Greta Thunberg hat sich dagegen ausgesprochen, die noch aktiven Atomkraftwerke (AKW) in Deutschland abzuschalten und stattdessen verstärkt auf Kohleverstromung zu setzen. In einem Interview mit Sandra Maischberger von der (fast) gleichnamigen ARD-Talkshow, das am Mittwoch ausgestrahlt werden soll und der Nachrichtenagentur dpa vorab zur Verfügung gestellt wurde, meinte die zur Führungsfigur von "Fridays for Future" aufgebaute Jugendliche: "Wenn sie schon laufen, glaube ich, dass es ein Fehler wäre, sie abzuschalten und sich der Kohle zuzuwenden."
Denn es sei "eine schlechte Idee", auf Kohle zu setzen, solange "das Andere" noch existiere, erklärte Thunberg – offenbar ohne eine konkrete Vorstellung davon zu haben, welche Kraftwerksleistung kurzfristig verfügbar gemacht werden kann. Die Aktivistin bezog sich dabei auf die Krisenstrategie der Bundesregierung, Kohlekraftwerke aus der Reserve zu holen, um die Stromerzeugung aus Gas zu reduzieren. Auch zwei der drei verbliebenen Atomkraftwerke sollen als Notreserve über den eigentlichen Abschalttermin Ende des Jahres am Netz bleiben – allerdings nur bis spätestens Mitte April 2023 und unter recht unklaren Bedingungen.
Auf die Frage, ob die AKWs nach der aktuellen Krisenphase überhaupt abgeschaltet werden sollten, reagierte Thunberg ausweichend: "Kommt drauf an, was passiert."
Vielmehr gebe es auch sonst Alternativen zum Wiedereinsatz von Kohlekraft, dem ihre Hauptsorge gilt. Daher meinte Thunberg wenig überraschend: "Ich glaube, dass es andere Wege nach vorne gibt. Mit Erneuerbaren Energien." So warnte sie davor, weiterhin in fossile Energie zu investieren – auch wenn sie die Notwendigkeit verstehe, die Bürger vor zu hohen Energiekosten zu schützen, so Thunberg. Die Jugendliche stellte dann eine geschichtslose und moralisierende Schuldzuweisung und Behauptung auf: Die Menschen hätten sich auch "selbst abhängig gemacht und eine Gesellschaft geschaffen, in der wir nicht in der Lage sind, mehr als ein Jahr in die Zukunft zu schauen. Das ist nicht nachhaltig!", glaubt die 19-jährige Aktivistin.
Thunberg kritisierte, dass die "Klimakrise", wie sie meint, immer noch nicht wie eine globale Notlage behandelt werde. Schließlich habe die Corona-Krise gezeigt, dass so etwas möglich sei. Auch während des Krieges in der Ukraine dürften die Folgen der "Klimakrise" aus Thunbergs Sicht nicht aus dem Blick geraten. "Jeder Krieg ist ein Desaster. Auf ganz vielen Ebenen. Aber wir müssen in der Lage sein, uns mit verschiedenen Dingen zur selben Zeit zu beschäftigen."
Zustimmung bekam Thunberg für ihr Eintreten, die Atomkraft länger zu nutzen, bereits von Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP), der physikalische, ökonomische und klimapolitische Richtigkeit der Laufzeitverlängerung anführte.
Dagegen hatte der deutsche Zweig von "Fridays for Future" erst am 3. Oktober in einer Stellungnahme zur Energiekrise dekretiert: "Atomkraft – auch keine Lösung."
(rt/dpa)