Eine tägliche Norm hatten die Wissenschaftler an den alternden Mäusen ausgerechnet, die Wasser mit Koffein bekamen. Seine Konzentration betrug 30 bis 50 Mol/Liter – gerade so viel Koffein gelangt in das Blutserum nach vier bis fünf Tassen Kaffee. Nach zehn Tagen des Experiments hatte sich der Zustand der Tiere verbessert.
Fachleute warnen jedoch, dass ein und dieselbe Menge Koffein die Menschen absolut unterschiedlich beeinflussen könne. Fast 90 Prozent dieses Stoffes werden von dem Zytochrom CYP1A2 zerlegt, dessen Aktivität (und somit die Geschwindigkeit der Koffeinverarbeitung) von der Variante des Gens abhängt, das für die Synthese des Zytochroms zuständig ist. Bei einigen – Trägern der C-Allele – können nur zwei Tassen Kaffee täglich das Risiko der Entwicklung des Infarktes bedeutend erhöhen. Bei anderen – die von der Natur die Gen-Variante AA erhalten haben – wird dieselbe Menge den Zustand des Herz- und Kreislaufsystems nur verbessern.
Darüber hinaus könne die Arbeit des Gens CYP1A2 – unabhängig von seiner Variante – auch das Rauchen beeinflussen. Es ist bekannt, dass die Leber von Rauchern das Koffein um 50 Prozent schneller bearbeitet als die Leber von Nichtrauchern. Um dieselbe Koffeinwirkung zu erreichen, müssen sie demnach viel mehr Kaffee trinken.
„Die Entwicklung von Herz- und Kreislauferkrankungen hängt zugleich von sehr vielen Faktoren ab – sowohl von der Genetik als auch von der Lebensweise und vom Milieu. Die Lebensmittel spielen dabei bestimmt eine Rolle, doch nicht die Hauptrolle. Es gibt Studien, die den Einfluss von Kaffee oder grünem Tee auf das Herz aufzeigen. Aber erstens ist der Koffeingehalt in unterschiedlichen Sorten verschieden, und zweitens wird eine wohltuende Wirkung dieser Getränke durch schädliche Gewohnheiten zunichte gemacht“, betonte der russische Akademiker Professor Juri Belenkow gegenüber Sputnik.
US-Wissenschaftler, die die Daten der zehnjährigen Beobachtung von 11.000 Freiwilligen analysierten, kamen zu dem Schluss, dass, um sich vor dem Schlaganfall oder Infarkt zu schützen, es sich lohne, auf Fleisch oder Milch zu verzichten oder diese zumindest teilweise durch Gemüse und Obst zu ersetzen. Laut Ergebnissen ihrer Arbeit litten die Anhänger der Niedrigeiweißernährung seltener an kardiometabolischen Erkrankungen.
Nach Ansicht der chinesischen Fachleute müsse man – um ein gesundes Herz zu haben – nicht weniger als dreimal pro Woche grünen Tee trinken. Sie analysierten Daten von über 100.000 Menschen, bei denen zum Beginn der Studie – 1998 – keine Herzkrankheiten, Schlaganfälle oder Krebs diagnostiziert worden seien. Die Durchschnittszeit der Beobachtung der Teilnehmern des Experiments betrug 7,3 Jahre. Während dieser Zeit zeichneten sich weniger Fälle von Infarkten und Schlaganfällen in der Gruppe von Anhängern des grünen Tees ab, als unter denjenigen, die dieses Getränk überhaupt nicht konsumiert hätten. Das Risiko der tödlichen Herzerkrankungen hatte sich ganz und gar um 22 Prozent reduziert.
Die Autoren der Studie vermuten, dass die Effizienz des Tees mit den darin enthaltenen Polyphenolen verbunden sei. Diese Stoffe senken den Blutdruck, den Lipiden- und Lipoproteingehalt im Blut – das sind Indexe, deren Erhöhung die Entwicklung von Herz- und Kreislauferkrankungen fördern könne.
Kakao und Bitterschokolade können laut US-Forschern das Risiko der Entwicklung von Erkrankungen des Herz- und Kreislaufsystems reduzieren. Sie analysierten Ergebnisse von 19 klinischen Tests von Flavonolen – Stoffen, die in Kakaobohnen enthalten sind und eine Antioxydanten-Wirkung auf den Organismus ausüben. Dabei neutralisieren sie aktive Sauerstoffformen, die die DNA beschädigen können.
„Rein hypothetisch sind die im grünen Tee oder Kakao enthaltenen Stoffe nützlich für Gefäße. Doch nicht mehr als das. Zur Prophylaxe von Herz- und Kreislauferkrankungen ist es viel wichtiger, rechtzeitig einen Kardiologen aufzusuchen. Nach modernen Kriterien sollten Männer dies im Alter von 35 Jahren und die Frauen vor der Schwangerschaft und im Alter nach 47 Jahren tun. Der Arzt muss über die Familienanamnese informiert werden, da viele Krankheiten geerbt werden. Der Kardiologe wird Cholesterin und Glukose sowie Gewicht und physische Aktivität des Patienten analysieren und feststellen, wie der Patient weiter leben soll. Ob es erforderlich ist, Medizin einzunehmen, die Lebensweise zu modifizieren, das Rauchen aufzugeben, den Alkoholkonsum zu reduzieren usw. Dies ist die langweiligste und abgeschmackteste Methodik, doch sie ist die wirksamste“, schloss Professor Belenkow.
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