Killer Abdirahman J. (24) richtete in der Innenstadt von Würzburg ein Blutbad an
von Vera Längsfeld
Als unsere gratismutige Nationalelf, die nur noch „Die Mannschaft“ heißen soll, vor dem Spiel gegen England auf die Knie ging, tat sie das nicht, um der drei brutal aus dem Hinterhalt ermordeten und der noch mehr verletzten Frauen zu gedenken, sondern an den tragischen Tod eines Kriminellen zu erinnern, der vor über einem Jahr in den USA stattfand und für den der Täter bereits rechtskräftig verurteilt ist. Diese Geste hatte in Anbetracht der Würzburger Messermorde etwas nahezu Obszönes, denn man wird das Gefühl nicht los, dass vor allem eins bewirkt werden sollte: Die Fußballfans von den aktuellen Morden abzulenken. An diesem Gefühl ändert sich auch nichts, wenn man weiß, dass hier nur dem Vorbild der Engländer gefolgt wurde. Denn die Frage bleibt, warum gerade jetzt und warum wurde kein Zeichen gegen die Ermordung unschuldiger Frauen gesetzt?
Nach der Erfahrung, wie totalitäre Systeme den Sport für ihre Ideologien und für die Ablenkung von ihren Verbrechen missbraucht haben, sollte der Sport von politischen Botschaften frei bleiben. Dieser richtige Grundsatz, an dem die UEFA festhalten will, soll nun um der moralisch guten Sache willen geschreddert werden. Jedenfalls, wenn es nach unseren Medien geht, die den Kniefall der Fußballer mit dem gleichen Enthusiasmus guthießen, wie es bei der zweifelhaften Idee der Fall war, die Fußballarena in Regenbogenfarben erstrahlen zu lassen, um ein Zeichen gegen ein ungarisches Gesetz zu setzen, das von Politik und Medien unzutreffend als homophob bezeichnet wurde. Geht es noch schlimmer?
Jetzt hat sich ausgerechnet die Welt daran gemacht, den Beweis dafür anzutreten. Schon kurz nach Bekanntwerden der Messermorde auf Frauen in Würzburg, erschien im Blatt ein Bericht, in dem größter Wert darauf gelegt wurde „wichtig!“, dass es nur einen Zeugen geben würde, der behauptet, der Mörder hätte „Allahu akbar“ gerufen. Auch auf das Fehlen von Beweisen für Dschihadismus wurde hingewiesen.
In den folgenden Tagen waren die Medien voll von Spekulationen über die Motive des Täters. Das dieser sich der Polizei gegenüber selbst als Dschihadist bezeichnet hat, wurde als zweifelhaft hingestellt. Der Oberbürgermeister von Würzburg veröffentlichte einen Brief, in dem er betonte, von einem Täter dürfe man nicht auf ganze Personengruppen schließen, was bis dahin niemand gemacht hatte. Kurz, es wurde alles getan, um den Gedanken nicht aufkommen zu lassen, dass sich Deutschland mit der unkontrollierten Einwanderung von überwiegend jungen Männern aus antisemitischen und frauenfeindlichen Gesellschaften, die übrigens bis heute nicht beendet ist, denn der entsprechende Ministererlass des damaligen Innenministers de Maizière ist noch in Kraft, ein explosives Problem importiert hat.
Immerhin mussten nach den antisemitischen Demonstrationen im Frühjahr ein paar extremistische Gruppen und Symbole der Islamisten verboten werden, aber die Wurzel des Übels will die Politik bis heute nicht anpacken.
Die Würzburger Morde waren allerdings zu brutal, so dass offenbar die Ablenkungsmanöver nicht mehr ausgereicht haben. Nun sollen sie offensichtlich hinter den angeblichen Chemnitzer Hetzjagden „eingeordnet“ werden. So liest sich jedenfalls der Welt-Artikel mit der Überschrift:
„Attentäter berichtete von Übergriffen durch Neonazis in Chemnitz“.
Ermittler stünden bei der Messerattacke von Würzburg noch vor „vielen ungeklärten Fragen“. Was sie aber sicher wüssten wäre, dass der Mörder zuvor einige Jahre in Sachsen gelebt hätte. Er soll dort einen mutmaßlichen Übergriff durch Neonazis in Chemnitz erlebt haben. Das jedenfalls behauptet er in einem Video, das damals von der „Berliner Morgenpost“ gemacht wurde. Einen handfesten Beweis scheint es dafür nicht zu geben, der geschilderte Tathergang ist eher diffus, Täter sind anscheinend nicht dingfest gemacht worden. Das hindert Haltungsjournalisten aber nicht daran fortzufahren:
„Kurz, bevor das Video aufgenommen wurde, hatte in der Chemnitzer Innenstadt eine Demonstration von AfD, Pegida und dem rechtsextremen Verein Pro Chemnitz stattgefunden. Die sächsische Polizei bestätigte die Attacke damals, sprach aber von vier vermummten Personen. Die Behörde ermittelte wegen gefährlicher Körperverletzung.“
Und weiter:
„Rechtsextreme hatten immer wieder Demonstrationen angemeldet, bei denen von Teilnehmern unter anderem der Hitlergruß gezeigt worden war. In der Folge gab es eine bundesweite Debatte, ob es in Chemnitz Hetzjagden auf Menschen gab. Während Berichte von Augenzeugen und Videos in den sozialen Medien diesen Schluss nahelegten, bestritt der damalige Verfassungsschutz-Chef Hans-Georg Maaßen dies.“
Dass der bekannteste Hitlergrüßer, der vielfach in Filmen und Fotos gezeigt wurde, ein linksradikaler RAF-Anhänger und Alkoholiker war, ist zwar inzwischen gerichtsfest, wird aber verschwiegen. Dass die Legende von den angeblichen Hetzjagden nur auf einem Videoschnipsel von „Antifa Zeckenbiss“ fußte und neben Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen auch Ministerpräsident Kretschmer, der Sächsische Generalstaatsanwalt und Journalisten-Kollegen von der Chemnitzer „Freien Presse“ öffentlich machten, dass es diese Hetzjagden nicht gegeben hat, fällt im Welt-Artikel unter den Tisch.
Auch der Grundsatz des Würzburger OBs, dass man von einer Einzeltat (wenn es sie denn gegeben hätte) nicht auf eine ganze Bevölkerungsgruppe, hier die Chemnitzer, schließen dürfe, findet im Artikel keine Anwendung. Stattdessen wird der Mörder damit zitiert, „dass er auf jeden Fall raus aus Ostdeutschland müsse. Das Leben dort sei für Flüchtlinge zu gefährlich geworden“. Erst ganz zum Schluss erfährt der Leser noch, dass die Staatsanwaltschaft Chemnitz gegen den Mann schon 2015 wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt hat. Auch in Würzburg, wohin er schließlich zog, war er polizeibekannt. Was die unterschwellige Botschaft des Welt-Artikels ist und was von dieser Art Journalismus zu halten ist, überlasse ich dem Urteil der hiesigen Leser.