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Zwei Mal 1939

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Autor: Jürgen Elsässer
Quelle: https://www.compact-online.de/...
2022-03-26, Ansichten 780
Zwei Mal 1939

Die aktuelle Situation ähnelt der Lage vor dem Zweiten Weltkrieg – allerdings nicht mit Putin in der Rolle von Hitler, wie die westliche Propaganda behauptet. Es folgt ein Auszug aus dem Artikel „Zwei Mal 1939″. Ungekürzt lesen Sie ihn in der brandaktuellen April-Ausgabe von COMPACT: “Raus aus der NATO – Für einen Friedensvertrag mit Russland”. Ab heute am Kiosk –  oder hier bestellen

_von Jürgen Elsässer

In der Sommerschwüle des Jahres 1939 dräute das Gewitter des Krieges wie im Frühjahr 2022. Die Konstellationen sind vergleichbar, wenn sich die beteiligten Machtgruppen auch etwas anders
zusammensetzen. Zweierlei Aktualisierungen sind vorstellbar. Bei beiden ist klar, dass Putin, anders als in unseren Medien behauptet, nicht mit Hitler vergleichbar ist und dass das aktuelle Deutschland im Bündnis mit den Westmächten steht.

Der Unterschied zwischen beiden Szenarios betrifft die Rolle der Ukraine. Ukraine wie NS-Deutschland In dem einen Szenario, das auch mit der Moskauer Interpretation Schnittmengen hat, sitzen die aktuellen Faschisten nicht wie 1939 in Berlin, sondern in Kiew. Damals wie heute hatten die Angloamerikaner kein Interesse daran, die Nationalsozialisten in ihrer Hemisphäre stark werden zu lassen, sondern auf Russland zu hetzen.

Im Rahmen der sogenannten Beschwichtigungspolitik tat Großbritannien als führende Weltmacht ab Mitte der 1930er Jahre alles, um Hitler von seiner Frontstellung gegen den Westen abzubringen und nach Osten in Marsch zu setzen. Die Besetzung des Rheinlandes, der Anschluss Österreichs, die sogenannte Heimholung des Sudetengebietes, die Zerschlagung der «Rest-Tschechei» – alles wurde freundlich hingenommen, nur um Hitler bei Laune zu halten.

Unvergessen die Zuspitzung im Herbst 1938: Als die deutsche Generalität in guter patriotischer Überzeugung den Marsch in den Wahnsinn verhindern und gegen Hitler putschen wollte, verweigerte London jede Unterstützung. Wenige Wochen später gab Premier Neville Chamberlain dem NS-Staat im Münchner Abkommen freie Hand beim Zugriff auf die Tschechoslowakei.

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Polnisches Propagandaposter, 1939: Edward Rydz-Smigly war der militärische Oberbefehlshaber des Landes. Foto: World History Archive

Als er nach London zurückkam und aus dem Flugzeug stieg, präsentierte er den unterschriebenen Vertrag mit fröhlicher Miene und faselte von «Peace for our time» – als ob er den Frieden mit diesem Fetzen Papier gesichert hätte. In der Rolle seines grinsenden Wiedergängers agierte 2014 der damalige Außenminister Frank-Walter Steinmeier:

Er handelte am 21. Februar die Übereinkunft zur friedlichen Machtteilung in Kiew und am 17. April das Genfer Abkommen zur Entwaffnung der Milizen auf beiden Seiten aus, und beide Male verkündete er der Öffentlichkeit, das sei ein wichtiger Schritt zur Eindämmung, wenn nicht Lösung des Konflikts. Aber beide Abkommen wurden von Kiew in den Papierkorb geworfen. Dem Vertrag vom 21. Februar 2014 folgte der Putsch vom 22. Februar 2014.

Das Abkommen vom 17. April wurde trickreich dadurch erfüllt, dass die Putsch-Regierung die meisten rechtsradikalen Milizen zwar aufgelöst – aber ebenso flugs in die reguläre Armee eingegliedert hat. Die verbreitete Auffassung, dass Faschismus eine Art übersteigerter Nationalismus ist, lässt sich am Beispiel der Ukraine leicht falsifizieren.

Bei den Präsidentschaftswahlen am 25. Mai 2014 erhielt Swoboda-Kandidat Oleh Tjahnybok gerade 1,16 Prozent der Stimmen, der Frontmann des Rechten Sektors Dmytro Jarosch sogar nur 0,7 Prozent. Trotzdem wurden diese Kräfte in der Folge nicht entmachtet: Swoboda stellt weiterhin mehrere Minister in der Regierung, der Rechte Sektor eine starke Fraktion in den Sicherheitsorganen.

Bei den Parlamentswahlen 2019 lief es nicht besser: Obwohl sich alle relevanten Rechtsparteien (nicht nur die radikalen) zusammengeschlossen hatten, sank ihr Anteil um 4,3 Prozent beziehungsweise von knapp über einer Million Stimmen auf nur noch 316.000. Insgesamt war der Urnengang ein Triumph für Wolodymyr Selenskis gerade erst gegründete Partei Diener des Volkes.

Sie erhielt über 43 Prozent und konnte allein die Regierung bilden. Der Erfolg verdankte sich seinem vergleichsweise gemäßigten Programm. Den Beitritt zur EU und auch zur NATO hielt er zwar für richtig. Aber bei ihm soll das nur über ein Volksreferendum gehen, für seinen Vorgänger Petro Poroschenko war der Weg dagegen alternativlos gewesen.

Selenski war damals auch sichtlich bemüht, die Ukrainer wiederzuvereinigen, während sein Vorgänger alles getan hatte, um sie durch Sprache (Ukrainisch gegen Russisch) und durch Religion (zwei Konfessionen der orthodoxen Kirche wurden aufeinandergehetzt) zu trennen. Aber die Nazi-Kräfte behielten dennoch über ihre militärische Stärke in der regulären Armee ihren Einfluss und griffen die prorussischen Separatistengebiete im Osten weiter an (…) Ende des Auszugs.

Lesen Sie den Artikel vollständig in der April-Ausgabe von COMPACT: “Raus aus der NATO – Für einen Friedensvertrag mit Russland”. Ab heute am Kiosk –  oder hier bestellen


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