Der Wanderer war und ist gesund. Doch die Frauen vermuteten in ihm offenkundig einen Seuchenträger, einen, der ohne Schutzmaske frei herumlief und der sie bestimmt gleich krank machen würde. Auch wenn ein paar Meter sauberer Luft sie von ihm trennten und er ihnen weder die Hand geben noch sie umarmen wollte.
Argwöhnisch wurde der Wanderer auch in der U-Bahn belauert, vorsichtig saßen die Passagiere der Bahn weit voneinander entfernt. Ein Zeitungsverkäufer war ganz sicher: Das Virus ist kommunistisch! Warum? Weil es aus China kommt! Eine dicke Überschrift in der BZ schreit: Eröffnung des neuen Flughafens durch Corona gefährdet! Als ob das Virus schon seit Jahren unterwegs sei. Der Wanderer lacht, das macht ihn verdächtig in einer Öffentlichkeit, die Furcht trägt.
Die Sitzungen im Bundestag sollen nur noch mit „Abstand und Schutzmaßnahmen“ stattfinden. Abstand zu den Inhalten? Schutzmaßnahmen gegen Lobbyisten? Der Kanzleramtschef Helge Braun droht: "Samstag ist ein entscheidender Tag, den haben wir besonders im Blick". Denn wenn die Bevölkerung an diesem Samstag nicht freiwillig zu Hause bleibt, dann kommen die Ausgangssperren. Braun bekam ein Stipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung für ein Medizinstudium. Promoviert hat er über "Herzrasen während einer Operation". Warum ihm der Senat der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main, die Bezeichnung Honorarprofessor verliehen hat, weiß niemand. Vielleicht doch als Krönung einer Karriere, die 1989 in der Jungen Union begonnen hat?
Reisefreiheit, Konsumfreiheit, Bewegungsfreiheit galten als praktische, individuelle Freiheiten in der System-Konkurrenz. Die Konkurrenz ist weg. Jetzt herrscht in Bayern der Ausnahmezustand. Söder sperrt den Bürgern den Ausgang und in Thüringen regiert Ministerpräsident Bodo Ramelow von den LINKEN. Der betet um Regen. Denn "Es ist einfach notwendig, jetzt das öffentliche Leben gegen Null zu fahren". Um das zu erreichen, betet Ramelow "zum lieben Gott, dass es regnet, dass es den ganzen Tag regnet". Denn bei Regen, so denkt Ramelows Gott, da bleiben die Leute zu Hause. Einst war die Linkspartei oppositionell. In Zeiten der Virus-Diktatur ist Opposition anscheinend nicht opportun.
Da war doch was: Das Grundgesetz. Das garantierte einst im Artikel 11 „Alle Deutschen genießen Freizügigkeit im ganzen Bundesgebiet“. Ja, aber, sagen die Beschränker, etwas weiter unten stünde auch, das Gesetz könne eingeschränkt werden. Zur Bekämpfung von Seuchengefahr und auch „zum Schutze der Jugend vor Verwahrlosung“. Bund und Länder werden am Sonntag in einer Telefonschalte über die Frage von weiteren Ausgangssperren abstimmen. Wenn der Virus nicht durchs Telefon kriecht. Die Verwahrlosung der Jugend durch Schulschwänzen und Freitags-Demonstrationen für die Umwelt ist schon gebannt. Die Luft wird von selbst besser, wenn weniger Menschen unterwegs sind.
Im Namen der Gesundheit wird die Freiheit abgeschafft. Und die Verschwörung kommt nicht düster, sondern klinisch weiß daher: Je mehr Verbote desto gesünder ist das Land. Wer sich an die Spitze der Verbote setzt, kann die nächste Wahl gewinnen. In dieser Konkurrenz liegt die sächsische AfD ganz vorn, es sei „perfide, angesichts der Corona-Pandemie Tausende Bürger weiter in ihren Betrieben arbeiten zu lassen und gesundheitlichen Gefahren auszusetzen“. Nicht weit davon entfernt der grüne Ministerpräsident in Baden-Württemberg: "Wir müssen unser Land jetzt herunterfahren - bis fast auf Null“. Bis auf Null die Strom - und Wasserwerke? Auf Null die Busse und Bahnen? Auf Null das Grundgesetz, denn Freiheit geht nur durch Zwang, sagt die neue Dialektik.