_ von Andreas Emerald.
Wollen uns die Grünen nun auch noch per Corona den Appetit auf alles Fleischliche vermiesen? Dass die Verbotspartei um ihren Bundessitzenden Robert Habeck militante Verfechter der veganen Küche sind, ist längst kein Geheimnis mehr. Dass wir alle jetzt auch noch einen Corona-Scan beim Fleischeinkauf benötigen, jedoch schon. Ein schlechtes Gewissen sollte uns in Hinblick auf Mensch und Tier ohnehin schon längst beim Einkauf ereilen. Mit diesem Thema, noch genauer unter dem Titel „Corona im Schlachthof: Sind uns Menschen und Tiere Wurst“, firmierte die ARD-Talkshow „Hart aber fair“ vom Montagabend. In rund 75 Minuten ging es da um einen Mischmasch aus kapitalistischer Ausbeute, infizierten Leiharbeitern aus Rumänien, Werksverträgen, artgerechter Tierhaltung, Preisdumping und der scheinbaren Tatsache, warum der Verbraucher am Ende immer der Dumme ist.
Das Wichtigste kam wie immer zur fortgeschrittenen Stunde: Nämlich die Frage nach der artgerechten Tierhaltung, die laut der Sendung schon seit Jahrzehnten zu wünschen übrig lässt. Auf einer Fläche von gerade mal 0,75 Quadratmeter, dem so genannten Kastenstand, werden unzählige Schweine, die in ihrem Leben nie das Tageslicht gesehen haben, gehalten. Dieser Umstand ist der Tatsache geschuldet, dass die hohe Politik in Sachen Massentierhaltung nichts anderes tut, als rumzueiern: Seit 1992 ist in Bezug auf eine vergrößerte Haltungsfläche nichts mehr passiert. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) versprach Verbesserung und gab eine Zeitspanne von zehn Jahren dafür voraus. Allein 55,1 Millionen solcher künstlich hochgezüchteten Schweine müssen pro Jahr sterben – die Branche selbst macht einen jährlichen Umsatz von 45,7 Milliarden damit. Was im Supermarkt zu finden ist, sind etwa 88 Prozent an so genanntem Billigfleisch, das wiederum von 73 Prozent aller Kunden gekauft wird. Selbst als bekannt gemacht wurde, unter welchen erbärmlichen Bedingungen die Tiere gehalten werden, riss der Konsumfaden nicht ab.
Ein Hoffnungsschimmer für Fleischgegner wie Habeck bleibt dennoch, denn was die Vernunft und die Tierliebe nicht regeln, kann vielleicht die Angst vor Corona richten. Anscheinend hätten sich über 1200 Leiharbeiter in ganz Deutschland infiziert, was auch auf eine gewisse „Käfighaltung“ oder besser: den verengten Platzverhältnissen in den Betrieben zurückzuführen ist. Alles Beispiel für eine erhöhte Corona-Schlagzahl wurden unter anderem eine Fleischfirma in Birkenfeld bei Pforzheim oder ein Schlachthof im westphälischen Coesfeld genannt. Im Verlauf der Sendung ist allerdings gerade mal von zehn Betrieben in ganz Deutschland die Rede, bei denen sich vorwiegend die osteuropäischen Mitarbeiter mit dem Virus angesteckt hätten. Insgesamt sind zirka 167.000 Menschen in der deutschen Fleischverarbeitung beschäftigt. Vier Großunternehmen teilen sich zwei Drittel des gesamten Umsatzes.
Und bei Plasberg bedarf es wohl erstmal einer weltweiten Pandemie, um über die Arbeitsbedingungen der rumänischen Tagelöhner nachzudenken. Da berichtete Welt-Redakteurin Annette Dowideit von Massenunterbringungen in Kasernen und dass keine Schutzmasken zur Verfügung gestellt wurden. Dass solche Leute direkt mit Lebensmitteln in Berührung kommen, die dann in die große weite Welt hinaus verkauft werden, soll in diesem Zusammenhang für gezieltes Unwohlsein sorgen. Unweigerlich fiel hier der Begriff der „Ausbeute“ zumal die rumänischen Leiharbeiter angeblich auch noch Teile der Transfers und die Schutzbekleidung selber bezahlen müssen, sechs Tage die Woche ans Fließband dürfen, wobei die Schicht teilweise schon um drei Uhr morgens beginnt. Von 1.200 Euro brutto bleiben am Ende nur noch 600 bis 700 Euro übrig, bestätigte Manfred Goetzke . Aber auch, dass der durchschnittliche Verdienst eines einfachen Arbeiters einem Billigsektorland wie Rumänien gerade mal bei 300 bis 400 Euro liege.
Der maßgebliche Vertreter auf der Pro-Fleisch-Seite, Heiner Manten, Vorsitzender des Verbandes der Fleischwirtschaft (VDF), gab während der Sendung ein wenig eindrucksvolles Bild von sich ab: So entschuldigte sich Manten mehrmals für die eigene Unsicherheit und Nervosität, um nicht nur einmal aus dem Konzept zu geraten. Mit solchen Gegnern haben die Grünen leichtes Spiel.