Bitcoin: Gigantische Betrugskampagnen im Namen von Elon Musk und Tesla
von Günther Strauß
Was geht eigentlich im Kopf von Elon Musk vor? Das fragen sich sehr viele Menschen, und zwar nicht nur, weil der gebürtige Südafrikaner der Chef von gleich zwei der wertvollsten Unternehmen der Welt ist, nämlich von Tesla und SpaceX. Trotz seiner riesigen Erfolge als Entrepreneur wirkt Musk oft erstaunlich labil.
Im August 2018 gab er der New York Times ein ungewöhnlich offenherziges Interview, das Fragen nach seinem gesundheitlichen Zustand aufwarf. Musk berichtete darin, dass er 120 Stunden in der Woche arbeite, seit dem Jahr 2001 nie Urlaub gemacht und in diesem Jahr sogar seinen Geburtstag in der Firma verbracht habe. Ruhe finde er nur noch mit Hilfe des Schlafmittels Ambien, das er mit Rotwein mixe. Während des Gesprächs, so berichtet es die Zeitung, seien Musk mehrfach die Tränen gekommen.
Solche emotionalen Geständnisse bedeuten freilich nicht, dass der Unternehmer nicht kurze Zeit später wieder obenauf ist und sich mit angriffslustigen Wortmeldungen über den Kurznachrichtendienst Twitter meldet. Allerdings ist auch das dann oft wieder hochproblematisch, denn Musk nutzt den Kultstatus, den er bei seinen knapp 50 Millionen Followern genießt, um die Kurse von Kryptowährungen und Aktien in einem Ausmaß zu manipulieren, der bei jedem anderen wohl schon die Börsenaufsicht SEC auf den Plan gerufen hätte.
Im ersten Halbjahr 2021 trieb Musk es besonders wild. Es begann damit, dass der Tesla-Chef im Januar den Hashtag #Bitcoin in sein Twitter-Profil aufnahm. Es folgten zahlreiche Tweets, in denen er Werbung für Kryptos machte und den Boom um das digitale Geld erst so richtig befeuerte.
Zu seinem eigenen Schaden war das sicherlich nicht. Der im April vorgestellte Quartalsbericht von Tesla für das erste Vierteljahr 2021 war beispielsweise massiv durch Nebengeschäfte aufgepumpt worden, die nichts mit dem Bau von Elektroautos zu tun hatten. Dabei ging es nicht mehr – wie sonst eigentlich immer in der Vergangenheit – um Gewinne aus dem Handel mit Abgaszertifikaten, sondern auch um realisierte Kursgewinne in dreistelliger Millionenhöhe durch Bitcoin-Verkäufe .
Noch skurriler wirkte der von Musk maßgeblich mitentfachte Hype um die Spaß-Kryptowährung Dogecoin, die keinen inneren Wert besitzt, weil sie im Gegensatz zum Bitcoin beliebig inflationierbar ist. Dennoch schaffte es Musk mit seinen Tweets, den Kurs von einigen wenigen Cent auf am Scheitelpunkt immerhin 0,70 US-Dollar hochzutreiben.
Im Mai legte Musk dann plötzlich eine 180-Grad-Wende hin. Die erst zwei Monate zuvor von Tesla eingeführte Möglichkeit, die Fahrzeuge des E-Autobauers auch mit Bitcoin zu bezahlen, wurde wieder zurückgenommen. Musk begründete dies mit der schlechten Energiebilanz der Kryptowährung, zu deren Erschaffung – dem sogenannten Mining – ungeheuer komplexe Rechenvorgänge notwendig sind.
Die Folge war ein Crash an den Kryptowährungsmärkten, bei dem sich der Bitcoin-Kurs von seinem Hochpunkt aus betrachtet teilweise mehr als halbierte. Vor wenigen Tagen legte Musk dann nochmals nach und verkündete, Tesla werde Bitcoins erst dann wieder akzeptieren, wenn sich die Energiebilanz der Kryptowährung verbessert habe.
Die gespielte Naivität, mit der Musk solche Statements vorbringt, muss ihm dabei niemand abnehmen. Über die enormen Energiemengen, die für das Schürfen neuer Bitcoins nötig sind, wird schon seit Jahren in allen großen Medien berichtet und auch Musk ist sicherlich nicht erst vorgestern auf dieses Thema gestoßen.
Bleibt die Frage, warum die US-Börsenaufsicht SEC bislang noch nicht gegen diese ganz offensichtlichen Kursmanipulationen eingeschritten ist. Oder ist Musk mittlerweile so mächtig geworden, dass es niemanden mehr gibt, der sich mit ihm anlegen will?