2017 wurde der Wittenberger Marcus Hempel von einem angeblich minderjährigen Syrer totgeschlagen. Seitdem kämpfte der Vater des Opfers um Gerechtigkeit. Die Jugendstrafkammer des Landgerichts Wittenberg befand am Donnerstag, dass 2 Jahre auf Bewährung irgendetwas mit Gerechtigkeit zu tun hätten.
Ein syrischer „Flüchtling“ griff am 29. September 2017 den Deutschen Marcus Hempel mit mehreren Faustschlägen an. Die Bilder eines Überwachungsvideos zeigen, wie der „Flüchtling“ mehrfach auf Hempel einprügelt. Wenig später verstirbt der 30jährige Wittenberger im Krankenhaus. Dennoch sprach die Dessauer Staatsanwaltschaft wenige Stunden nach dieser Tat von „Notwehr“.
Seither kämpfte Karsten Hempel, der Vater des Totgeprügelten, um Gerechtigkeit. Lange Zeit sah es so aus, als würde der Tod von Markus Hempel für immer ungesühnt bleiben.
Totschläger gibt zu: „Ich war wütend, deshalb ich zugeschlagen“
Zweieinhalb Jahre nach den tödlichen Faustschlägen erging nun am Donnerstag an der Jugendstrafkammer des Landgerichts Wittenberg das Urteil. Vor der Urteilsfindung räumte der Täter Sabri H., dessen genaues Alter zum Tatzeitpunkt nicht feststand, ein: „Ich war wütend, deshalb ich zugeschlagen.“
Der Vorsitzende Richter verurteilte den Gewalttäter nun zu zwei Jahren Haft auf Bewährung. Der tief enttäuschte Vater, der als Nebenkläger im Verfahren auftrat, zeigt sich entsetzt: „Er hat meinen Sohn getötet, zugegeben, dass er aus Wut handelte, aber dafür hat er nicht einen einzigen Tag in Haft gesessen. Er hat im Gerichtssaal mehrfach gelacht. Er lebt sein Leben weiter, als wäre nichts geschehen“, so Karsten Hempel gegenüber der Bild-Zeitung.
Bewährung: Dokument eines Justizirrsinns
Die Bürgerinitiative „Ein Prozent“ begleitete den Vater des Opfers und dokumentierte, was die Staatsanwaltschaft verschwieg und den Kampf des Vaters um Gerechtigkeit für seinen toten Sohn:
Ende Februar 2020 war es laut „Ein Prozent“ noch fraglich, ob Karsten Hempel dem Totprügler seines Sohnes im Gerichtssaal gegenüberstehen wird, da der Prozess bereits mehrmals aus den unterschiedlichsten Gründen verschoben wurde. Hierzu bemerkte die Bürgerinitiative zum damaligen Zeitpunkt: Es ist möglich, dass das Gericht damit eine Strategie verfolgt.
Durch die breite Medienkampagne von „Ein Prozent“ und den bohrenden Nachfragen der AfD-Fraktion im Landtag stieg der Druck auf Justizministerin Keding und die involvierten Behörden. Die Frage: Soll langsam Gras über die Sache wachsen? Um sicherzustellen, dass der Fall nicht verschleppt wird, hat „Ein Prozent“ den Fall von Marcus Hempel aufgeschlüsselt und dokumentiert:
29. September 2017: Marcus Hempel wird von einem Syrer mit mehreren Faustschlägen angegriffen. Wenig später verstirbt der 30jährige Wittenberger im Krankenhaus.
2. Oktober 2017: Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Dessau-Roßlau. Für die Ermittler steht fest: Der Syrer handelte in Notwehr.
11. April 2018: Die AfD-Fraktion im Landtag Sachsen-Anhalt beantragt, den Generalstaatsanwalt einzuschalten. Der Antrag wird abgelehnt, wenig später entzieht man jedoch der Staatsanwaltschaft Dessau aufgrund ihrer Unfähigkeiten den Fall und übergibt ihn an Magdeburg.
1. August 2018: Noch immer gibt es keine Anklage. Vater Karsten Hempel zeigt die zuständigen Staatsanwälte wegen Strafvereitelung an.
9. September 2018: Die Bürgerinitiative „Ein Prozent“ macht den „Fall Marcus H.“ mit einem Dokumentationsfilm öffentlich. Bis heute wurde das Video 135.000 Mal gesehen.
29. September 2018: Marcus‘ erster Todestag. Die AfD gedenkt am Tatort. Der Trauerkranz wird wenig später von Unbekannten geschändet.
18. Dezember 2018: Die Staatsanwaltschaft Magdeburg erhebt Anklage gegen den mutmaßlichen Täter, Sabri H. Das Verfahren ist auf 18. Juni 2019 angesetzt.
22. März 2019: „Ein Prozent“ organisiert eine Spendenkampagne, um Karsten Hempel wenigstens bei den Anwaltskosten (bis dorthin 5.336 Euro) zu entlasten. Das Vorhaben gelingt.
7. Mai 2019: Die Verhandlung wird verschoben. Neue Termine sind für Ende September und Anfang Oktober 2019 geplant.
17. Mai 2019: Die eben festgelegten Termine im Herbst 2019 werden erneut abgesagt – angeblich wegen vordringlicher Haftsachen.
6. August 2019: Wenig Neues in der Sache, allerdings will der Verteidiger des mutmaßlichen Täters das im Internet kursierende Video von der Tat (u.a. bei „Ein Prozent“) sperren lassen. Die Staatsanwaltschaft lehnt jedoch ab.
29. September 2019: Marcus‘ zweiter Todestag, erneut veranstaltet die AfD einen Trauermarsch in Wittenberg.
4. November 2019: Nach dem Willen des Landgerichts soll der Prozess nun endgültig im Februar 2020 beginnen.
Am Donnerstag, den 26. März 2020 spricht die Jugendstrafkammer des Landgerichts Wittenberg „Recht“ und verurteilt den „hereingeflüchteten“ Totschläger Sabri H. zu zwei Jahren auf Bewährung.