Den Opfern von Würzburg ein Gesicht geben: Johanna H. (l.) und Steffi W. (r.)
von Pauline Schwarz
Während die ganze Welt nur kurz nach dem Tod von George Floyd sein Gesicht, seine Geschichte und seine Angehörigen kannte, ist vier Tage nach der schrecklichen Bluttat in Würzburg noch immer relativ wenig über die Opfer bekannt. Christiane H., Johanna H. und Stefanie W. wurden Opfer eines Anschlags des mutmaßlich islamistischen und geisteskranken Mannes Jibril Abdurahman – und damit auch die Opfer unserer fatalen Migrationspolitik und des Staatsversagens beim Umgang mit psychisch kranken und/oder gewalttätigen Menschen. Ihr Tod hätte verhindert werden können und müssen. Wer waren die drei Frauen, die auf so grausame Weise ihr Leben lassen mussten? Deren Vornamen noch nicht mal auf der Trauerfeier in Würzburg genannt wurden?
Das erste Opfer des 24-jährigen Somaliers ist die 49-jährige Brasilianerin Christiane H., die bei dem Versuch starb, ihre Tochter vor dem Gewalttäter zu schützen. Die Lehrerin war erst Anfang des Jahres mit ihrer 11-jährigen Tochter Akines nach Deutschland gekommen – wer weiß, vielleicht sogar, weil sie dachte, dass sie ihrer Tochter in Deutschland ein besseres, sichereres Leben bieten könnte. Am Freitag-Nachmittag waren Mutter und Tochter im Woolworth einkaufen, als Jibril A. unvermittelt Akines attackierte. Ihre Mutter warf sich schützend über sie und starb, noch während der Mann immer wieder durch ihren Körper hindurch stach und so auch die Tochter schwer verletzt haben soll.
Dass das Mädchen nicht tot ist, ist neben dem selbstlosen Einsatz der Mutter nur der Seniorin Johanna H. zu verdanken. Die 82-jährige griff trotz ihrer offensichtlichen körperlichen Unterlegenheit in die Situation ein, um den „Amokläufer“ von dem kleinen Mädchen abzulenken. Und es gelang ihr auch – Akina konnte schwer verletzt aus dem Laden fliehen, während sie verzweifelt „ich will noch nicht sterben!“ geschrien haben soll. Die 11-jährige, deren Vater in Brasilien ist, überlebt den Angriff schwer verletzt und bleibt wohl für immer traumatisiert. Johanna H. hatte nicht so viel Glück. Sie starb an den zahlreichen Messerstichen.
Auch die 24-jährige „lebensfrohe“ Studentin Steffi W. aus dem Landkreis Main-Spessart verlor so ihr Leben. Sie war gerade in der Woolworth-Filiale einkaufen, um sich ein Kleid und ein Geschenk für die Hochzeit ihrer besten Freundin zu kaufen, bei der sie Trauzeugin sein sollte. Jibril A. stach immer wieder auf Stefanie ein. Sie stürzte schwer verletzt aus dem Laden auf die Kaiserstraße und brach dann auf den Tramgleisen zusammen. Stefanie starb mit nur 24 Jahren. Die Hochzeitsfeier ihrer Freundin war für Sonntag geplant.
Auf der Straße vor dem Kaufhaus fanden Polizisten die tote Stefanie, die schwer verletzte Akina und einen 16-jährigen Jugendlichen, der ebenfalls lebensgefährliche Verletzungen aufwies. Neben den beiden Kindern verletzte Jabril A. drei weitere Frauen (39, 52 und 73) schwer und eine 26-Jährige sowie einen 57-jährigen Mann leicht. Von den Schwerverletzten haben die meisten inzwischen glücklicherweise das Schlimmste hinter sich, es hätte aber auch anders ausgehen können.
Die 73-jährige Ingrid L. kam grade aus der Sparkasse, als der Täter 13 mal auf sie einstach, er traf sie im Hals- und Rückenbereich und verfehlte ihre Hauptschlagader laut ihrem Sohn Thomas W. (56) nur um Millimeter. Glücklicherweise überlebte Ingrid L. dank einer Notoperation. Auch der Zustand der 39-jährigen Stefanie S. ist inzwischen stabil. Das Trauma wird sie und die anderen Überlebenden, genau wie die Augenzeugen und die Angehörigen, aber wohl ihr restliches Leben begleiten.
So wie sie die Tat nie vergessen werden können, sollten ihre Namen und Gesichter nicht vergessen werden, die auf offener Straße Opfer dieses Verbrechens wurden. Ihre Namen sind Christina H., Johanna H. und Stefanie W. Dem Tode verletzt entkommen sind Akines, Ingrid L., Stefanie S., eine noch unbekannte Frau und ein 16-jähriger Junge.