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„Wo ist die Evidenz?“ – Mediziner zweifeln am Nutzen von Corona-Maßnahmen

swaine1988
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Autor: Von Valentin Raskatov
Quelle: https://de.sputniknews.com/wis...
2020-09-09, Ansichten 1059
„Wo ist die Evidenz?“ – Mediziner zweifeln am Nutzen von Corona-Maßnahmen

Tödlichkeit: wesentlich niedriger als vermutet. Schulkinder: kaum betroffen. Masken: von unklarem Nutzen. Und Massentests mit zweifelhafter Aussagekraft. Aber die politischen Weichen werden nicht umgestellt. Wenn die Daten eher dagegen sprechen – auf welcher Evidenz beruht dann diese politische Trägheit? Diese Frage stellt ein Mediziner-Netzwerk.

Die politischen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie werden von Land zu Land unterschiedlich gehandhabt. In Spanien etwa, wo die Zahlen seit neustem wieder stark ansteigen und welches als erstes europäisches Land die 500.000-Infizierten-Marke erreicht hat, gilt Maskenpflicht im gesamten öffentlichen Raum. Auch auf den Kanaren, die bis vor kurzem kein Risikogebiet waren, bewegten sich die Menschen überall mit Masken bis hinab zu den Stränden. Erst auf dem Strandtuch oder im Wasser hörte die Maskenpflicht auf – oder in den eigenen vier Wänden. In Deutschland ist die Maskenpflicht eingeschränkt auf den öffentlichen Nahverkehr und geschlossene öffentliche Räume wie Geschäfte. In Schweden dagegen, das weiterhin seinen europäischen Sonderweg geht, gibt es keine Maskenpflicht.

Von dort ist immer wieder Kritik an etlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie zu hören. So erst wieder vor wenigen Tagen vom Staatsepidemiologen Anders Tegnell, der im Gespräch mit „Euronews“ betont hat, dass es für den Nutzen von Mund-Nasen-Bedeckungen keine Evidenz und infolgedessen auch keinen Grund gebe, eine Maskenpflicht in Schweden einzuführen. In einem anderen Gespräch mit der „Stuttgarter Allgemeinen Zeitung“ machte er zudem auf die negativen Folgen sozialer Isolation aufmerksam, die bei einem Lockdown in Kauf genommen werden und den Schaden überwiegen können. Denn Einsamkeit kommt, wie man weiß, nicht allein, sondern führt in ihrem Gefolge psychische Erkrankungen und schlägt auch auf das Herz-Kreislauf-System.

Aber man muss nicht erst nach Schweden rüberhorchen oder an Demonstrationen teilnehmen, um Stimmen zu hören, die die bislang eingeschlagenen Strategien gegen die Pandemie im deutschsprachigen Raum bemängeln. So hat etwa erst am Freitag das deutsche Netzwerk „Evidenz-basierte Medizin“ (EbM-Netzwerk) eine Stellungnahme mit der griffigen Überschrift veröffentlicht: „COVID-19: Wo ist die Evidenz?“. In dieser Stellungnahme geht es um eine Kritik etlicher politischer Eindämmungsmaßnahmen, da diese dem Netzwerk durch die Datenlage nicht gerechtfertigt erscheinen. Zudem geht es um eine Kritik einer undifferenzierten und dadurch irreführenden medialen Berichterstattung und um eine ausgewogene Betrachtung der Nutzens und des Schadens durch solche Maßnahmen für die gesamtgesellschaftliche Gesundheit.

Tödlichkeit? Unter einem Prozent

Zum einen wird in der Stellungnahme die Gefährlichkeit des Virus aufgrund der verbesserten Datenlage nachjustiert. Denn die Schreckensmeldung am Anfang mit einer Sterblichkeit von bis zu zehn Prozent hatten es in sich und auch die drei Prozent, von denen später die Rede war, lagen noch deutlich über der Grippe, mit der mancher Covid-19 gern vergleicht. Damals wurde allerdings einfach die Zahl der Todesfälle durch die Zahl der nachgewiesenen Erkrankungen geteilt, und da hier weder milde noch asymptomatische Verläufe einflossen, war diese recht hoch.

Die genauere Mortalität dagegen liegt laut Darstellung des Netzwerks weit darunter, wahrscheinlich in einem Bereich zwischen 0,1 und 0,6 Prozent in Deutschland und Österreich, zumindest aber „weit unter den ursprünglichen Befürchtungen“. Das Netzwerk wiederholt auch die bekannte Tatsache, dass es vor allem ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen treffe. 85 Prozent der Verstorbenen sollen über 70 Jahre alt gewesen sein, nur drei Personen unter 20 Jahren sind während der gesamten Pandemie in Deutschland verstorben.

Fragwürdig: Schulschließungen und Masken

Auch bei den politischen verordneten Maßnahmen fehlt die Evidenz. So sollen sie zusammen, vom Verbot von Massenveranstaltungen bis hin zum Lockdown, laut einer Studie einen relativen Rückgang der Fälle von lediglich 13 Prozent herbeigeführt haben. Gleichzeitig betonen die Autoren der Stellungnahme: „Aus der Studie lässt sich aber nicht ableiten, ob der Rückgang nicht auch ohne Maßnahmen eingetreten wäre, da es keine entsprechende Vergleichsgruppe gibt.“

Nahezu eine klare Abfuhr erteilt das Netzwerk Schulschließungen, nicht nur wegen der „unabsehbaren negativen Effekte“ auf die Kinder, sondern auch, weil diese nahezu unbetroffen von der Krankheit sind. Hier führen die Autoren eine begleitende Studie zur Schulöffnung aus Sachsen an, die bei 2599 mit PCR getesteten Kindern und Lehrkräften keine einzige Infektion nachgewiesen hat. Bei lediglich 0,6 Prozent ließen sich Antikörper gegen das Virus nachweisen, und auch von diesem geringen Prozentsatz waren die meisten Erwachsene.

Ähnliches gilt auch in Sachen Masken, wo „widersprüchliche Daten“ vorliegen. Die Nutzung im öffentlichen Raum bewegt sich zwischen 17 Prozent Reduktion bis zu keiner nennenswerten Auswirkung – je nach Studie. Das Netzwerk betont auch: „Die Autoren geben die überwiegende niedrige Studienqualität zu bedenken“ und fordern deshalb verlässliche randomisierte kontrollierte Studien, die bislang fehlen.

Testen im Dunkeln: Mehr Falschpositive als Corona-Kranke?

Kritisiert wird auch die nationale Teststrategie in Deutschland, die Massentests vornimmt. Sowohl Aussagekraft als auch Nutzen solcher Tests werden angezweifelt. Die Genauigkeit der Tests sei immer noch nicht genau bestimmt, spiele aber eine entscheidende Rolle. Denn der gegenwärtige Anteil Infizierter an der Bevölkerung liegt bei 0,025 Prozent. Und, so das Argument des Netzwerks, selbst bei einem 99,9 Prozent genauen Test gebe es hier mehr falsch-positive Ergebnisse als wirklich nachgewiesene Erkrankungen. Man könnte von einer herbeigetesteten zweiten Welle sprechen, wofür im übrigen spricht, dass die Zahlen zwar wieder steigen, aber nicht die der hospitalisierten Covid-19-Patienten. Und was sagt ein Testergebnis schon aus, wenn auf einen richtig nachgewiesenen Fall vier falsch-positive kommen?

„Die derzeitige Teststrategie und Informationspolitik erweckt eher den Anschein, dass die positiven Testergebnisse ohne Bezug zur Menge der durchgeführten Tests und ohne Bezug zur Bevölkerung benutzt werden, um die derzeitige Strategie zur Eindämmung der COVID-Pandemie zu rechtfertigen“, finden die Autoren.

Sie empfehlen stattdessen, Tests bei „Personen mit hohem Risiko für das Vorliegen einer Infektion“ anzuwenden, und dass Gründe und Konsequenzen der gegenwärtigen Tests Schwarz auf Weiß öffentlich gemacht werden.

Berichterstattung ist unverhältnismäßig

Die Berichterstattung rund um SARS-CoV-2 wird auch stark in die Mangel genommen. Diese unterscheide überwiegend nicht zwischen positiv Getesteten und Erkrankten, was aber gerade jetzt wichtig sei, wo die Zahlen der positiv Getesteten steigen, während es keinen parallelen Anstieg in den Krankenhäusern gebe. Unverhältnismäßig sei laut dem Netzwerk auch eine gewisse Überbetonung dieser Erkrankung im Vergleich mit Pneumonien, wie sie durch Pneumokokken oder Influenza hervorgerufen werden. Dabei ist der Anteil der Toten durch Pneumonien in Deutschland immer noch fast fünfmal so hoch wie der durch SARS-CoV-2.

Daneben befürchtet das Netzwerk, dass die beschleunigte Entwicklung von Impfstoffen auf Kosten der Sicherheit derselben stattfinden könne und auch die gesundheitlichen Folgeschäden durch den Lockdown erst mit der Zeit bemessen werden könnten, zu denen verzögerte Operationen in kritischen Fällen, psychische Belastungen und versäumte Bildung bei Kindern, die Auswirkungen sozialer Isolierung und die auch gesundheitlich negativen Auswirkungen einer zunehmenden Arbeitslosigkeit gehören.


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