Fahrkartenentwerter in einem Berliner U-Bahnhof
Die Münchner Verkehrsgesellschaft verzichtet künftig aus Angst vor Rassismus-Vorwürfen auf den Begriff „Schwarzfahren“. Hieß es bislang auf den Hinweisschildern in Bussen, U- und Straßenbahnen „Schwarzfahren kostet 60 Euro!“, steht dort nun: „Ehrlich fährt am längsten“. Es handle sich dabei um eine „Maßnahme für eine zeitgemäßere Kommunikation“, erläuterte ein Sprecher der Verkehrsgesellschaft den Schritt gegenüber der Bild-Zeitung.
Schon 2012 hatte der Arbeitskreis Panafrikanismus München die Tilgung des Wortes „Schwarzfahren“ gefordert, da das Wort „wie viele Begriffe und Konzepte der deutschen Sprache einen rassistisch konnotierten, ideologischen Hintergrund“ habe.
Dies trifft jedoch nicht zu. Der Sprachwissenschaftler Eric Fuß erläuterte in der Münchner Abendzeitung, daß der Ausdruck von dem jiddischen Wort „shvarts“ (Armut) stamme. Gemeint seien also arme Menschen, die sich keinen Fahrschein leisten könnten, und nicht schwarze.
München ist nicht die einzige Großstadt, in der der Begriff „Schwarzfahren“ künftig tabu ist. Der Berliner Senat hatte im vergangenen Jahr ein „Diversity-Landesprogramm“ beschlossen, zu dem auch der Leitfaden „Vielfalt zum Ausdruck bringen!“ für die „Mitarbeitenden der Berliner Verwaltung“ gehört.
Darin wurden verschiedene Formulierungen als nicht mehr zeitgemäß und politisch korrekt bewertet, wozu auch „schwarzfahren“ oder „anschwärzen“ zählten. Stattdessen heißt es nun in Berlin „Fahren ohne gültigen Fahrschein“ und „melden“.
Kein Verständnis für solche Entscheidungen hat der frühere Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU). Der Bild sagte er, er könne über so etwas nur den Kopf schütteln. „Die haben doch alle einen Knall!“