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47 Jahre R-36M: Warum diese sowjetische Rakete „Satan“ genannt wurde

swaine1988
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Autor: SputnikNews
Quelle: https://de.sputniknews.com/tec...
2020-02-22, Ansichten 1130
47 Jahre R-36M: Warum diese sowjetische Rakete „Satan“ genannt wurde

Heute begeht die wohl stärkste Waffe in der Welt ihren Geburtstag – vor 47 Jahren startete erstmals die schwere ballistische Rakete R-36M (Nato-Code „Satan“) in den Himmel. Über die Entstehungsgeschichte und die einmaligen technischen Eigenschaften berichtet die Zeitung „Rossijskaja Gaseta“.

Dieser Komplex war seiner Zeit mehr als ein halbes Jahrhundert voraus – damals wurden erstmals zahlreiche Technologien eingesetzt, die heute als supermodern gelten – kalter „Minenwerfer“-Start, Mittel zur Überwindung der Raketenabwehr, Triebwerke mit ablenkbarem Schubvektor, manövrierende Kampfblöcke.

Mit einer Reichweite von 16.000 Kilometer ist die R-36M imstande, ihr Geschoss an jeden Ort auf dem Territorium des potenziellen Gegners zu bringen.

Bote aus der Atom-Hölle

„Satan” gilt zwar formell als modernisierte Version der Interkontinentalrakete R-36, in der Tat ist es jedoch eine ganz andere Rakete, in der natürlich  das Beste von ihrem Vorgänger genommen wurde. Die Kapazität der R-36M stieg um das 1,5-fache, die Schusspräzision um das Dreifache, die Sicherheit der Startanlage – um das 30-fache. Parallel mit der Entwicklung der Rakete erfolgte die Schaffung eines gesicherten Silos für sie. Die „Satan“ wurde als Gegenschlag-Waffe konzipiert, weshalb die wichtigste Bedingung für ihre Entwicklung war, den Raketenstart unter Bedingungen eines Atomangriffs zu gewährleisten.

Illustration einer Satan-Rakete
Illustration einer Satan-Rakete

Die R-36 basierte auf starken Spannfeder-Dämpfern, doch sie konnten die 200 Tonnen schwere „Satan“ kaum halten. Deswegen wurde der Transport- und Abschuss-Behälter der Interkontinentalrakete mit Gas unter Druck gefüllt – er und eine Pendelaufhängung des Behälters im Silo schützten die Rakete vor Erschütterungen, die durch nahe Atomexplosionen ausgelöst werden können. Bei der Ablösung der R-36 durch die R-36M wurde in den Silo ein Metallzylinder mit einem Dämpfungssystem und Startausrüstung installiert. Die Montage vor Ort bestand lediglich darin, dass sie mit drei Schweißnähten montiert wurde. Die Effizienz des Schutzes wurde durch die Tests des Silos durch Atomexplosionen in Semipalatinsk bestätigt.

Hohes Interesse im Ausland

Die Teststarts der Rakete wurden aufmerksam in den USA verfolgt. Sie zeigten besonderes Interesse an den sich  spaltenden Gefechtsköpfen – das war die erste sowjetische Rakete mit solchem Schema des Gefechtsteils. Während der Teststarts auf dem Militärgelände Kura auf Kamtschatka hielt sich im neutralen Gewässer ständig ein US-Aufklärungsschiff auf,  in der Luft patrouillierte ein fliegendes Labor in einem B52-Bomber. Sobald aber das Flugzeug zum Nachtanken flog, wurde die Rakete gestartet.

Eine große Errungenschaft war die Möglichkeit, die Rakete vor dem Start neu auszurichten – diese Option gab es bei Interkontinentalrakete auch weltweit zum ersten Mal. Die elektronischen Bordanlagen der „Satan“ waren maximal gesichert sowohl vor den Folgen einer Atomexplosion als auch vor funkelektronischen Bekämpfungssystemen – dazu wurde ein Kabelnetz tief im Gerüst der Rakete verlegt und mit Isolierstoff gedeckt. Von außen war die R-36M mit einem Panzer aus Thermo- und Radarschutzhülle geschützt. Für den Fall des Aussetzens der Triebwerke während des Flugs wegen ionisierender Strahlung wurde ihr Wiederanlaufen vorgesehen. Ein direktes Einschlagen eines nuklearen Gefechtskopfs in den Startsilo der R-36M konnte den Raketenstart nur für drei bis fünf Minuten verschieben.

Eine Sniper-Rakete

Für die R-36M gibt es mehrere Ausrüstungsoptionen. Ein schwerer Gefechtskopf mit mehreren Blöcken hat eine Sprengkraft von 18, 20 oder 25 Megatonnen, ein leichter Gefechtskopf – von acht Megatonnen. Eine Variante mit sich spaltenden Gefechtsblöcken hat zehn Gefechtsköpfe individueller Lenkung mit jeweils 800 Kilotonnen Sprengkraft. Thermonukleare Geschosse befinden sich in radargeschützten Hüllen – diese sind zum Schutz vor Neutronenströmen notwendig.

Im Nutzlast-Abschnitt der R-36M gibt es 14 Kammern. Weitere vier sind mit Kassetten mit Scheinzielen belegt – leichten und quasischweren Dipol-Rückstrahlern, Generatoren aktiver Störungen u.a. Der Koeffizient der wahrscheinlichen Abweichung vom Ziel bei einem schweren Gefechtskopf aus einem Block beläuft sich auf 130 Meter, bei sich spaltenden Blöcken – 80 Meter. Bei solcher gewaltigen Sprengkraft kann das mit der Präzision eines Scharfschützen verglichen werden.

Die für gegnerische Waffen unanfechtbare ballistische Rakete R-36M mit einer beispiellosen Reichweite und zerstörerischen Stärke wurde ein sicherer Vorbeuger des Dritten Weltkriegs.

Nach Angaben aus offenen Quellen stehen im Bereitschaftsdienst der strategischen Raketengruppen derzeit 46 R-36M-Raketen, die in zwei Stützpunktgebieten konzentriert sind – bei Krasnojarsk und Orenburg. Die „Satan”-Rakete soll danach durch die neue schwere Interkontinentalrakete „Sarmat” ersetzt werden.


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