Schamanistische rituelle Zeremonie an heiliger Stätte. (Symbolbild)
Seit Beginn der Corona-Pandemie haben Fehlinformationen und Gerüchte in Verbindung mit dem Virus weltweit Hunderte Menschen das Leben gekostet. Tausende weitere mussten wegen der im Internet verbreiteten Falschinformationen im Krankenhaus behandelt werden, ergab eine im American Journal of Tropical Medicine and Hygiene veröffentlichte Studie.
Neben der Pandemie gebe es auch eine sogenannte Infodemie, warnen die Wissenschaftler unter anderem aus Australien, Thailand und Japan. Viele der überwiegend in sozialen Netzwerken verbreiteten falschen Behauptungen zur Bekämpfung des Coronavirus seien gefährlich und teilweise lebensbedrohlich, stellten die Forscher fest und warnten:
Gerüchte können sich als glaubwürdige Strategien zur Infektionsprävention und -kontrolle tarnen.
Dabei könnten sie "potenziell schwerwiegende Auswirkungen auf den Einzelnen und die Gemeinschaft haben, wenn sie evidenzbasierten Richtlinien vorgezogen werden".
So kostete der Konsum von hochkonzentriertem Alkohol für eine vermeintliche Desinfizierung des Körpers weltweit 800 Menschen das Leben. Mehr als 5.800 Personen landeten nach dem Verzehr von Methanol im Krankenhaus, 60 erblindeten. Das Trinken von Desinfektionsmitteln habe für zwei gesunde Männer in Katar lebensgefährliche Folgen gehabt. In Indien nahmen zwölf Menschen – darunter fünf Kinder – ein Getränk aus hochgiftigen Stechäpfeln zu sich. Sie hatten in sozialen Netzwerken ein Video gesehen, in dem die Pflanzen zur Immunisierung gegen Sars-CoV-2 beworben wurden. Alle wurden krank. Ebenfalls in Indien wurde das Gerücht verbreitet, der Konsum von Kuhdung oder -urin beuge einer Ansteckung vor. In Saudi-Arabien wurde Kamelurin mit Zitrone als Wunderwaffe gegen COVID-19 angepriesen.
Die Forscher untersuchten auch mögliche Folgen von Stigmatisierung. So hatte sich ein Mann in Indien das Leben genommen, weil er glaubte, mit Corona infiziert zu sein. Seine Familie sagte, er habe die mögliche Erkrankung als Schande empfunden und Schuldgefühle sowie Angst vor der Reaktion seiner Mitmenschen gehabt. Auch sei es seit Beginn der Pandemie vielerorts zu verbaler und physischer Gewalt gegenüber Menschen asiatischer Herkunft und Mitarbeitern des Gesundheitssystems gekommen, weil beide Gruppen für die Ausbreitung des Virus verantwortlich gemacht wurden.
Die Wissenschaftler forderten Regierungen und internationale Organisationen auf, Corona-Fehlinformationen im Internet besser zu überwachen, diese als falsch zu entlarven und "mit Social-Media-Unternehmen zusammenzuarbeiten, um korrekte Informationen zu verbreiten". Von mehr als 2.300 untersuchten Berichten aus 87 Ländern hätten sich 82 Prozent als falsch herausgestellt, so die Studie. Die meisten davon grassierten in Indien, den USA, China und Spanien.