Demonstration von Mitarbeitern von Vergnügungsstätten auf Mallorca, 15. Juli 2020
Aufgrund von Ballermann-Partys, bei denen die Corona-Regeln eklatant missachtet wurden, hat die Regionalregierung der Balearen in Spanien beschlossen, sämtliche Vergnügungslokale in einigen bei deutschen und britischen Touristen beliebten Straßen vorerst für zwei Monate zu schließen. Der in Mallorca ansässige Deutsche Sven Gonzalez, der ein Geschäft für die Vermietung von Motor- und Fahrrädern betreibt, kann die Entscheidung der Regionalregierung nicht nachvollziehen.
Die Entscheidung der Regionalregierung habe zu schnell entschieden und die ortsansässigen Gastronomen nicht genügend in die Entscheidungsfindung einbezogen. Den Betroffenen drohe nun Arbeitslosigkeit. Ohnehin seien die Gastronomen nicht für das Fehlverhalten der Touristen verantwortlich. Die Polizei hätte die Verstöße unterbinden müssen, so Gonzalez.
Betroffen von der Entscheidung der Regionalregierung sind unter anderem die sogenannten "Bier-" und "Schinkenstraßen", die – wie der Name andeutet – besonders bei deutschen Mallorca-Besuchern beliebt sind. Zudem soll die Punta Ballena in Magaluf geschlossen werden. Dort finden sich vor allem britische Touristen ein.
Lokale Medien, darunter etwa die Zeitung Última Hora, hatten sich über das mutmaßlich "chaotische" Verhalten der britischen und deutschen Touristen empört. Andere konnten allerdings die Aufregung nicht verstehen und kritisierten, dass die Vorfälle übertrieben wurden.
Auch deutsche Politiker, etwa Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU), meldeten sich zu Wort und warnten vor der Gefahr der Verbreitung des Coronavirus bei solchen Zusammenkünften. Spahn warnte in diesem Zusammenhang erneut vor der angeblichen Gefahr einer "zweiten Welle":
Wir müssen aufpassen, dass der Ballermann nicht ein zweites Ischgl wird.
Auch Außenminister Heiko Maas (SPD) warnte vor dem Hintergrund des Geschehens auf Mallorca vor neuen Reisebeschränkungen:
Uns ist es gerade erst gelungen, in Europa die Grenzen wieder zu öffnen. Das dürfen wir jetzt nicht durch leichtsinniges Verhalten aufs Spiel setzen.
Der balearische Tourismusminister Iago Negueruela nannte die Touristen "asozial":
Wir wollen diese asozialen Touristen hier nicht haben. Sie sollen nicht kommen", erklärte der Minister der sozialdemokratischen PSOE.
Andere Regierungsvertreter machten die Ladenbesitzer für das angebliche Fehlverhalten der Touristen verantwortlich, so etwa Verwaltungsministerin Isabel Castro.