"Verantwortungslosigkeit ist erstaunlich": Corona-Patient Trump lässt sich an Anhängern vorbeifahren

Der mit dem Coronavirus infizierte US-Präsident Donald Trump stattete seinen Unterstützern einen überraschenden Besuch ab.

Der mit SARS-CoV-2 infizierte US-Präsident Donald Trump stattete seinen Unterstützern beim Krankenhaus Walter Reed einen überraschenden Besuch ab. Kritiker finden, der Präsident habe damit erneut bewiesen, dass er die Corona-Pandemie noch immer nicht ernst nimmt.

US-Präsident Donald Trump verließ am Sonntag das Krankenhaus für wenige Minuten, um seine Anhänger außerhalb der Klinik im Bundesstaat Maryland zu begrüßen. Wie auf Videos zu sehen war, winkte er aus einem schwarzen Geländewagen heraus seinen Fans zu. Er und zwei weitere Sicherheitsbeamte trugen Masken. In einer zuvor aufgenommenen Videobotschaft, die später auf Trumps Twitter-Profil veröffentlicht wurde, sagte der US-Präsident: "Ich mache gleich einen kleinen Überraschungsbesuch." Er lobte die "großartigen Patrioten" außerhalb des Krankenhauses.

Mehrere Ärzte und Journalisten zeigten sich entsetzt über den kurzen Ausflug des US-Präsidenten. "Die Verantwortungslosigkeit ist erstaunlich", schrieb der Mediziner James P. Phillips auf Twitter und sprach von einem politischen Theater, das andere in Lebensgefahr bringe:

Jede einzelne Person in dem Fahrzeug während dieser völlig unnötigen Vorbeifahrt des Präsidenten muss jetzt für 14 Tage in Quarantäne. Sie könnten krank werden, sie können sterben. Für ein politisches Theater. Befohlen von Trump, um ihre Leben für ein Theater zu riskieren. Das ist Wahnsinn.

In einem Gespräch mit der New York Times sagte Phillips am Sonntagabend, es stelle sich die beunruhigende Frage, ob Trump seine Ärzte anweise. "Wo endet das Arzt-Patienten-Verhältnis und beginnt das Oberkommandierender-Untergebener-Verhältnis, und wurde diesen Ärzten befohlen, dies zu ermöglichen?", fragte Phillips und bemerkte, dass mit der Fahrt alle Behandlungsregeln verletzt worden seien. "Als ich das zuerst sah, dachte ich, vielleicht wird er in eine andere Klinik gebracht", sagte er weiter. Er erklärte auf Twitter, dass der Wagen des Präsidenten kugelsicher und hermetisch abgeriegelt sei. Die Gefahr, dass sich die Infektion im Innenraum ausbreite, sei daher enorm.

"Er scheint die Schwere einer hoch ansteckenden und tödlichen Krankheit immer noch nicht zu verstehen", schrieb Maeve Reston von der CNN und nannte den Vorfall einen Fototermin. Sie bezeichnete den Umgang des Weißen Hauses mit Trumps Diagnose und der anschließenden Behandlung als "ein Musterbeispiel dafür, wie man mit einem tödlichen Virus nicht umgehen sollte".

Das Weiße Haus hatte die Aktion am Sonntag verteidigt. Mit Blick auf die Sicherheit des Präsidenten erklärte ein Sprecher, angemessene Vorsichtsmaßnahmen seien getroffen worden und die Fahrt vom medizinischen Team als sicher eingestuft gewesen. 

Donald Trump ist nach Boris Johnson und Jair Bolsonaro der dritte führende Politiker der Welt, der positiv getestet wurde. Er wird seit Freitagabend im Walter-Reed-Militärkrankenhaus in Bethesda nördlich von Washington behandelt. Einen Monat vor der US-Präsidentschaftswahl am 3. November wurden persönliche Auftritte des Republikaners bis auf Weiteres abgesagt. Trumps Herausforderer, der Demokrat Joe Biden, ist weiterhin im Wahlkampf unterwegs. Im Gegensatz zu Trump trägt er eine Maske. Sein Team verkündete am Sonntag, dass Biden negativ auf das Coronavirus getestet worden sei.