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USA: Geburt einer Nation – Der Völkermord an den Indianern und die Sklaverei

swaine1988
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Autor: Sven Eggers
Quelle: https://www.compact-online.de/...
2020-05-05, Ansichten 1049
USA: Geburt einer Nation – Der Völkermord an den Indianern und die Sklaverei

Die Ausrottung der Indianer und die Versklavung von Schwarzen sind die Ursünden des US-Imperiums. Begleitet wurden die Verbrechen von Lug und Trug – und dem Verstoß gegen die selbst auferlegten Prinzipien. Ein Auszug aus dem aktuellen COMPACT-Spezial 25 «Krieg. Lügen. USA – Die Blutspur einer Weltmacht».

_ von Sven Eggers

Wenn man von der Entdeckung der Neuen Welt spricht, darf man nicht verschweigen, dass diese mit Vertreibung, Landraub und brutalen Massenmorden einherging. Es steht nicht mit Sicherheit fest, wie viele amerikanische Ureinwohner ursprünglich auf dem Territorium der heutigen USA lebten. Manche Schätzungen gehen von zehn Millionen aus, vielleicht waren es 30 Millionen, vielleicht mehr. Hätten sich die Indianer menschenwürdig und völkerrechtsgemäß entwickeln können, wären es Ende des 19. Jahrhunderts vielleicht 80 bis 100 Millionen gewesen. Doch am Ende der sogenannten Indianerkriege gab es nur noch 100.000 bis 200.000 von ihnen.

Die regelrechte Ausrottung der Indianer ist in den Vereinigten Staaten bis heute genauso unbewältigt wie die Sklaverei. Von vermutlich an die 50 Millionen aus Afrika verschleppten Menschen ist wohl etwa die Hälfte bereits auf dem Schiffstransport unter großen Leiden umgekommen. Engländer, Holländer, Franzosen und Neu-Amerikaner haben sich hier eines gigantischen Menschheitsverbrechens schuldig gemacht.

Sklaven schlechter behandelt als Vieh

Die Kette dieser Schandtaten schlägt sich in der Chronologie schwerpunktmäßig wie folgt nieder – ausgehend von 1520/21, als die Einfuhr von Sklaven in Mittel- und Südamerika begann: In den Jahren 1563 bis 1570 wurden Schwarze bereits in großen Schüben transportiert und gehandelt. Bis etwa 1600 war etwa eine Million Afrikaner nach Amerika verschifft worden. Schon 30 Jahre zuvor hatte der Menschenhandel enorme Profite abgeworfen und einschlägigen Sklavenhändlern entsprechende Reichtümer beschert. Bis 1796 waren bereits mehrere Millionen Menschen den Versklavungsverbrechen der Imperialisten zum Opfer gefallen. Deren Rassismus kannte keine Grenzen. Noch 1910 wurde in Virginia gesetzlich festgelegt, dass «Neger» sei, wer sechs Zehntel «Negerblut» in sich trage.


An Deck eines Sklavendampfers im Kongogebiet, um 1900. Foto: CC0, Wikimedia Commons

Die Sklaverei war während des Zeitalters der Kolonialherrschaft von entsetzlichen Grausamkeiten gekennzeichnet: Schwarze wurden bei der Verschleppung oft schlechter als Vieh behandelt und bevorzugt für schwerste körperliche Tätigkeiten eingesetzt. Da durch die unmenschlichen Arbeitsbedingungen die Todesrate erheblich war, musste immer mehr menschlicher Nachschub zugeführt werden. Welches Elend die ihrer Heimat gewaltsam Entrissenen erleiden mussten, geht aus verschiedenen Überlieferungen hervor. «Einige stimmten Klagegesänge aus ihrer Heimat an. Ihr Schmerz wurde noch dadurch vergrößert, dass man die Familien auseinanderriss», heißt es in einem der vielen erschütternden Zeitzeugnisse. Immer wieder wurden Eltern von ihren Kindern getrennt. Diese wehrten sich instinktiv, «und die Mütter umklammerten verzweifelt die Kleinen. Sie jammerten nicht, als die Peitschenhiebe auf ihren nackten Körper niedergingen. Doch vergebens hofften sie, man würde ihnen schließlich die Kinder lassen.»

Ein mitfühlender Kapitän eines Sklavenschiffes hielt die Umstände der Deportationen in einem Brief fest, aus dem der Theologe und Schriftsteller Lothar Zenetti in seinem 1963 erschienenen Buch Peitsche und Psalm zitierte: «Ihr Schluchzen und ihre leidvollen Lieder haben meine Seele oft in Unruhe versetzt.» Geschildert wird, dass Menschenjäger in Afrika nachts Dörfer der Eingeborenen überfielen, Frauen und Kinder umbrachten und die Männer zum Abtransport zusammentrieben. Zu ihrem weiteren Leidensweg heißt es beispielsweise in dem Buch Die Geschichte von St. Domingo von Karl Ferdinand Philippi aus dem Jahr 1826: «Man legte jedem Sklaven eine hölzerne Gabel von acht bis neun Fuß Länge um den Hals. Ein eiserner Haken schloss von hinten die Gabel, sodass der Kopf nicht hindurch konnte (…). Unter der schweren Last mussten sich die Geschundenen, hintereinander aufgestellt, nach vorne schleifen lassen.»

Über das Grauen an Bord ist in einem anderen zeitgenössischen Bericht überliefert: «In dicht beieinanderliegenden Schiffsdecks waren die Schwarzen in enger Folge angekettet. Um Platz zu sparen, war die Raumhöhe gerade 90 Zentimeter hoch, sodass die Gefangenen nicht einmal aufrecht sitzen konnten. In dieser Lage verbrachten sie die Monate ihrer qualvollen Reise. Die gedrängte Dichte von so vielen nackten menschlichen Lebewesen, ihr zerschlagenes, schwärendes Fleisch, die grassierende Ruhr und die ständige Ansammlung von Schmutz machten es für jeden Europäer unmöglich, sich länger als einige Minuten in diesen Sklavenräumen aufzuhalten, ohne ohnmächtig zu werden.»

Ein Großteil der Verschleppten fiel unterwegs Seuchen, Krankheiten und tödlichen Strafen zum Opfer oder verübte Suizid. In der Neuen Welt angekommen, erwartete die Überlebenden in aller Regel die Fortsetzung des Martyriums mit anderen Mitteln. Die ungezählten Berichte von Sklavenauspeitschungen und -massakern, die sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Kolonisation Nord- wie auch Mittel- und Südamerikas ziehen, künden davon.

Völkermord an den Indianern

Unsägliche Verbrechen wurden auch an den Indianern verübt. Ihre Geschichte ist die eines schleichenden Völkermordes, der von den neuen Herren Amerikas über Jahrhunderte begangen wurde. Auf dem Kontinent wurden praktisch alle Indianervölker auf furchtbare Weise ausgerottet. Manchmal waren Gesetzgebung, nachgeordnete Behörden, methodistische Kirche und politische Parteien unmittelbar an der Durchführung von planmäßigen Massakern beteiligt.


Der erfrorene Sioux-Häuptling Big Foot am Fuße des Wounded Knee, 1890. Foto: CC0, Wikimedia Commons

Bis heute erscheinen vor allem Spanier angesichts ihrer Feldzüge gegen die indigene Bevölkerung als Bösewichter der Geschichte – eine Propaganda, die Ende des 19. Jahrhunderts nicht zuletzt von den USA vorangetrieben wurde, um letzte spanische Überseebesitzungen in Amerika angeblich moralisch berechtigt zu vereinnahmen. Unbestreitbar hat sich auch das einstige Imperio Español furchtbarer Verbrechen an den Indios schuldig gemacht. Doch leben heute noch zum Beispiel im einst von den Konquistadoren kolonisierten Mexiko zigfach mehr Menschen indianischer Herkunft als in den USA.

In Nordamerika galt indes schon bald die Parole: «Nur ein toter Indianer ist ein guter Indianer.» Um die Zahl der «guten Indianer» zu vermehren, musste man also möglichst viele in die Ewigen Jagdgründe schicken. Eines der wirksamsten Mittel war dabei die sogenannte Kopfjagd. Hohe Preise wurden für jeden Getöteten ausgeschrieben und öffentlich ausgezahlt. Schließlich erwies es sich als zu mühsam, also gewissermaßen unamerikanisch, abgeschnittene Köpfe zu sammeln und zu zählen. Fortan reichte es, die abgetrennte Kopfhaut, den Skalp, vorzuzeigen. Das Skalpieren war also keine Erfindung der Indianer, sondern weißer Jäger. (…) Ende des Auszugs.


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