Unternehmen, die von westlichen Sanktionen betroffen sind, werden die Möglichkeit erhalten, ihre Anleihen auf einer Börse zu verkaufen. Dafür will Russland im Jahr 2020 eine spezielle Börse schaffen, die seine nationalen Kapitalmärkte stärken soll.
Die Einführung war ursprünglich für Dezember geplant, wurde dann aber auf Januar verschoben, so Russlands stellvertretender Finanzminister Alexei Moisejew. Der Beamte erklärte, dass das Ministerium mehr Zeit brauche, um die Plattform einzurichten.
Mindestens zwei Unternehmen haben bereits angekündigt, dass sie an der Börse handeln wollen, so Moisejew, der keine genaueren Details preisgab. Zuvor wurde berichtet, dass die Plattform auf der Sankt Petersburger Währungsbörse basieren und von russischen Banken unterstützt werden soll, möglicherweise von der Promswjasbank und der auf der Krim ansässigen Nationalen Geschäftsbank Russlands (RNCB).
Der neu geschaffene Aktienmarkt für sanktionierte Unternehmen werde nicht wie eine klassische Börse funktionieren, glaubt der Investitionsstratege bei der Investitionsbank BCS Premier Anton Bachtin. In einem Interview mit RT erklärte der Analyst, dass die Plattform nur in der Rubel-Zone funktionieren und diejenigen anlocken werde, die bereit sind, in die Firmen durch eine speziell geschaffene Infrastruktur zu investieren. Das werde den Unternehmen helfen, zusätzliche Finanzmittel zu erhalten. Bachtin erklärte:
Es ist nicht die Art der Plattform, die wahrscheinlich neue Investoren anziehen wird, aber es gibt bereits Investoren, die an diesen Unternehmen interessiert sind und sie bekommen ein neues [Finanz-]Instrument dafür.
Er fügte hinzu, dass die Unternehmen Aktien für bestimmte Geldgeber ausgeben könnten, während ausländische Investoren aufgrund der westlichen Sanktionen wahrscheinlich nicht daran teilnehmen werden.
Narek Awakjan, Leiter der Abteilung für Investmentideen bei BCS Broker, ist ebenfalls der Meinung, dass kein Investor – zumindest nicht diejenigen, die international tätig sind – bereit wäre, das Risiko einzugehen, durch den Kauf von Aktien auf der Plattform von sekundären US-Sanktionen getroffen zu werden. Selbst bei 100-prozentig vertraulichen Transaktionen bestehe immer ein gewisses Risiko von Datenlecks, betonte Awakjan und fügte hinzu:
Diejenigen Investoren, die es wagen würden, sanktionierte Finanzanlagen zu kaufen, würden wahrscheinlich von den US-Sanktionen betroffen sein, unabhängig vom Umfang der Transaktionen.
Während die Analysten bemerken, dass es bisher nicht klar ist, wie genau die Plattform funktionieren wird, könnte sie ein gesichtswahrendes Instrument für die Unternehmen werden, die von den Sanktionen betroffen sind, so der Schuldenmarkt-Analyst von Ivolga Capital, Ilja Grigorijew. Gegenüber RT sagte er:
Die Plattform wird eher ein imagebildendes Instrument für sanktionierte Unternehmen werden und auch eine Übergangsphase vor dem Börsengang entweder an der Moskauer Börse oder an ausländischen Plattformen nach Aufhebung der Sanktionen darstellen.
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