Auch 30 Jahre nach der deutschen Einheit ist nach einer Studie die Zufriedenheit der Bürger mit der Demokratie in Ost und West unterschiedlich stark ausgeprägt. Nach der jetzt veröffentlichten Langzeituntersuchung im Auftrag der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung fällt in Westdeutschland die Demokratiezufriedenheit mit 40 Prozent fast doppelt so hoch aus wie in Ostdeutschland mit 22 Prozent.
Zugleich sei in den neuen Ländern die Unzufriedenheit fast doppelt so hoch wie in den alten Ländern. Dort gäben 15 Prozent an, sie seien mit der Demokratie unzufrieden, in den neuen Ländern seien es 28 Prozent.
Insgesamt sind die Deutschen weitgehend mit der Demokratie zufrieden. Nach der Untersuchung gaben 37 Prozent der Deutschen an, mit der Demokratie "sehr oder ziemlich zufrieden" zu sein. Weitere 45 Prozent antworteten demnach mit "teils, teils". Lediglich 17 Prozent zeigten sich "sehr oder ziemlich unzufrieden" mit der Demokratie.
Auf der Ebene der Bundesländer zeigt sich nach der Studie, dass die Demokratiezufriedenheit in Hessen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen am höchsten ist, dicht gefolgt von Hamburg. Die höchsten Anteile an Unzufriedenen fänden sich dagegen im Saarland (41 Prozent) und in Mecklenburg-Vorpommern (48 Prozent). Im Saarland sei allerdings der Anteil an Teils-teils-Antworten sehr gering, so dass man gleichzeitig einen durchschnittlichen Anteil an Zufriedenheit beobachten kann (36 Prozent).
Eine Betrachtung der regionalen Verteilung zeige zwar auch Unterschiede jenseits von Ost-West-Differenzen. Aber es falle auf, dass die Regionen mit den höheren Anteilen an Demokratiezufriedenen alle in den alten Ländern lägen. Die Regionen mit der geringsten Zufriedenheit seien dagegen sämtlich in den neuen Ländern zu finden, schreibt die Autorin Sabine Pokorny.
Deutlich positiver sehen die Deutschen nach der Untersuchung die Wirtschaftslage. 61 Prozent sind damit "ziemlich oder sehr zufrieden". Ein knappes Drittel sei unentschlossen und lediglich sechs Prozent seien "ziemlich oder sehr unzufrieden" mit der wirtschaftlichen Situation in Deutschland.
Und ähnlich wie bei der Demokratiezufriedenheit sind auch hier die Westdeutschen zufriedener als die Ostdeutschen. In den alten Ländern geben fast zwei Drittel an, mit der Wirtschaftslage zufrieden zu sein, während das nur für jeden zweiten Ostdeutschen gilt, wie die Autorin schreibt. Allerdings sei in den neuen Ländern der Anteil an Unentschlossenen deutlich höher als in den alten Ländern, so dass sich die Unzufriedenheit auf beiden Seiten auf sehr niedrigem Niveau bewege.
Hessen gehöre dabei zu den Bundesländern mit der höchsten Wirtschaftszufriedenheit, während – das eigentlich reiche – Bayern im westdeutschen Vergleich eher im mittleren Bereich liege. Andererseits fänden sich in Ostdeutschland drei Regionen, in denen ähnlich viele Wirtschaftszufriedene lebten wie in vielen westdeutschen Regionen – in Teilen von Mecklenburg-Vorpommern, im Westen und Südwesten Brandenburgs, im Süden Sachsens sowie in Berlin. Dennoch gehörten Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg insgesamt zu den Ländern mit der geringsten Wirtschaftszufriedenheit.
Sind die Deutschen glücklicher geworden?
Und wie zufrieden sind die Deutschen nun mit dem eigenen Leben? Verglichen mit der Demokratie- und der Wirtschaftszufriedenheit ist die Zufriedenheit mit dem gegenwärtigen Leben am stärksten ausgeprägt. 81 Prozent der Deutschen seien mit ihrem Leben ziemlich oder sehr zufrieden, ergab die Untersuchung. 16 Prozent seien teils zufrieden, teils unzufrieden und lediglich drei Prozent seien ziemlich oder sehr unzufrieden mit ihrem Leben.
Die Autorin verweist auf den Glücksatlas der Deutschen Post, wonach sich die Lebenszufriedenheit 2019 auf dem höchsten Stand des Untersuchungszeitraumes von 2004 bis 2019 befunden habe. In Westdeutschland sind 82 Prozent zufrieden, in Ostdeutschland 78 Prozent.
/Damit ist der Unterschied in der Lebenszufriedenheit zwischen den alten und den neuen Bundesländern sehr gering ausgeprägt. Die niedrigere Zufriedenheit mit der Demokratie und der Wirtschaft in den ostdeutschen Ländern scheint sich nicht negativ auf die Lebenszufriedenheit auszuwirken, schlussfolgert Pokorny.
(rt/dpa)
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