„Es ist eine Schande und beschämt mich zutiefst, wie sich Rassismus und Antisemitismus in unserem Land in diesen Zeiten äußern“, sagte Merkel.
Rassismus und Antisemitismus seien nie verschwunden gewesen. „Doch seit geraumer Zeit treten sie sichtbarer und enthemmter auf“, so die Bundeskanzlerin. Sie verwies auf Beleidigungen, Drohungen oder Verschwörungstheorien, die sich offen gegen jüdische Bürgerinnen und Bürger richteten. „In den sozialen Medien triefen viele Äußerungen geradezu vor Hass und Hetze. Dazu dürfen wir niemals schweigen.“
Schnell könnten Worte zu Taten werden, warnte Merkel. Als Beispiel führte sie den Anschlag auf die Synagoge in Halle im vergangenen Jahr an.
„Der Antisemitismus ist ein Angriff auf Menschen“, meint Merkel. Der Angriff richte sich gegen die Würde des einzelnen Menschen. Dies müsse laut der Kanzlerin entschieden bekämpft werden.
Erziehung und Bildung sowie die Bereitschaft zum Dialog seien die wichtigste Vorbeugung gegen Vorurteile, Rassismus und Antisemitismus. „Doch wo Bildung und Aufklärung nicht ausreichen, da ist der Rechtsstaat mit der ganzen Konsequenz unseres Strafrechts gefordert“, betonte Merkel.
Der Zentralrat der Juden in Deutschland war am 19. Juli 1950 in Frankfurt am Main gegründet worden. Als Dachorganisation vertritt er die politischen und gesellschaftlichen Interessen von 23 Landesverbänden und 105 jüdischen Gemeinden mit rund 100.000 Mitgliedern. Ab 1951 hatte der Zentralrat seinen Sitz in Düsseldorf, ab 1985 in Bonn und seit 1999 in Berlin, wo die Hauptverwaltung im Leo-Baeck-Haus untergebracht ist.
ao/mt/dpa