Ein Passagierflugzeug, das sich von Teheran kommend auf dem Landeanflug auf den Flughafen Damaskus befand, wäre beinahe unter "Raketen- und Artilleriebeschuss der syrischen Flugabwehr" geraten, weil Piloten der israelischen Luftwaffe es benutzten, um sich bei ihrem Zielanflug in der Umgebung von Damaskus vor den Radaren der syrischen Flugabwehr zu tarnen. Dies berichtete Generalmajor Igor Konaschenkow, offizieller Vertreter des russischen Verteidigungsministeriums.
Seinen Angaben zufolge wurde die Maschine von Fluglotsen aus der Feuerlinie geleitet und konnte auf dem Luftwaffenstützpunkt Chmeimim sicher landen. Er betonte, dass die Durchführung von Angriffen auf Objekte in Syrien unter Zuhilfenahme von "Deckung" durch Zivilflugzeuge zur Handschrift des israelischen Militärkommandos wird: Infolge eines ähnlichen Vorfalls im September 2018 kamen 15 russische Soldaten ums Leben, die an Bord eines Transportflugzeugs des Typs Iljushin Il-20 waren.
Am Donnerstagabend, dem 6. Februar, führten vier F-16 Kampfflugzeuge der israelischen Luftwaffe einen Luftangriff mit acht Lenkflugkörpern auf Ziele in Vororten von Damaskus durch, ohne dabei in den Luftraum der Syrischen Arabischen Republik einzudringen.
Zur gleichen Zeit näherte sich ein Airbus A320 Passagierflugzeug mit 172 Passagieren dem internationalen Flughafen von Damaskus. Generalmajor Konaschenkow beschreibt die Abläufe so:
Nur dank der prompten Reaktionen der Fluglotsen des Flughafens von Damaskus und der effektiven Arbeit der dortigen automatisierten Flugverkehrskontrolle war es möglich, die Passagiermaschine Airbus A320 aus der Feuerlinie der syrischen Luftabwehr zu leiten und sie sicher auf dem nächstgelegenen Ausweichflugplatz – auf dem russischen Militärflugplatz Chmeimim – landen zu lassen.
Beliebteste Schutzschilde des israelischen Militärs: Passagiere ziviler Flugzeuge
Der Militärsprecher betonte, dass Israels Radarüberwachung es ermöglicht, nicht nur die oberen Höhenlagen, in denen sich die Passagierflugzeuge bewegen, sondern speziell auch die Situation in den niederen Höhenlagen um den Flughafen von Damaskus deutlich zu überschauen. Israels Luftwaffe wusste also jederzeit Bescheid, ob und wieviele zivile Flugzeuge sich über dem Zielgebiet ihrer Angriffe befinden. Damit wäre auf Seite des israelischen Militärs der Tatbestand erfüllt, den möglichen Tod der lebenden Schutzschilde an Bord von Passagierflugzeugen fahrlässig in Kauf zu nehmen. Konaschenkow verurteilte diese Haltung aufs Schärfste:
Damit wird die Durchführung von Luftkampfeinsätzen durch den israelischen Generalstab, bei denen zivile Flugzeuge mit Passagieren benutzt werden, um die eigenen Kampfflugzeuge vor der Reaktion der syrischen Flugverteidigungskräfte zu decken oder diese zu blockieren, zu einem charakteristischen Merkmal der israelischen Luftwaffe. Bei solchen Operationen scheren sich die israelischen Strategen nicht darum, dass sie Hunderte von unschuldigen Zivilisten in Gefahr bringen.
In der Nacht vom 6. Februar berichtete die Agentur SANA, dass die syrischen Luftverteidigungskräfte einen Luftangriff Israels auf die westlichen Teile von Damaskus abgewehrt hatten. Später berichtete das Kommando der Streitkräfte der Syrisch-Arabischen Republik, dass zwei Raketenangriffe teilweise abgefangen wurden, bei denen acht Soldaten Verletzungen erlitten. In der Erklärung des syrischen Militärs hieße es:
Zunächst wurden Armeestellungen am Stadtrand von Damaskus Ziele der Raketenangriffe, und dann die südlichen Städte Dara'a und Quneitra. Die syrische Flugabwehr konnte eine große Anzahl feindlicher Luftziele treffen.
Vergeltungsschlag Israels für Verluste durch Al-Quaida-Terroristen?
Der israelische Angriff fand vor dem Hintergrund der Ereignisse in der Stadt Saraqib statt: Syrische Truppen befreiten diese am Mittwoch, dem 5. Februar, von Kämpfern des Al-Qaida-Ablegers Hayat Tahrir al-Scham, berichtete der Fernsehsender Al Mayadin.
Am Vorabend gab das russische Außenministerium an, dass Vertreter dieser Terroristengruppierung für den Tod von russischen und türkischen Militärspezialisten in Idlib verantwortlich seien. Darüber hinaus verübten diese Terroristen allein in den letzten beiden Januarwochen mehr als 1.000 Anschläge in der Region.
Tragödie der Il-20 – Anbahnung einer Tendenz
Hier gilt es, sich einen ähnlichen Vorfall vom September 2018 vor das geistige Auge zu rufen, der zum Absturz einer Il-20 Transportmaschine der Luft- und Weltraumkräfte Russlands nahe der syrischen Küste führte. Der Kreml sieht das israelischen Militär für diese Katastrophe verantwortlich. Israel wurde beschuldigt, gegen die Vereinbarungen über die Verhinderung gefährlicher Zwischenfälle aus dem Jahr 2015 zu verstoßen.
Damals griffen vier israelische F-16 Kampfflugzeuge syrische Einrichtungen in der Provinz Latakia an, wobei das israelische Militär das russische Verteidigungsministerium nur eine Minute vor deren Beginn über die Militäroperation informierte. Darüber hinaus lieferte ein Vertreter der IDF ungenaue Informationen über das Zielgebiet, so dass die Il-20 nicht in einen sichereren Bereich umgeleitet werden konnte. Damit nutzten die israelischen Piloten das russische Flugzeug zur Tarnung vor den syrischen Radaren und brachten es so unter das Feuer der syrischen Luftabwehrkräfte, wie das russische Verteidigungsministerium betonte:
Infolgedessen wurde die IL-20, die eine effektive reflektierende Oberfläche größer als die einer F-16 hat, von der Rakete eines S-200-Flugabwehrsystems abgeschossen.
Bei dem Vorfall kamen 15 russische Soldaten ums Leben. Militärsprecher Konaschenkow stellte hierzu fest:
Die vorgelegten objektiven Daten zeigen, dass die Handlungen der israelischen Militärpiloten, die zum Tod von 15 russischen Soldaten führten, entweder über ihre Unprofessionalität oder zumindest über ihre kriminelle Fahrlässigkeit Bände sprechen. Deshalb vertreten wir den Standpunkt, dass die Schuld für die Tragödie mit dem russischen Il-20-Flugzeug ausschließlich bei der israelischen Luftwaffe und denjenigen liegt, die die Entscheidung über solche Aktivitäten getroffen haben.
Das israelische Außenministerium drückte sein Bedauern über dieses tragische Ereignis aus und betonte die Notwendigkeit, solche Fälle zu verhindern.
Doch bereits im Dezember desselben Jahres brachte die israelische Luftwaffe bei einem Angriff auf Ziele im westlichen Teil von Damaskus zwei weitere Zivilflugzeuge in Gefahr. Israelische Kampfflugzeuge führten erneut eine Operation unter der unfreiwilligen "Deckung" ziviler Flugzeuge Dritter durch, die die Flughäfen von Damaskus und Beirut ansteuerten.
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