Mehrere Tage saß eine Kinderkrankenschwester in Untersuchungshaft, weil sie im Verdacht stand, am Universitätsklinikum Ulm fünf Babys mit Morphium vergiftet zu haben. Nun ist sie wieder auf freiem Fuß. Der dringende Tatverdacht gegen die Frau beruhte auf einem Fund in ihrem Spind. Dort hatten die Ermittler eine Spritze gefunden, in der sich nach ersten Untersuchungen in der Muttermilch mutmaßlich auch Morphium befunden habe. Weitere Analysen bestätigten diesen Verdacht jedoch nicht, wie die Staatsanwaltschaft am Montag mitteilte.
Freilassung der Krankenschwester angeordnet - LKA räumt Fehler ein
Bei einer Pressekonferenz am Dienstag räumte das Landeskriminalamt (LKA) Fehler ein. Ein Lösungsmittel habe die Ermittler zunächst auf eine falsche Spur geführt, teilten Staatsanwaltschaft und LKA mit. Untersuchungen ergaben nach Angaben von Andrea Jacobsen-Bauer vom LKA, dass kleinste Mengen Morphium aus einem bei der Analyse verwendeten Lösungsmittel in die Spritze kamen.
Der Haftbefehl gegen die Frau wurde bereits am Sonntag aufgehoben. Diese hatte die Tatvorwürfe stets bestritten. Die Krankenschwester war am vergangenen Mittwoch wegen des Verdachts auf versuchten Totschlag und gefährliche Körperverletzung in Untersuchungshaft gekommen. Sie soll Säuglingen Medikamente verabreicht und sie damit in Lebensgefahr gebracht haben – so die ursprüngliche Annahme der Polizei, die sich nun nicht bestätigte. Der Haftbefehl wurde aufgehoben und die umgehende Freilassung der Frau angeordnet. Der Leiter der Ulmer Staatsanwaltschaft, Christof Lehr, drückte ihr sein Bedauern aus.
In Ulmer Klinikum waren Ende 2019 mehrere Babys wegen lebensbedrohlicher akuter Atemnot behandelt worden. In der Nacht zum 20. Dezember hatten die auf der Überwachungsstation der Neonatologie in einem Zimmer untergebrachten fünf Früh- und Neugeborenen, die zu dem Zeitpunkt zwischen einem Tag und einem Monat alt waren, nahezu gleichzeitig akute Atembeschwerden bekommen.
In Urinproben Rückstände des Beruhigungsmittels Morphium gefunden
Drei von ihnen schwebten in Lebensgefahr und mussten beatmet werden. Ihr Leben konnte nur durch das rasche Eingreifen des Personals gerettet werden, wie die Klinik mitteilte. Die Kinder werden nach ärztlicher Einschätzung keine Folgeschäden davontragen.
Erst Wochen nach den Notfällen hatten rechtsmedizinische Untersuchungen eine Morphium-Vergiftung als Ursache ergeben. Eine Viruserkrankung konnte zuvor ausgeschlossen werden. In Urinproben wurden jedoch Rückstände des Beruhigungsmittels Morphium gefunden.
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(rt/dpa)
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