RT-Journalisten sollen die Redakteure von Correctiv belästigt haben. Dies gab das Rechercheprojekt heute über Twitter bekannt. Die Anschuldigungen sind frei erfunden. Nichtsdestotrotz empört sich ein Bundestagsabgeordneter und eine ARD-Studioleiterin über den Fall. Das Protokoll eines Sommerloch-Großereignisses.
Obwohl heute alle RT-Redakteure pünklich zur Arbeit erschienen waren, twitterte das Rechercheprojekt Correctiv zum Mittag Ungeheuerliches:
Journalisten von Russia Today und der Jungen Freiheit haben unser Büro gestürmt, "Lügenpresse" geschrien und gefilmt https://t.co/Pj3xEHDj85
— CORRECTIV (@correctiv_org) 3. August 2016
Was war geschehen? Zwei frei arbeitende Medienmacher/Aktivisten statteten der Berliner Redaktion von Correctiv einen Besuch ab, stellten konfrontative Fragen und warfen den Redakteuren des Rechercheprojektes Lügen vor. Kurz darauf erfolgte der Rauswurf. Die Aufnahmen der Szenerie kursieren mittlerweile im Internet:
Wie Correktiv schnell herausfand, handelte es sich bei den ungebetenen Gästen um den Briten Graham W. Phillips und den Deutschen Billy Six:
Jedoch: In Lohn und Brot für RT stehen beide nicht. Zwischen Six und RT bestand zu keinem Zeitpunkt eine geschäftliche Verbindung. Von dem Videoblogger Phillips bezog RT International in der Vergangenheit zwar einzelne Rohaufnahmen, wie es mit zahlreichen freien Zulieferern der Fall ist, doch auch dies ist längst nicht mehr aktuell.
Auf Twitter ergießt sich Phillips vielmehr selbst Anfeindungen gegen RT, nachdem er von Correctiv als Journalist unseres Hauses bezeichnet wurde:
Die Lügen der @correctiv_org - 'Journalisten von Russia Today'-Nein, ich bin Journalist und hasse ich Russia Today.https://t.co/6wSY1F1ShG
— Graham W Phillips (@GrahamWP_UK) 3. August 2016
@Kampf_Kaefer It is a strong word, and one I use rarely, but it's one I absolutely feel for RT, after my experiences working with them.
— Graham W Phillips (@GrahamWP_UK) 3. August 2016
Und ich sage Ihnen eine einfache, erste große Lüge der @correctiv_org . Dass ich für Russia Today arbeite. Ich hasse Russia Today....
— Graham W Phillips (@GrahamWP_UK) 3. August 2016
Obwohl die Anschuldigungen gegen RT von Correctiv also frei erfunden sind, und weil alles, was mit Russland zu tun hat, sowieso immer "Putin" ist, weiß der SPD-Bundestagsabgeordnete Karl Lauterbach schon, wer eigentlich hinter dem Plot steckt. Keine große Überraschung:
#Pressefreiheit muss gegen Putin verteidigt werden! Gewaltdrohung gegen Recherchejournalist im Berlinbüro @m_grillhttps://t.co/v22BRQ5Fbg
— Karl Lauterbach (@Karl_Lauterbach) 3. August 2016
Correctiv twittert die "Enthüllung" darauf hin selbst eifrig nach: