WHO setzt Tests mit Hydroxychloroquin gegen Corona vorerst aus – nach Prophylaxe-Kurs von Trump
Das britische Fachmagazin The Lancet hat am Freitag auf Grundlage einer umfassenden Datenanalyse berichtet, dass sich Hydroxychloroquin und der ähnliche Wirkstoff Chloroquin wegen großer Gesundheitsbedenken wahrscheinlich nicht zur Behandlung von COVID-19 eignen und die Wirkstoffe womöglich sogar die Todesrate erhöhen würden. Forscher aus den USA und der Schweiz hatten für den Bericht Daten von rund 96.000 Patienten ausgewertet, von denen fast 15.000 eines der Mittel allein oder in Kombination mit einem Antibiotikum bekommen hatten. Zu ähnlichen Ergebnissen waren zuvor schon kleinere Studien gekommen.
Vor diesem Hintergrund sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus am Montag in Genf, dass zunächst möglichst viele Daten zu Hydroxychloroquin und Chloroquin ausgewertet werden sollen.
"The Executive Group has implemented a temporary pause of the hydroxychloroquine arm within the Solidarity Trial while the data is reviewed by the Data Safety Monitoring Board"-@DrTedros#COVID19
— World Health Organization (WHO) (@WHO) May 25, 2020
Die Hydroxychloroquin-Tests fanden bisher im Rahmen einer von der WHO geführten internationalen Forschung statt. Dabei soll herausgefunden werden, ob verschiedene Medikamente gegen Malaria, HIV, Ebola und Multiple Sklerose einen Effekt gegen COVID-19 haben. Laut einer WHO-Expertin soll in den kommenden zwei Wochen erneut über die Tests mit Hydroxychloroquin beraten werden. Entsprechende Chloroquin-Tests wurden im Rahmen des WHO-Programms nicht gemacht.
US-Präsident Donald Trump hatte Hydroxychloroquin wiederholt als Wundermittel gepriesen. Zuletzt sorgte er für Aufregung mit der Aussage, er nehme das Medikament prophylaktisch ein, um sich vor dem Virus zu schützen. Die Hoffnung, dass die Mittel zur Behandlung von COVID-19 geeignet sein könnten, beruhen bisher nur auf Zellversuchen und einigen kleineren Studien. Derzeit laufen zahlreiche klinische Studien, in denen die Wirksamkeit genauer geprüft wird.
(rt/dpa)