Es könnte das Ende einer fast 150-jährigen Geschichte sein: In Finanzkreisen gilt die Deutsche Bank als nächster großer Krisenkandidat. Nun fordert deren Chefvolkswirt ein neues Banken-Rettungspaket in Höhe von 150 Milliarden Euro. Die Rechnung dafür begleichen soll der Steuerzahler. RT-Moderator Max Keiser warnt abermals davor, dass die Deutsche Bank zum zweiten Fall Lehman werden könnte. Die Krise von 2008 würde gegen einen solchen Zusammenbruch allerdings wie ein Picknick wirken.
Ein Tsunami rollt erst ganz langsam, fast unbemerkt, auf die Küste zu und türmt sich erst kurz vor dem Landgang zu einer riesigen Welle auf. Was ihr im Weg kommt, wird durch die Wucht der Welle erschlagen. Genauso ist es mit einer Finanzkrise: Ihr Entstehen erkennt man zunächst nur, wenn man genau hinschaut. Plötzlich wird das Rauschen lauter und dann werden zusammenbrechende Banken und Rettungspakete immer schneller zum alles dominierenden Thema.
Dass ein solcher Finanztsunami dabei sein könnte, sich seinen Weg zu bahnen, erscheint als immer wahrscheinlicher. Auf das ohnehin fragile Bankensystem wirkte das erfolgreiche Brexit-Referendum wie ein Schlag in die Magengrube. Probleme, die bis dato ignoriert und totgeschwiegen wurden, werden nun thematisiert und potenzieren sich.
Am deutlichsten ist dies zurzeit am italienischen Bankensektor zu bemerken. Die größten Geldhäuser des Landes stehen Medienberichten zufolge am Rande der Insolvenz. Kreditausfälle von bis zu 360 Milliarden Euro seien möglich. Allein in den Büchern der Traditionsbank Monte dei Paschi di Siena sind gemäß verdichteten Informationen über 40 Prozent der Kredite faul und müssen abgeschrieben werden. Während europäische Politiker Italiens Premierminister Matteo Renzi ermahnen, geltendes europäisches Recht anzuwenden und Bankkunden wie Gläubiger in die Pflicht zu nehmen, lehnt dieser einen sogenannten Bail-in ab. Zu groß wäre der Aufruhr, denn die Umsetzung des EU-Rechts, das einen solchen ermöglicht, könnte im Extremfall auch bedeuten, Sparer und Kleinanleger um bis zu 100 Prozent ihres Vermögens enteignen. Renzi will daher auf eigene Faust den vermeintlich bewährten Weg der Banken-„Rettung“ mittels Steuergelder gehen. Von einem solchen Plan versprechen sich die politisch Verantwortlichen ein vergleichsweise geringeres Maß an Volkszorn.
Doch kaum findet die Schieflage italienischer Banken ihren Weg in die Medien, wird auch schon deutlich, dass diese nur den Gipfel des Eisberges darstellen. Neben dem Schweizer Finanzriesen Credit Suisse wird verstärkt auch die Deutsche Bank als nächster großer Ausfallskandidat genannt. Kurz nach dem Brexit-Votum wurde bekannt, dass der Spekulant George Soros derzeit in großem Stil gegen das deutsche Institut wettet.
RT-Finanzanalyst Max Keiser hatte schon im Mai 2016 davor gewarnt, dass sich die Großbank zu einem zweiten Fall Lehman entwickeln könnte.
In der aktuellen Ausgabe seiner RT-Show greift Keiser diese Prognose wieder auf. Technisch gesehen sei die Deutsche Bank insolvent und werde nur noch künstlich am Leben gehalten. Gegen einen Zusammenbruch dieses Geldhauses würde das Ende von Lehman jedoch wie ein Picknick wirken, so Keiser. Das gesamte Finanzsystem könnte in diesem Szenario mit in den Abgrund gerissen werden.
Dass all diese Szenarien viel weniger spekulativ sein könnten, als sie klingen mögen und durchaus im Bereich des Wahrscheinlichen liegen, zeigt sich auch am rapide fallenden Aktienkurs des Unternehmens und an den Reaktionen vonseiten der Bank. Deren Chefvolkswirt David Folkerts-Landau forderte am Wochenende in verschiedenen deutschen Medien ein neues „Rettungspaket“ in Höhe von 150 Milliarden Euro. Dies könnte nur ein erster Vorstoß sein. Im Zuge der letzten großen Finanzkrise stützte der deutsche Fiskus die Geldinstitute mit insgesamt 236 Milliarden Euro. Vor allem ist Folkerts-Landaus Forderung aber auch als Eingeständnis dahingehend zu werten, dass die Lage im Bankensektor alles andere als rosig ist. Kein Wunder: Banken aus Deutschland sind nach französischen Geldhäusern der zweitgrößte Gläubiger italienischer Schuldtitel.
Der Börsenwert des Unternehmens notiert derzeit entsprechend auch auf einem neuen Allzeit-Tief:
Bereits unter dem Abgrund: Der Aktienkurs der Deutschen Bank. Quelle: finanzen.net
Max Keiser betont, der nächste Zusammenbruch wird so sicher kommen, wie auf den Tag die Nacht folgt. Seit dem Ende des Jahres 2008 sei nichts getan worden, um einen neuen Crash zu verhindern. Stattdessen seien Debatten über grundlegend erforderliche Maßnahmen nur sieben bis acht Jahre in die Zukunft verschoben worden. „Und an diesem Punkt stehen wir jetzt“, so der Finanzexperte.