In den folgenden Ausführungen möchte ich mich auf wenige Grundgedanken beschränken, die helfen mögen, das Problem zu beschreiben, das vom Coronavirus ausgelöst worden ist, und danach auf die möglichen Strategien zu sprechen kommen, wie man mit dem Problem fertig wird.
Das Problem
Es ist ein bis dato unbekanntes Virus (Covid-19, vulgo Corona) aufgetreten, das im normalen Umgang von Mensch zu Mensch ansteckend ist. In einer bislang umstrittenen Zahl von Fällen verläuft die so ausgelöste Krankheit tödlich. Ein zur Bekämpfung dieses Virus geeignetes Medikament ist nicht vorhanden. Hieraus folgt die Definition des Problems. Es lautet: Wie kriege ich die Situation so in den Griff, dass nicht zusätzlich Schäden entstehen, die weit über das hinausreichen, was an Schäden durch das Virus unmittelbar ausgelöst wird?
Mit andern Worten: Ich muss bei der Bekämpfung darauf zielen, dass durch die Bekämpfungsmaßnahmen nicht mehr Menschen geschädigt werden oder sogar zu Tode kommen als durch die Erkrankung infolge des Virus selbst. Gegen diese Problembeschreibung wird es sogleich die ersten Einwendungen geben. Die Opponenten werden es allerdings vermeiden, zur Sache selbst zu sprechen, sondern es wird viel von Humanitas die Rede sein. Der Leser kennt diese moralisierende Art zu argumentieren aus vorangegangenen Problemlagen (Klima, Zuwanderung, Atomenergie) zur Genüge. Wenn wir uns allerdings auf das zuvor definierte Problem konzentrieren, wird die Lösung einfacher, weil alles beiseite bleiben kann, was das Problem nicht ist. Ich nenne stellvertretend, was ich in den Medien an Diskussionsstoff angetroffen habe, ohne das jeweils weiter auszuwalzen, weil es Zeitverschwendung wäre.
Also, das Problem ist nicht, • ob das Virus natürlichen Ursprungs ist, oder ob es aus einer der Giftküchen der biologischen Kriegführung stammt • ob Donald Trump das Virus von der Leine der CIA oder einer anderen Monsterbehörde gelassen hat • ob das Virus in China von Doktor Xi aus dem Reagenzglas entlassen wurde • ob der undurchsichtige Wladimir Putin der Übeltäter war • ob das Virus von Gott gesandt wurde • ob es gerade jetzt an der Zeit ist, die AfD-Mitglieder aus dem öffentlichen Dienst zu entfernen • ob Krisenangst nur den Rechtspopulisten in die Hände spielt • ob man das Virus nur vorschiebt, um von den wirklichen Weltproblemen wie der Klimakatastrophe abzulenken • ob man über das Virus Witze machen darf.
Alle diese sicher grundlegenden Fragestellungen mögen auf den Tisch kommen, wenn die Sache überstanden sein sollte. Noch einmal: Alle diese Randdebatten helfen aktuell nichts. Im Gegenteil, sie verstellen den Blick auf das Wesentliche.
Der Kern des Problems
Im Zentrum der Fragestellung muss eine möglichst nüchterne Analyse des für möglich gehaltenen Schadens stehen. Das ist zwingend, sonst besteht die Gefahr, dass ich wertvolle Ressourcen an ein Dummy verschwende und hierbei unter Umständen mehr Schäden anrichte, als ich zu bekämpfen beabsichtige. An dieser Kernfrage werden sich bereits die Geister scheiden. Ich bin kein Mediziner, geschweige denn ein Virologe oder Epidemologe, aber ich kann Sachdarstellungen auf ihre Plausibilität hin untersuchen und dann zu einer Entscheidung der Kategorie akzeptabel/nicht akzeptabel kommen. Ich weiß, dass dieser Entscheidungsmodus unbeliebt ist, denn er geht davon aus, dass Schäden unabwendbar sind, wobei ich lediglich die Wahl habe, welche Art von Schäden ich in Kauf nehmen will und welche nicht.
Virologen beschreiben den möglichen Schadensverlauf der Virus-Infektion auf zwei unterschiedliche Arten: Ich nenne sie hier mit meinen Worten (1) Abriegelung, (2) Durchseuchung. (1) Das Abriegelungsmodell besagt, dass es gelingen könnte, mit strikter Quarantäne der gesamten Bevölkerung die Ausbreitung des Virus entscheidend zu verlangsamen, die Todesfälle zu reduzieren und die warme Jahreszeit zu erreichen. Unausgesprochen steht hinter diesem Modell, dass a) die Weiterverbreitung im Sommer von selbst stoppt und b) dass es gelingen werde, in absehbarer Zeit ein wirksames medizinisches Gegenmittel zu entwickeln und anzuwenden.
(2) Das Durchseuchungsmodell besagt, dass man das Virus nur stoppen könne, wenn möglichst breite Teile der Bevölkerung infiziert würden. Die Rede ist von 60 bis 70 Prozent. In diesem Fall würde eine Selbst-Immunisierung der Bevölkerung eintreten. Die hierbei auftretenden Todesfälle seien – wie bei jeder anderen Viren- oder Bakterien-Seuche auch – in Kauf zu nehmen. Die Zahl der zu erwartenden Toten sei überschaubar, da das Virus nur bei denjenigen tödlich wirke, die bereits wegen ihres geschädigten Immunsystems gegen keinerlei Gesundheitsherausforderung mehr gewappnet seien. Die Zahl der hiervon betroffenen Personen läge im Zehntel-Promillebereich der bislang Infizierten oder sogar noch darunter.
Hinter diesem Modell steht die Vorstellung, dass die erfolgreich überstandene Infizierung eine Selbst-Immunisierung bewirke. Ich werde nun im Folgenden beide Problembeschreibungen in mögliche Maßnahmen der politischen Praxis übertragen. Hierbei wird dem Leser auffallen, dass sich der Politikbetrieb in der westlichen Welt bereits für einen der beiden Lösungsansätze entschieden hat. Es bleibt jedem zur Beurteilung überlassen, ob das zum Erfolg führen kann und wie die Schadensbilanz danach aussehen wird.
Macht alles dicht – das Modell der Quarantäne in der politischen Praxis
Wir erleben im Augenblick, wie die Staaten der westlichen Welt das Quarantänemodell in die politische Praxis umsetzen. Hierzu gehört die Schließung der Staatsgrenzen – nur Deutschland beteiligt sich nicht konsequent (denn die Führerin will das nicht). So können, während ich diese Zeilen schreibe, Willkommensbürger aus dem Corona-Risikostaat Iran weiterhin ganz ungehindert via Frankfurt am Main ins gelobte Land einreisen. Zumindest ist es aber so, dass seit Tagen schon die Grenzen für eine Ausreise aus Deutschland durch die Anrainerstaaten dichtgemacht worden sind. Diese Ausreisesperre gilt auch für Nordamerika und von außerhalb der EU in die Union hinein.
Ob dieses Einreiseverbot in die EU auch für die sogenannten Flüchtlinge gilt, habe ich nicht herausfinden können. Vermutlich sucht die Kommission in Zusammenarbeit mit der deutschen Führerin noch nach einer europäischen Lösung, wobei im Moment die Tendenz erkennbar ist, dass außer Deutschland und Luxemburg niemand mehr weitere Einreisen wünscht.
Die Staatenquarantäne hat riesige Löcher, denn überall erlauben es die verschiedenen Nationalstaaten ihren Staatsangehörigen, in die Heimatländer zurückzukehren. Das entbehrt nicht der Komik, denn – wie man erfahren musste – ist das Virus ein gelehriger Schüler der One World Ideologie, das heißt, es hat keinen Pass und hält sich nicht an Nationalitäten. So reisen denn die Infizierten als Boten des Virus in ihre bislang verschonten Heimatländer zurück. Was wie ein schlechter Witz klingt, ist indessen Realität, denn es sind besonders die Arbeitnehmer aus dem grauen Arbeitsmarkt, die aus Deutschland plötzlich und unerwartet verschwinden, obwohl sie von niemandem hierzu aufgefordert worden sind.
Was der eine oder andere begrüßen mag, ist nicht zu Ende gedacht, denn ein empfindlicher Mangel im privaten Pflegebereich ist aktuell die Folge. Die Staatenquarantäne wirkt sich zum Beispiel unmittelbar auf den Tourismus aus. Was man belächeln mag, wird handfeste Folgen zeigen. Ich gehe davon aus, dass weite Teile der Tourismus-Branche im In- und Ausland in die Knie gehen werden. Zu deutsch: Sie machen Pleite. Betroffen sind Reisebüros und -veranstalter, Busunternehmen, Fluglinien, Flughäfen. Es folgen auf dem Fuße Hotelausstatter, Bus- und Flugzeughersteller. Das ist nur eine und zudem eine kleine Branche.
Es werden alsbald die deutschen Exportweltmeister nachziehen: Auto-, Chemie-, Maschinenbau. Das Produzieren auf Halde können sich unter den Unternehmen nur diejenigen leisten, die zu groß sind, um zu sterben. Die Staatenquarantäne hat auch ihr Gutes, was nicht verschwiegen werden soll. Der Nationalstaat ist am ehesten in der Lage, katastrophalen Binnenlagen durch rigorose Maßnahmen zu begegnen. Er besitzt in aller Regel die Autorität, die sich im Bedarfsfall auf Zwangsmittel stützt. Er besitzt noch etwas anderes, was in Deutschland – und eigentlich nur dort – seit Jahr und Tag verteufelt worden ist: Er besitzt die Möglichkeit, an den nationalen Gemeinsinn zu appellieren. Überall rundum in der westlichen Welt vernehmen wir solche Töne.
Nun, wir Deutschen haben halt das Pech, dass wir eine Kanzlerin haben, die das Zittern überfällt, wenn die Nationalhymne ertönt, und einen Bundespräsidenten, dem der Antifaschismus so sehr ans Herz gewachsen ist, dass er nicht weiß, dass es auch normale Deutsche gibt, die keinesfalls Antifas sein wollen, sondern nur Deutsche. Neben der Staatenquarantäne sehen wir nun, dass in Deutschland (und anderen Nationalstaaten) die Binnenquarantäne ausgerufen wird. Dies wird mit dem Hinweis flankiert, dass die Leute sich nicht gegenseitig anstecken, sondern von zu Hause aus ihrer Arbeit nachgehen sollen. Dieses Modell beinhaltet ziemlich sicher einen Denkfehler: Es gibt Arbeiten, die man von zu Hause aus nicht erledigen kann. Wer’s nicht glauben will, lese wenigstens die Pressemitteilung von VW, das Werk Wolfsburg und andere dicht zu machen.
Ich habe keine Ahnung, ob sich unsere Politlenker vorstellen, man könne VWs von zu Hause aus bauen. Ich habe auch keine Ahnung, ob sie die Vorstellungskraft besitzen, was das bedeutet, wenn VW dicht macht. VW ist einer der Riesen, die zu groß sind, um zu sterben. Aber hunderte von Zulieferern, mit zehntausenden von Arbeitern sind es nicht. Sie können und werden nicht auf Halde produzieren, sondern sie werden pleite gehen.
Schnell noch ein Blick auf die viel gepriesenen Heimarbeitsplätze. Die berühmte deutsche Dienstleistungsbranche wird, wenn die Industrie dicht macht, für essentielle Dienste mehr benötigt. Komplexe EDV-Lösungen – wofür? Produktwerbung – für welche? Vertrieb und Verkauf – was darf’s denn sein? Bleiben die gewohnten Dienstleistungen der Behörden. Die Bürger dürfen sicher sein, dass sie weiterhin Bußgeldbescheide erhalten, die Rundfunkgebühren zwangsvollstreckt werden und das Finanzamt Steuervorauszahlungen anfordern und durchsetzen wird, auch wenn die zugehörigen Betriebe stillstehen.
Die Kröten dürfen sicher sein, dass steuerbegünstigte Irre sie über die Straßen tragen, auch wenn der Kraftfahrzeugverkehr mager werden sollte. Das Große Mausohr (eine Fledermausart) wird in den Schornsteinen von VW nisten, und Verbotstafeln der Naturschutzbehörde werden das Betreten des Werksgeländes verbieten. In summa: Die Wohlstands- und Luxusverwaltung wird das Abbremsen beschleunigen. Das Interessante wird sein: Ist es möglich, eine zum Stillstand gebrachte Erwerbsgesellschaft wie einen abgeschalteten Computer wieder hochzufahren? Kein Mensch weiß das. Auch weiß keiner, wann das geschehen soll.
Während ich diese Zeilen schreibe (17. März 2020), verkündet der Neu-Guru, der Leiter des Robert-Koch-Instituts (ehedem Bundesgesundheitsamt), dass er von einer Quarantäne-Lösung von mindestens zwei Jahren ausgehe. Das mag immunologisch prächtig sein, realistisch ist dies nicht – unter keinem denkbaren Gesichtspunkt. Nach meiner Einschätzung steht spätestens in einem Monat die Abriegelungslösung auf dem Prüfstand des wirklichen Lebens. Unternimmt die Politik dann nichts Praxisverwertbares, wird ihr die Entscheidungs-Vorherrschaft aus der Hand genommen. Im allergünstigsten Falle werden die wenigen verbliebenen Unternehmungslustigen in unserm Land die Sache selbst in die Hand nehmen und auf das Gros der Reglementierungen pfeifen. Sie werden dann bald willige Mitmacher finden, denen das Hemd näher ist als der Rock. Eine offene Frage ist, ob die Vernunftbegabten das Wiederanfahren der produktiven Gesellschaft mit Gewalt erzwingen werden. Ich nehme es an.
Hilf dir selbst – das Verblassen der staatlichen Autorität
Das andere Modell, mit dem Virus fertig zu werden – ich sagte es weiter oben schon –, ist das Durchseuchungsmodell. Es bedeutet, die Infizierung weiter Teile des Volkes billigend in Kauf zu nehmen, beziehungsweise zu beschleunigen. Das Durchseuchungsmodell kommt bei uns, ob man nun will oder nicht, auf den Tisch, wenn das Quarantänemodell an seine Grenzen stößt, weil a) das Virus immer noch nicht tot ist und b) der ausgerufene Notstand in die unausweichliche lebensbedrohliche Notlage übergeht. Diese Notlage entsteht spätestens mit dem Zusammenbruch der bis dato bekannten Finanzmärkte. Ihr Kollaps steht aktuell drohend am Horizont. In dieser Situation die eigene Wirtschaft auf Null runterzufahren, kann eigentlich nur einem Berufslaien oder einem Hasardeur einfallen. Wenn dann also die Leute anfangen zu verhungern oder infolge des Zusammenbruchs der produktiven Gesellschaft Versorgungsengpässe und die althergebrachten Seuchen das Tagesgeschäft dominieren, wird sich die Quarantänelösung erledigt haben. In dem Moment redet kein Mensch mehr von den Risiken der Durchseuchung mit Corona, sondern sie findet einfach statt und wird hingenommen werden. Die Frage ist dann, ob es noch genügend staatliche Autorität gibt, um das Chaos zu steuern. Die Frage mag der Leser selbst beantworten.
Exkurs und Schlusswort – darf man über das Virus Witze machen?
Die Frage, ob man über das Virus Witze machen darf, ist eine Falle. Eine solche Frage stellt sich nämlich nur – und wird auch gestellt –, wenn der Fragesteller in den Bahnen einer totalitären Gesellschaft denkt. Nur die Totalitären brauchen ausufernde Tabuzonen wie die Luft zum Atmen. Hier ist das Witzemachen verboten. Im Dritten Reich sprach man bei schrillen Witzen von der Zersetzung der Wehrkraft. Auf die stand die Todesstrafe. Mal sehen, welchen Wortungeheuern wir an Stelle der Wehrkraftzersetzung in Kürze begegnen. Und welchen Zwangsmaßnahmen. Im Übrigen gilt: Kluge Politiklenker lassen sich die Witze erzählen, die im Volk umlaufen, denn diese sind ein untrügliches Stimmungsbarometer.
Die Faustformel lautet: Solange ein Volk Witze macht, ist es gesund. Und: Revolutionäre sind humorlos. Ich weiß schon, das erschießt sich den von den Witzen aufs Korn genommenen nicht unbedingt. Zu den besten Witzen der letzten Tage zähle ich: Peter Altmeier eröffnet Bundesklopapierrolle, und: Kanzlerin verspricht: Bevölkerungszahl wird gehalten (beides aus zellerzeitung.de, die zugehörigen zynischen Späße aus den Leserbriefen mag sich der Leser bei Interesse selber suchen). ©