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Gossen-GEZ-TV: Jan Böhmermann an Seehofer: „F*** Dich, Opa!“

swaine1988
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Autor: Kristin von Appen
Quelle: https://www.compact-online.de/...
2020-09-19, Ansichten 874
Gossen-GEZ-TV: Jan Böhmermann an Seehofer: „F*** Dich, Opa!“

Es ist nicht das erste Mal, dass sich der sogenannte Comedian Jan Böhmermann im Ton vergreift: Man erinnere sich an sein Erdogan-Schmähgedicht – eine Aneinanderreihung von primitiven, schmuddelsexuell konnotierten Unterstellungen –, mit dem er fast eine Regierungskrise und diplomatische Verwicklungen ausgelöst hätte. Nun wurde der überschätzte Macher der ZDF-Formate „Neo Magazin Royale” und „Magazin Royale” erneut unflätig. Er riet Innenminister Horst Seehofer: „Fick Dich, Opa!“

Ausgerechnet der Mann, der häufig „Hausverbot“ in seinem „digitalen Kleinkunsttheater”, Twitter, erteilen müsse, der seit einigen Jahren rund 14.000 Accounts blockierte, wenn ihm bei diesen Reizwörter wie „Gutmensch“, „links-grün-versifft“, „Zwangsgebühr“ oder „Systemling“ auffielen, und weil er kein „Gift“ in seinem Feed haben wolle, spritzt mit Verbal-Arsen nur so um sich.

„Da ist für mich die Idee zusammengebrochen, dass das Internet ein Ort sei, wo alle miteinander kommunizieren. 2015 entlud sich in diesem Medium, was sich in der Wirklichkeit angestaut hatte: der Hass“, so Böhmermann gegenüber dem Nachrichtendienst rnd. Und weiter sagt der Mann, der ein dickes Fell hat im Austeilen gegen andere, eine dünne Haut aber, sobald Kritik an ihm selbst geübt wird: „Viele Menschen zeigten ihre Ablehnung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung und ihrer Institutionen durch Sprache“, so der 39-Jährige.

Derer er sich – in bewährtem Gossen-Jargon – bedient mit seinem favorisierten Griff in die sexuelle Kiste, adressiert an den Bundesinnenminister. Dabei tickt der ähnlich wie Böhmermann mit seiner Feststellung, „eine Enthemmung der Worte“ führe „unweigerlich zu einer Enthemmung der Taten und zu Gewaltexzessen“. Die hatte Seehofer im Hinblick auf die Ausschreitungen in Stuttgart vom 21. Juni und im Kontext der TAZ-Kolumne getroffen, in der eine „Autorin“ über die Abschaffung der Polizei und ihre Entsorgung auf Mülldeponien polemisiert hatte.

Womit sich zwei Gründe für Böhmermanns Angriff auf Seehofer erklären: Einerseits dessen in Erwägung gezogene Strafanzeige gegen die TAZ, die Böhmermann „einer liberalen Demokratie“ für „unwürdig“, als „autoritären Willkürakt“ und als „Angriff auf die Pressefreiheit“ befand. Mit dieser „gefährlichen Effekthascherei“ beschädige Horst Seehofer „das Vertrauen in den Staat“.

Und andererseits verübelt ihm Böhmermann scheinbar dessen Vertrauen in die Polizei, die er ihr mit Verweigerung der von Linken und Grünen geforderten „Studien zu Rassismus bei der Polizei“ zollt. Trotz der zum „Rechtsextremismus-Skandal“ hochgejubelten Vorfälle – gegen 30 von insgesamt 42.000 Polizisten (0,07 Prozent) in NRW werden Vorwürfe wegen rechtsextremer Umtriebe erhoben, allesamt wurden nach Angaben des Innenministers vom Dienst suspendiert, gegen 14 laufen Disziplinarverfahren mit dem Ziel der Entfernung aus dem Dienst, gegen zwölf wird strafrechtlich ermittelt –, sieht Seehofer keine Notwendigkeit für „wissenschaftliche“ Untersuchungen zu rassistischen Vorurteilen bei der Polizei. Er wehrt sich gegen einen Generalverdacht. Stattdessen sei er überzeugt, „dass die überwältigende Mehrheit unserer Polizistinnen und Polizisten solche Machenschaften ablehnen“. Diese Mehrheit stehe „zweifelsfrei zu unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung“.

Das ging Böhmermann offensichtlich gegen den Strich. Er hat sich über Seehofers Aussage zum Skandal um Chatgruppen mit rechtsextremen Inhalten bei der Polizei in NRW geärgert – und sich inspiriert gefühlt für seine unverschämte Bemerkung, die er inzwischen aus seinem Twitter-Account gelöscht hat. Nun ist er „traurig und verzweifelt“, wie er gestand. Er kriecht zu Kreuze und verteidigt die Polizei: „Ich hab vor Wut drei schlimme Wörter über Horst Seehofer getwittert. Egal, woran du glaubst oder woher deine Eltern stammen: Menschen sollen der Polizei vertrauen können und sich nicht vor ihr fürchten müssen.”

Fürchten muss sich auch das ZDF nicht – weder vor der Polizei, noch vor Sanktionen, geschweige denn vor dem Verlust verärgerter Zuschauer, die für diese Hetze dank staatlich abgesegneter Raubrittersteuer auch noch zahlen müssen. Es verteidigt seine „Star“-gewordene Zumutung für jeden Bürger mit Niveau gegenüber der Bild-Zeitung: „Der Tweet ist erkennbar spontan aus persönlicher Betroffenheit entstanden”, so ein Sprecher; die Wortwahl sei aber indiskutabel.

Indiskutabel ist für den Sender aber nicht Böhmermanns Pöbelei gegenüber Dieter Nuhr: „Fresse halten”. Auch nicht seine an Heinz-Christian Strache gewandte Hatespeech: „Ich will Dich brennen sehen.” Wie viel Hassrede hat Platz bei ARD und ZDF? „Spontane persönliche Betroffenheit“? Diese faule Ausrede sollte man sich merken, wenn man einmal in ähnliche Rechtfertigungsnot gerät…


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