Hitler trifft am 1. Januar 1935 den Apostolischen Nuntius für Deutschland, Cesare Orsenigo.
Mitschuld am Zweiten Weltkrieg – zu diesem Ergebnis kommt eine Veröffentlichung, die die Deutsche Bischofskonferenz am Mittwoch vorstellte, aus Anlass des 75. Jahrestages des Sieges über Nazi-Deutschland am 8. Mai. "Bei aller inneren Distanz zum Nationalsozialismus und bisweilen auch offener Gegnerschaft war die katholische Kirche in Deutschland Teil der Kriegsgesellschaft", sagte der Vorsitzende der Deutschen Kommission Justitia et Pax, Bischof Heiner Wilmer, laut Mitteilung.
Aus vielen "unstrittigen historischen Fakten" zur damaligen Haltung der Bischöfe habe sich "ein Bild der Verstrickung" ergeben. Ein Kernsatz des neuen Dokuments lautet Wilmer zufolge: "Indem die Bischöfe dem Krieg kein eindeutiges 'Nein' entgegenstellten, sondern die meisten von ihnen den Willen zum Durchhalten stärkten, machten sie sich mitschuldig am Krieg."
Auch der Kirche bleibe das Lernen aus der Geschichte nicht erspart, betonte der Vorsitzende der Bischofskonferenz Georg Bätzing. Viele Aspekte zum Themenkomplex Kirche im Nationalsozialismus seien inzwischen gut ausgeleuchtet. Das gelte nicht für der Frage, wie es die katholischen Bischöfe mit dem Krieg gehalten hätten. Man müsse sich mit dem Verhalten der Vorgänger kritisch auseinandersetzen.
Warnung vor "Nationalismus" und "völkischem Denken"
"Dass uns dies nicht ganz leichtfällt, braucht nicht verschwiegen zu werden", sagte Bätzing. "Denn wir wissen, dass uns die Rolle des Richters über unsere Vorgänger nicht gut zu Gesicht steht". Keine Generation sei frei von zeitbedingten Urteilen und Vorurteilen. Weiter erklärte der Bischof, Europa sei derzeit in keinem guten Zustand. "Der alte Ungeist der Entzweiung, des Nationalismus, des 'völkischen Denkens' und autoritärer Herrschaft erhebt vielerorts sein Haupt – auch bei uns in Deutschland."
Das Dokument "Deutsche Bischöfe im Weltkrieg" war unter Federführung von Justitia et Pax zusammen mit der Bischofskonferenz und der Kommission für Zeitgeschichte erarbeitet worden. Die Bischöfe hatten es den Angaben zufolge auf ihrer Frühjahrsvollversammlung beschlossen.
Die Deutsche Kommission Justitia et Pax (Gerechtigkeit und Frieden) wird von der Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken getragen und ist nach eigenen Angaben eine Art Runder Tisch, der sich mit Fragen wie Menschenrechts- und Friedenspolitik befasst.
(rt/dpa)