In den letzten zwei Jahren habe die Klinik in drei Fällen solche Besuche aus „therapeutischen Gründen“ erlaubt, bestätigte der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) als Klinikträger im Gespräch mit dem „Spiegel“.
Demnach handelte es sich um Patienten, die bereits weitgehende Lockerungsstufen erreicht und kurz vor dem Übergang in die Freiheit standen.
Die Praxis sei daher verantwortbar gewesen, hieß es. Weitere Bordellbesuche seien geplant. Allerdings räumte der Verband ein, dass die Prostituierten in den Bordellen nicht von der Klinik informiert worden seien, mit wem sie verkehrten.
Sexuellen Umgang einüben
Dem Bericht zufolge beschäftigt auch die niedersächsische Landespolitik eine ähnliche Praxis. So sei im Maßregelvollzug Osnabrück ab 2001 im Rahmen eines Therapieexperiments eine Prostituierte in die Klinik gekommen, um mit intelligenzgeminderten Sexualstraftätern einen gewaltfreien sexuellen Umgang mit Frauen praktisch einzuüben.
CDU und Grüne wollen dem Bericht zufolge einschlägige Anfragen an die niedersächsische Landesregierung schicken. Rüdiger Müller-Isberner, Ex-Chef des Maßregelvollzugs im hessischen Haina, verurteilte solche Praktiken auf „Spiegel“-Anfrage als „abwegig“ und „ethisch bedenklich“.
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