Sonneberg: Der neue Landrat Robert Sesselmann mit Björn Höcke und Bundesparteichef Tino Chrupalla
Was ist für die etablierten Parteien noch schlimmer als der Klimawandel oder ein geplanter Einmarsch Putins in Berlin? Ein Wahlerfolg der AfD! Eigentlich wollte ich an dieser Stelle eine Hitliste der apokalyptischsten Tweets erstellen, aber ich konnte mich einfach nicht entscheiden. Robert Sesselmanns Wahl zum Landrat bringt die sozialen Medien zum Kochen – die üblichen Verdächtigen prophezeien einmal wieder das Wiedererstarken des Dritten Reiches. Neben Ralf Stegner und Sawsan Chebli wurden auch Josef Schuster und Charlotte Knobloch reanimiert, welche die Gefahr für die Juden in Deutschland durch die AfD beschworen. Im Vorfeld der Stichwahl lockte man sogar Jörg Meuthen mit der Aussicht auf ein wenig Rache noch einmal aus der Versenkung, der vor der Gefährdung des Wirtschaftsstandorts Deutschland durch die “Höcke-AfD” warnen durfte: Keine vernünftige Fachkraft würde sich mehr in unser Land trauen. Darf er jetzt bei seinem Lieblingsitaliener wenigstens wieder am Katzentisch essen?
In welcher Parallelwelt leben diese Menschen bloß? Deutschland ist seit Jahren für hochkarätige Fachkräfte nicht mehr interessant, weil die Arbeitsbedingungen unattraktiv geworden sind – inklusive der technischen Ausstattung. Einmal ganz davon abgesehen, dass die AfD gegen diese Art der Einwanderung gar nichts einzuwenden hat, war es die Forschungsfeindlichkeit der Regierung Merkel, welche diese Situation geschaffen hat! Es war mir immer ein Rätsel, wie ausgerechnet eine Physikerin so uninteressiert an der Entwicklung eines High-Tech-Standorts Deutschland sein konnte. Lockdown und Energiewende gaben Deutschland dann den Rest. Das müsste auch ein Herr Meuthen wissen.
Und was die Juden in Deutschland angeht, so können wir froh sein, dass die meisten von uns nicht mehr von Schuster und Knobloch vertreten werden – obwohl die Medien anderes suggerieren. Ganz ernsthaft: Was sollen Juden in Deutschland von der AfD zu befürchten haben? Die meisten von uns haben ganz andere Sorgen: Sie fürchten sich nämlich vor der fortschreitenden Islamisierung. Und dabei geht es nicht um den türkischen Nachbarn, sondern um immer mehr antisemitisch sozialisierte Einwanderer aus Nahost. Die Kritik an dieser Entwicklung drehen sich Schuster und Knobloch fein hin: Es sei “Fremdenhass”, der letztlich zu Antisemitismus führe. Da kann man nur sagen: Der Antisemitismus tanzt schon fröhlich vor eurer Nase! Man will ihn nur nicht sehen – weil dann Liebesentzug von der Bundesregierung und den “Wir haben uns alle lieb!”-Verbänden droht. Und das ist für die Schusters und Knoblochs ebenso schwer zu verwinden wie der Rauswurf, den Jörg Meuthen bei seinem Edelitaliener erfahren hat. Ob jüdisch oder nichtjüdisch: Bei der Ablieferung der gewünschten Botschaft geht es um den Status, den keiner verlieren will. Das ist eine stärkere Motivation als jede Belohnung.
Dabei ist Robert Sesselmann so weit vom Extremismus entfernt wie sein Berufskollege, Serienanwalt Matlock, von Godzilla: In der Fraktion kümmert er sich um Kommunalpolitik – es passt also alles gut zusammen. Die Erde hat sich nicht aufgetan und Sonneberg verschluckt. Es ist auch nichts davon bekannt, dass es dort ein erhöhtes Blitzaufkommen gegeben hätte. Denn im Gegensatz zu dem, was unsere Unheilspropheten behaupten, hat die Demokratie funktioniert. Dabei hatte ich schon Schlimmstes befürchtet – irgendeinen Taschenspielertrick, um das Ruder noch herumzureißen. Kathrin Göring-Eckhard und Sawsan Chebli, die sich tränenüberströmt vor die Wahlurnen werfen und die Bürger anflehen, Sonneberg nicht der Verdammnis preiszugeben zum Beispiel. Oder Angela Merkel in einem alten Sherman-Panzer, finster drohend, alles wieder “rückgängig” zu machen. Oder einfach einen links-grünen Pfarrer, der auf Stimmenfang durch die Gemeinde zieht.
Der Gegenseite geht langsam die Munition aus – daher startet sie jetzt noch einmal eine Großoffensive. Dabei wurde und wird – wie üblich – keinerlei sachliches Argument ins Feld geführt. Man führt sich nachgerade auf wie ein aufgescheuchter Hühnerstall – und präsentiert sich zumindest ebenso kopflos.