Demonstration in München am 25. April 2020
Je länger die Corona-Pandemie das Leben bestimmt, desto stärker trübt sich die Stimmung von Menschen in Deutschland ein. Laut einer am Dienstag veröffentlichten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts in Allensbach blicken aktuell nur noch 22 Prozent der Bevölkerung voller Hoffnung auf das kommende Jahr. 44 Prozent der Befragten sehen den kommenden zwölf Monaten dagegen mit Befürchtungen entgegen, 27 Prozent äußern Skepsis.
Die Angst, sich persönlich mit dem Coronavirus zu infizieren, ist in Deutschland in den vergangenen Wochen gesunken. Waren es im April noch 44 Prozent, die fürchteten, sich mit dem Virus als Erreger der Lungenkrankheit COVID-19 zu infizieren, so sind es einen Monat später nur noch 31 Prozent.
Größer geworden ist dagegen die Angst vor einem Wohlstandsverlust als Folge der Pandemie. Diese Sorge treibt laut Umfrage auch diejenigen um, die persönlich bis jetzt noch keine Einkommenseinbußen erlitten haben. Dass sich die Konjunktur in den kommenden zwölf Monaten noch nicht erholen wird, erwarten 70 Prozent der Bevölkerung. 46 Prozent der Teilnehmer der Befragung sagen, sie rechnen mit einer Verschlechterung ihrer eigenen wirtschaftlichen Lage durch die Pandemie.
Die Maskenpflicht empfänden 37 Prozent der Befragten als "nervig", 30 Prozent als "beruhigend" und 29 Prozent beides gleichermaßen. Am "nervigsten" fanden diese Schutzmaßnahme Personen zwischen 16 und 29 Jahren.
Laut Prof. Dr. Renate Köcher, eine Mitautorin der Studie, sei der Meinungsumschwung mit demjenigen während des Korea-Krieges, der Öl-Krise Anfang der 1970er oder nach "9/11" vergleichbar.
Im Moment sieht es nicht nach einem kurzen Einbruch aus. Die Stimmung der Bevölkerung in April und Mai war von Pessimismus geprägt", sagte sie Journalisten.
Mehr als ein Drittel sieht Panik-Mache
Die Allensbach-Demoskopen haben auch eine Frage gestellt, mit der die Empfänglichkeit für sogenannte Verschwörungstheorien erfasst werden sollte:
Man hört ja manchmal, dass es bei den Maßnahmen gegen die Corona-Krise um etwas ganz Anderes geht als das, was Politik und Medien sagen. Ist da Ihrer Meinung nach etwas dran, oder ist das Ihrer Meinung nach ein unbegründeter Verdacht?
Eine Mehrheit von 56 Prozent hält diesen Verdacht für unbegründet. 17 Prozent sind unentschieden. Immerhin 27 Prozent der Befragten glauben aber, da könnte etwas dran sein. Hier stechen die AfD-Anhänger heraus: 76 Prozent von ihnen glauben, die politisch Verantwortlichen verfolgten mit den Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie eigentlich ganz andere Ziele, wie etwa eine anlasslose Überwachung der Bürger. Von den Wählern der SPD vertreten nur acht Prozent diese Auffassung. Bei den Anhängern der anderen im Bundestag vertretenen Parteien liegen die Werte zwischen 20 und 29 Prozent.
Genau die Hälfte der Befragten sieht in den Anti-Corona-Maßnahmen keine "gezielte Panikmache". Aber 38 Prozent gaben auf die Frage „Ist es vielleicht eine Strategie, die Leute in Angst und Schrecken zu halten, so dass sie die politischen Maßnahmen hinnehmen?“ zur Antwort: "Da ist etwas dran."
"Nebel der Ungewissheit"
Trotz dieser deutlichen Skepsis bringt die überwiegende Mehrheit der Befragten der Bundesregierung und ihren wissenschaftlichen Beratern vom Robert Koch-Institut großes Vertrauen entgegen. So sind 83 Prozent der Befragten der Meinung, Virologen hätten aktuell einen großen Einfluss auf die Politik. Dem Robert Koch-Institut sprachen 69 Prozent ihr Vertrauen aus.
Von den Befragten bescheinigen 74 Prozent der Bundesregierung eine "gute Arbeit". Unter den handelnden Politikern bekam die Bundeskanzlerin Angela Merkel die größte Zustimmung (71 Prozent), dicht gefolgt vom bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder, den laut der Studie 70 Prozent überzeugend finden. Das Krisenmanagement seines nordrhein-westfälischen Amtskollegen Armin Laschet befürworten dagegen nur 32 Prozent der Teilnehmer.
Prof. Dr. Klaus Schweinsberg vom Centrum für Strategie und Höhere Führung, das die Umfrage in Auftrag gegeben hatte, erklärt die Diskrepanz zwischen dieser guten Bewertung und zugleich Kritik an möglicher Panik-Mache mit einem "Nebel der Ungewissheit". Es werde zwischen der Darstellung der Lage und den tatsächlichen Maßnahmen unterschieden. Die Darstellung – vor allem in den Medien – kann kritisch gesehen werden, es werde jedoch eingeräumt, dass sich auch die Regierung in einer neuen Situation an die richtigen Entscheidungen "herantasten" musste.
Dies gilt jedoch offenbar nicht für AfD-Anhänger. Unter ihnen seien 62 Prozent der Ansicht, die Regierung leiste keine gute Arbeit. Deutliche Unterschiede ergaben sich auch hinsichtlich der Meinungsfreiheit während der Corona-Pandemie. Eine große Mehrheit habe das Gefühl, man könne seine Meinung nicht mehr offen kundtun: 73 Prozent gaben an, man müsse vorsichtig sein, wenn man seine Ansicht zur Situation oder politischen Maßnahmen äußere. Dem diametral gegenüber stehen SPD-Anhänger, von denen 79 Prozent finden, man könne auch in der jetzigen Situation seine Meinung frei sagen.
Die Umfrage zeigte, dass AfD-Anhänger in ihrer Mehrheit zu Ansichten neigen, die in den Medien mit Bezug auf Corona-Maßnahmen am häufigsten als "Verschwörungstheorie" bezeichnet werden. Es sind aber bei weitem nicht nur diese sogenannten "Verschwörungstheoretiker" vom "rechten oder linken Rand", die der Berichterstattung und den Maßnahmen der Regierung skeptisch gegenüberstehen.
Digitalisierung fehlt
Über alle Parteigrenzen hinweg sind sich die Bundesbürger jedoch einig, die Krise habe gezeigt, dass das deutsche Gesundheitssystem trotz eines Personalmangels und der Engpässe bei Schutzausrüstungen deutlich besser gerüstet war und ist als andere Länder. Große Defizite sehen die Bürger dagegen in anderen Bereichen – so etwa in den Schulen und bei der Digitalisierung.
Die Corona-Krise hat für fast alle Bürger spürbar gemacht, wie rückständig Deutschland in Sachen Digitalisierung ist, sagte Klaus Schweinsberg bei der Presse-Konferenz zur Studie.
Die Studie soll als Teil des "Sicherheitsreports 2020 Spezial Corona" veröffentlicht werden. Für die repräsentative Umfrage wurden im Zeitraum vom 6. bis zum 14. Mai bundesweit 1013 Menschen telefonisch interviewt.
(rt/dpa)
Und mal wieder wird man schon in der Überschrift angelogen "27% der Deutschen" und etwas drunter "jeder 4te Bundesbürger" beinhaltet das auch jeder Deutsche Bundesbürger an der Umfrage teilgenommen haben müsste. Was nicht sein kann denn ich selbst und auch niemand den ich kenne hat an solch einer Umfrage teilgenommen und dann wundert man sich noch warum unseren "Berichterstattern" keiner mehr glaubt.