Die Personalsituation verbesserte sich demnach in den vergangenen Jahren. Allerdings hätten zum Erhebungsstichtag im Jahr 2019 für 74 Prozent der Kindergarten- und Krippenkinder weniger Fachkräfte zur Verfügung gestanden, als den Expertenempfehlungen entspreche.
Darüber hinaus seien in mehr als der Hälfte aller Einrichtungen die Gruppen zu groß, ergab die Recherche. Im bundesweiten Durchschnitt kümmerte sich demzufolge zum Stichtag der Erhebung im März 2019 in einer Krippe eine Fachkraft um 4,2 Kleinkinder. In den Kindergartengruppen für die Älteren komme eine Erzieherin auf 8,8 Kinder.
Die tatsächliche Betreuungssituation sei dabei häufig noch angespannter, hob die Stiftung hervor. Unbesetzte Stellen, Zeiten für Aufgaben außerhalb der Gruppe oder ausfallende Kollegen wegen Urlaub, Fortbildung oder Krankheit seien gar nicht erfasst.
Unter diesen Bedingungen könnten Kitas ihren Bildungsauftrag nicht oder nur eingeschränkt umsetzen, so die Kritik.
„Ist eine Fachkraft für zu viele Kinder zuständig, kann sie nicht auf die Bedürfnisse der einzelnen eingehen, die Persönlichkeitsentwicklung oder den familiären Hintergrund betrachten“, zitiert die DPA Anette Stein, bei der Stiftung verantwortlich für den Bereich frühkindliche Bildung.
Individuelle Förderung bleibe auf der Strecke: „Dann reden wir über reine Betreuungsleistung mit Auswirkungen auf die Sprachentwicklung, Motorik und das Wohlbefinden der Kinder.“
Zwar sei die Schaffung von Kitaplätzen in den vergangenen Jahren erfolgreich vorangetrieben worden, deutliche Unterschiede zwischen ost- und westdeutschen Bundesländern bleiben aber sichtbar, warnen die Experten.
Laut ihren Angaben haben Gruppen im Osten tendenziell häufiger eine kindgerechte Größe. Die Personalschlüssel seien trotzdem weiterhin schlechter als in vielen westdeutschen Ländern. Andererseits sei das Qualifikationsniveau des Personals im Osten höher.
mo/sb/dpa