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Krummschwert, Pali-Flagge, Islamisten-Gruß: Wo bleibt der Aufschrei über die Marokko-Elf?

swaine1988
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Autor: Jerome Wnuk
Quelle: https://www.anonymousnews.org/...
2023-03-15, Ansichten 386
Krummschwert, Pali-Flagge, Islamisten-Gruß: Wo bleibt der Aufschrei über die Marokko-Elf?

Die marokkanischen Spieler Zakaria Aboukhlal und Abdelhamid Sabiri mit IS-Handzeichen.

Die Presse in Deutschland feierte in den vergangenen Wochen das marokkanische Fußball-Märchen. Dabei blendeten Medien wie das ZDF alles Problematische systematisch aus – und davon gibt es genug. Besonders im Kontrast zur Debatte um Katar wirkt das nicht nur absurd, sondern auch völlig verlogen.

von Jerome Wnuk

„Wie, du bist nicht für Marokko?“ – völlig entgeistert wendet sich ZDF-Moderator Jochen Breyer an Fußballexperten Christoph Kramer. Der bekannte sich gerade dazu, im Halbfinale den Franzosen die Daumen zu drücken. Fünf Minuten später, nach einem Beitrag, kündigte dann Breyer an Kramer würde sich jetzt korrigieren. Kramer verbesserte sich und meinte, er sei doch auch für Marokko. Beim ZDF scheint es also Pflicht zu sein, Marokko zu unterstützen – reißt jemand wie Kramer aus, dann wird er zurückgepfiffen. Alle hassen Katar, alle lieben Marokko – das ist scheinbar die allgemeine Stimmung bei der WM-Berichterstattung. 

Es sind ja auch schöne Bilder, die um die Welt gehen und die arabische Welt in Ekstase versetzen. Die marokkanische Nationalmannschaft steht nach dem 1:0 Sieg gegen Portugal und Cristiano Ronaldo als erste afrikanische Nation im Halbfinale einer WM. Dort erwartet einen Frankreich, der amtierender Weltmeister. Es ist David gegen Goliath, es ist ein Fußballmärchen: Auch in Deutschland wird Marokko als Underdog gefeiert. Widerspruch dazu ist offenbar unerwünscht.

Doch das unkritische Feiern von Marokko ist problematisch – und bemerkenswert, während wir parallel darüber diskutieren Katar zu boykottieren. Denn nicht nur zeigen sich marokkanische Fans von der schlechtesten Seite, in dem sie regelmäßig europäische Städte verwüsten oder israelische Reporter boykottieren und beschimpfen – auch die Mannschaft selbst nutzt die Bühne zum Protest gegen Israel und den Westen.

Prominent zeigten die Marokko-Nationalspieler nach den Siegen gegen Spanien und Portugal Palästina-Flaggen. In der arabischen Welt sorgt diese Solidaritätsbekennung für einen riesigen Hype. „Der wahre Sieger der WM ist Palästina“, „Palästina 1:0 Israel“ oder „Palästina besiegt Israel auf der großen Bühne“ titelten arabische Medien. Auch in den sozialen Netzwerken trenden Bilder und Videos der Aktion mit tausenden, oft stark antisemitischen oder israelfeindlichen, Kommentaren. Doch nicht nur die Palästina-Flagge ist brisant. Sehr auffällig bei den Instagram-Posts der marokkanischen Spieler ist der häufiger Fingerzeig nach oben.

Es ist das Zeichen des Tauhid, des sogenannten einen und wahren Gottes, das in den vergangenen Jahren vor allem als Symbol des IS und anderer dschihadistischer Gruppen popularisiert wurde. Auch Anis Amri, der Amokfahrer von Berlin, posierte nach seiner Tat mit ausgestrecktem Finger. Die Handgeste, ist zwar ein religiöses Zeichen, inzwischen auch ein klar erkennbares Zeichen des IS. Der Spieler Zakaria Aboukhlal postete zum Beispiel nach beiden Spielen ein Bild aus der Kabine wo er mit Palästina-Flagge um den Rücken und dem Gruß posierte.

In der Debatte um das Tauhid-Zeichen schrieb die Deutsche Welle: „Indem die IS-Mitglieder ihren Zeigefinger ausstrecken, senden sie eine leicht verständliche Nachricht hinsichtlich ihrer Ziele: theologische Vorherrschaft und militärische Hegemonie“ Das Konzept gehe auf, urteilt die Zeitschrift: „Wenn potentielle IS-Rekruten in London, New York oder Sydney das Symbol auf Twitter sehen, verstehen sie die Dimension des IS-Anspruchs und der damit einhergehenden Ziele. Weniger radikalisierte Betrachter nehmen unterschwellig wahr, dass es sich um ein Machtsymbol handelt.“

Die marokkanischen Spieler wissen das, sie nutzen bewusst das Handzeichen und spielen mit der Mehrdeutigkeit. Dass es sich aber im Kontext der WM und mit Palästina-Flagge um den Rücken, um kein rein religiöses Zeichen handelt, ist eindeutig. Es geht um das klare Statement: Wir sind überlegen. 

Das Gefühl zeigen sie nicht mit dem Handzeichen. So postet der Mittelfeldspieler Sofyan Amrabat eine Zeichnung, in der er, mit einem arabischen Krummschwert, offenbar den spanischen Star Gavi getötet hat. Klarer kann man sein Hegemoniegefühl nicht ausdrücken.

Sowohl Abukhlal als auch Sabiri sind außerdem in einem Instagram-Video zu sehen, in dem Sie missionarisch tätig werden: „Kommt zum Islam“, fordern die beiden Spieler ihre Follower auf. Insbesondere Boukhlal scheint auch Anhänger eines umstrittenen islamischen Geistlichen zu sein. Ayoube El-Mansourii ist ehemaliger Imam der „blauen Moschee“ in Amsterdam. Der Moschee werden Verbindungen zur Muslimbruderschaft nachgesagt. Bilder zeigen, wie der Geistliche einige Marokko-Spieler in Katar besucht und unterstützt.

Doch mit Marokko wird in den deutschen Medien völlig unkritisch umgegangen – die Presselandschaft freut sich über den arabischen Underdog, der es bis ins Halbfinale geschafft hat. Dabei geht Marokko sogar noch ein Schritt weiter als Katar, das in den deutschen Medien überwiegend scharf kritisiert wird. Denn Katar hält sich bei dieser WM mit politischen Statements weitestgehend zurück. Die Spieler zeigten keine Palästina-Flagge und keine Handzeichen.

Marokko macht genau das – sie provozieren bewusst und politisieren so die WM. Sie nutzen die große Bühne für ihre politischen Statements. Auch die FIFA offenbart im Fall Marokko Doppelmoral. So verbot sie die Regenbogenbinden als politisches Statements von der WM und bestrafte unter Anderem die Serbische Nationalmannschaft, als ihre Spieler in ihrer Kabine eine Serbien-Flagge hochhielten, die den Kosovo als Teil Serbiens zeigte. Hier, beim Zeigen von Palästina-Flaggen, guckt man weg. Bei der FIFA ist ein solcher Fall von Doppelmoral und Bigotterie wenig überraschend, doch auch das ZDF zeugt mit ihrer unkritischen Berichterstattung für bigottes Verhalten.

Dass wir so lange und so inbrünstig Katar verflucht haben und jetzt bei Marokko wegschauen, passt nicht zusammen. Die gesellschaftlichen Missstände, die völlig zurecht am Golf-Emirat kritisiert werden, herrschen – häufig genauso, häufig mit Abstrichen – auch im Maghreb-Königreich.


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