Im Jahr 2011 riss der transatlantischen Gemeinschaft schließlich der Geduldsfaden. Der "Diktator" Gaddafi – in dessen Regierungszeit Libyen immerhin eine wirtchaftliche Blütezeit erlebte – musste weg. Friedliebende Demonstranten seien von Gaddafis Schergen erschossen und bombardiert worden, hieß es zur Begründung. Also fegte der sogenannte "Arabische Frühling" schließlich auch über Libyen hinweg. Als Grundlage diente die am 17. März 2011 verabschiedete UN-Resolution 1973 des UN-Sicherheitsrates. Diese ermöglichte auch eine sogenannte Flugverbotszone, die den NATO-Staaten Frankreich, Großbritannien und USA als willkommener Freibrief diente, um Libyen zurück in die Steinzeit zu bombardieren.
Ende 2019 brachte dann der italienische Ministerpräsident Giuseppe Conte erstmals erneut eine Flugverbotszone über Libyen ins Gespräch. Der russische Außenminister Lawrow lehnte den Vorstoß vehement ab und fühlte sich an "schlimme Erfahrungen" aus dem Jahr 2011 erinnert, als Russland noch für die Resolution 1973 gestimmt hatte und mit den Folgen böse überrumpelt wurde.
Das aktuelle libysche Chaos ausnutzend versucht nun der mit offiziellen libyschen Regierung in Tripolis rivalisierender Kommandeur Chalifa Hafter von der libysch-nationalen Armee (LNA), der ehemalige CIA-Protegé und Offizier unter Muammar al-Gaddafi, Libyen unter seine Kontrolle zu bringen. Nach dem Intermezzo der Berliner Libyen-Konferenz richtet Haftar seine Aufmerksamkeit nun wieder ganz auf die Kämpfe in und um Tripolis.
Am Donnerstag kündigte Haftars Sprecher Ahmad al-Mesmari an, dass für den Großraum Tripolis ab sofort eine Flugverbotszone gilt. Im gleichen Atemzug drohte er damit, dass "jedes militärische oder zivile Flugzeug, das die Hauptstadt überfliegt – unabhängig von seiner Herkunft – (…) zerstört" werde. Die Flugverbotszone gilt somit auch für den Mitiga International Airport, den einzigen verbliebenen Flughafen von Tripolis, der erst am Donnerstag von der libyschen Regierung der Nationalen Einheit (GNA) wiedereröffnet worden war.