„Stellt euch vor, was gesagt wurde, als die Kamera aus war. Unsere gemeinsame Zukunft ist nur ein Spiel für sie“, schrieb die schwedische Klima-Aktivistin auf Twitter und verlinkte einen Bericht über ein am Freitag freigegebenes Video einer Kabinettssitzung der brasilianischen Regierung.
Laut Salles sollte die Regierung es ausnutzen, dass die Aufmerksamkeit der Gesellschaft auf das Coronavirus gerichtet ist und währenddessen Umweltvorschriften für Amazonien lockern, ohne dabei einen Aufschrei hervorzurufen. „Wir haben in diesem Moment die Gelegenheit, alle Regelungen zu ändern und die Vorschriften zu vereinfachen“, soll Salles gesagt haben.
Tatsächlich ist die Abholzung in Amazonien in den ersten vier Monaten des laufenden Jahres nach Angaben des Nationalen Institutes für Weltraumforschung INPE im Jahresvergleich um 55 Prozent gestiegen.
Das Video soll ein Treffen zwischen dem brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro und seinem Ministerkabinett zeigen, das am 22. April stattgefunden hatte. Darin beklagt sich der Präsident offenbar darüber, dass er daran gescheitert sei, Beamte des Sicherheitsdienstes (Bundespolizeichef) auszuwechseln.
Darüber hinaus ist auf den Aufnahmen zu sehen, wie Bolsonaro die Gouverneure von São Paulo und Rio de Janeiro scharf kritisiert, die angesichts der Ausbreitung der Covid-19-Pandemie eine Quarantäne in ihren Bundesstaaten verhängt und somit gegen die Haltung Bolsonaros verstoßen haben. Der Präsident schreckt dabei nicht vor der Verwendung grober Ausdrücke zurück.
Das Video zeigt auch schockierende Aussagen anderer Minister wie die des für Bildung zuständigen Abraham Weintraub, der die Richter des Obersten Gerichts als „Penner“ bezeichnete, die hinter Gitter gehörten.
Gegen Bolsonaro läuft ein Verfahren wegen politischer Einflussnahme auf die Bundespolizei. Die Untersuchung könnte potenziell in ein Amtsenthebungsverfahren gegen den Präsidenten münden.
mka/gs/dpa/sna