„Man braucht keine Angst haben, sich dauerhaft einen organischen Schaden an der Wirbelsäule zuzuziehen, nur weil man aktuell in einer absolut einmaligen Ausnahmesituation keinen idealen Arbeitsplatz im Homeoffice hat”, sagt Bernd Kladny, stellvertretender Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU). Auch mit dauerhaften Schäden an den Augen sei nicht zu rechnen, sagt Horst Helbig, Experte der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft.
Statt wie gewohnt an einem ergonomischen Arbeitsplatz zu sitzen, muss so mancher Arbeitnehmer nun mit dem Küchentisch, Kinderschreibtisch oder anderen Provisorien als Schreibtisch vorlieb nehmen. Sogar Bügelbretter dienen inzwischen als Arbeitsplätze. Auch die Stühle entsprechend oft nicht dem empfohlenen Ideal.
Doch nicht nur der unangepasste Arbeitsplatz sei ein Problem. Gerade jetzt in der unsicheren Zeit könnten auch Stress, Sorgen und Anspannung für verstärkten Schmerz sorgen, so Kladny.
„Schmerzwahrnehmung ist ein komplexes Geschehen. Auch das soziale Umfeld und die Psyche haben einen wesentlichen Einfluss darauf”, betont der Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie.
Darüber hinaus dürfte durch ungünstige Lichtverhältnisse und Abstände zu den Bildschirmen bei vielen Menschen die Belastung für die Augen zunehmen.
„Wenn man sehr angestrengt schaut, hat man einen selteneren Lidschlag. Dadurch sind die Augen trockener”, berichtet Horst Helbig, Direktor der Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Regensburg.
Trockene, ermüdete und gerötete Augen seien ohnehin ein Problem bei Bildschirmarbeit. Unter ungünstigen Bedingungen könne es sich noch verstärken. Helbig geht allerdings davon aus, dass einige Wochen Heimarbeit „keine dauerhaften Schäden an Augen” verursachen.
Wiebke Arps vom Gesundheitsmanagement der Techniker Krankenkasse sieht derzeit die Corona-Prävention als Priorität: „Kontakte vermeiden und da wo es möglich ist, zuhause zu bleiben, ist das Gebot der Stunde, um die eigene Gesundheit und die der Mitmenschen bestmöglich zu schützen”, betont sie. Mit Blick auf Rückenschmerzen empfiehlt sie Bewegungsausgleich.
„Da gibt es viele Möglichkeiten, die jeder umsetzen kann. Sei es zum Beispiel das Telefonieren im Stehen oder Gehen oder der bewusste Spaziergang nach Feierabend”, so Arps.
Laut Kladny ist auch sogenanntes aktives Sitzen wichtig, also regelmäßige Positionswechsel.
ai/dpa