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Sterben – ein Naturgesetz

swaine1988
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Autor: Holger Kiefer
Quelle: https://www.compact-online.de/...
2020-05-23, Ansichten 1180
Sterben – ein Naturgesetz

Es schleichen sich immer wieder sinnleere Worte und Wortgruppen in den allgemeinen Sprachgebrauch ein – seien sie nun politisch motiviert, volksverdummend oder von der Wahrheit ablenkend. Dass man gegen einen Klimawandel nicht kämpfen oder kein Gegner geschweige denn Leugner des Klimas sein kann, verdanken wir der natürlichen Logik, nach der Klima und Klimawandel einfach stattfinden ohne uns Menschen und das, was wir tun, zu berücksichtigen. Genauso verhält es sich mit dem Tod.

_von Holger Kiefer

Es wird immer wieder vielen Menschen suggeriert, dass man den Tod bekämpfen kann und wir es irgendwann schaffen werden unsterblich zu sein. Abgesehen von der hypothetischen Folge, dass die existierenden Menschen innerhalb von wenigen Jahrzehnten den Platz für weitere Menschen nur durch Kriege, Seuchen, Hunger oder andere gezielte Tötungen wie zum Beispiel Injektionen schaffen können, widerspricht dieser Gedanke an die Unsterblichkeit einem der ehernen Naturgesetzte: Einem Organismus steht eine begrenzte Zeit für dessen Existenz zur Verfügung. Das Leben führt zum Tod, der Nichtmehr-Existenz. Was bleibt, sind Erinnerungen in den Köpfen einst bekannter Mitmenschen, wenn sie nicht allzu vergesslich sind, eine gewisse Anzahl an Atomen, die einst unseren Körper ausmachten, und dadurch eine zersplitterte Menge an Energie, die irgendwo in kleinsten Teilchen herumschwirrt.

Aber die Zusammensetzung, die wir einmal als Individuum darstellten, ist zerstört und wird nicht wieder stattfinden. Aus dieser Erkenntnis können wir folgende Konsequenz ziehen: In dem Wissen um unseren Tod akzeptieren wirunsere Endlichkeit und nutzen die begrenzte Zeit für Tätigkeiten, an denen wir Gefallen finden und die wir erlebt haben wollen. Einige Menschen haben bereits die Erfahrung gemacht, dass Aktionen, die sie in der Jugend ausgeführt haben, in späteren Stadien des Lebens ihre Attraktivität verloren. Wer einmal Gitarre oder Querflöte gespielt und die Leidenschaft oder Neugier dafür eingebüßt hat, lässt das Instrument in der Ecke liegen oder verkauft es. Wer viel gereist ist, verliert irgendwann die Lust daran. Wer regelmäßig etwas geraucht hat (egal was), stellt es aus gesundheitlichen Gründen vielleicht ein. Und selbst beim Geschlechtsverkehr – die meisten länger Verheirateten kennen das – macht sich irgendwann Überdruss breit. Genauso verhält es sich normaler- und gesunderweise mit dem Leben: Wenn man viel und intensiv gelebt hat, erfährt man am Ende eine natürliche Müdigkeit, die man auch dadurch spürt, dass man in allem langsamer und schwächer wird.

Das sind Zeichen eines permanenten Abstiegs. Das ist die Straße zum Tod. Das ist die Sackgasse des Lebensendes. Nicht umsonst wird der Tod in der belletristischen Literatur als Bruder des Schlafes bezeichnet. Denn genauso wie der Schlaf bedeutet der Tod auch Abwesenheit von Bewusstsein. Wir brauchen den Schlaf, um auszuruhen und neue Energie zu gewinnen. Wir brauchen den Tod, um der Erschöpfung nachzugeben, wenn keine neue Energie mehr zu gewinnen ist. In der ersten Hälfte des Lebens gewinnen wir immer mehr Energie, in der zweiten verlieren wir sie kontinuierlich und logischerweise, denn wir sind kein Perpetuum mobile und unsere Teile dem Verschleiß unterworfen.

Wir sind keine Sonne und kein Wind; wir sind Menschen, die aus biologischen Gründen eine bestimmte Haltbarkeit mitbringen, die irgendwann abläuft. Man kann sich an diesen Gedanken gewöhnen und braucht dann keine Angst vor dem Tod zu haben.Und wer keine Angst vor dem Tod mehr hat, braucht sich auch von Politikern oder anderen Nutznießern unserer Existenz nicht mehr einschüchtern und ängstigen zu lassen – zumal ihre Drohungen in Bezug auf den Tod in der Regel haltlos sind, weil sie den natürlichen Grundlagen und Gesetzen widersprechen. (Fortsetzung des Artikels nach dem Werbebanner)

Es bleibt am Ende dieses Artikels noch diejenigen anzusprechen, die an sehr früh Verstorbene denken. Es gehört auch der Natur, aber heutzutage noch viel mehr unserer Zivilisation an, dass Menschen im Alter von 14 oder 35 Jahren bereits sterben. Gründe und Erklärungen gibt es dafür immer. Desto wichtiger ist es, den Tod frühzeitig ins Auge zu fassen und nicht ständig die Augen davor zu verschließen. Wenn wir ihn ständig auf dem Schirm haben, wird er uns auch nicht überraschen, wenn er auftritt. Ein Leben ist abgeschlossen, wenn es vorbei ist. Und wenn es mit 14 Jahren endet, dann sprechen wir auch über ein ganzes Leben.

Also vite vite–das Smartphone aus der Hand gelegt und ausgeschaltet sowie die Kopfhörer abgenommen! Das Leben wartet, aber der Tod vielleicht nicht mehr lange. Wer weiß das schon? Wir Menschen zumindest nicht. Wir können die Zeit nutzen und müssen sie nicht verplempern. Der Tod ist nicht besiegbar. Aber wir können uns an ihn gewöhnen, wenn wir uns frühzeitig mit ihm beschäftigen und ihn dann auch akzeptieren – den anderer Personen und den eigenen.


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