RT Deutsch hatte jüngst über einen drohenden Wasserkrieg zwischen Indien und Pakistan berichtet. Mittlerweile weitet sich der Konflikt aus und erreicht sogar Bollywood-Produktionen als wichtigen Teil der länderübergreifenden Unterhaltungskultur.
von Olga Banach
Der Konflikt zwischen den Atommächten hätte ein bewegendes, filmreifes Ende finden können, nachdem ein pakistanischer Junge auf der Suche nach Wasser die Grenze zwischen den verfeindeten Ländern überquert hatte. Nach einer Übernachtung bei Soldaten der feindlichen Macht wurde der Zwölfjährige von indischer Seite aus wieder den pakistanischen Behörden jenseits der Grenze übergeben.
Das Happy End blieb aber aus, denn Indien erwartete im Gegenzug die Freilassung eines eigenen Landsmannes. Der indische Soldat Chandu Babulal Chavan hatte ein paar Tage zuvor versehentlich die Grenze überquert und wurde daraufhin festgenommen. Die Großmutter, die den verwaisten Soldaten und dessen Geschwister einst aufgezogen hatte, soll, nachdem sie die Nachricht von dessen Festnahme erreicht hatte, an den Folgen des dadurch ausgelösten Schocks gestorben sein. Die indische Presse lässt unterdessen derzeit die Aggressionen zwischen den verfeindeten Nationen erneut hochkochen.
Die geplanten Wasserkraftwerke auf indischer Seite, die laut den Pakistanern ein jahrzehntealtes Wasserabkommen verletzen, sind nur ein Teilaspekt des wieder aufgeflammten Konfliktes. Das Hauptproblem sind die anhaltenden Unruhen in der Region Kaschmir und die Ermordung von mindestens 18 indischen Soldaten durch Terroristen im September. Indien nahm daraufhin zwei Pakistanis fest, die im Verdacht stehen, zuvor militante Kräfte auf indisches Gebiet geschleust zu haben. Die Vorwürfe konnten bisher aber nicht bestätigt werden.
Der Kaschmir-Konflikt ist ein nicht enden wollender Territorialstreit zwischen Indien und Pakistan. Die Kaschmirregion des Himalayas beheimatet Menschen verschiedenster Kulturen und Religionen. Beide Länder nebst China beanspruchen die Region für sich. Seit 1989 sollen dem Konflikt bereits 70.000 Menschen zum Opfer gefallen sein, 8.000 gelten als vermisst.
Die Krise trifft die Bevölkerung Indiens und Pakistans nun mitten ins Herz und erreicht alle Gesellschaftsschichten. Nun macht sie auch vor den beliebtesten Elementen des Unterhaltungsprogramms nicht Halt.
Bollywood kannte bisher keine Grenzen. Nun aber hat der indische Produzentenverband beschlossen, pakistanische Idole aus indischen Filmproduktionen zu verbannen. Manche fordern gar deren Ausweisung. In Karachi und Islamabad zeigen einige große Kinos aus Solidarität mit ihren Schauspielern in Indien und den Soldaten in Kaschmir keine indischen Filme mehr. Der muslimische Bollywood-Darsteller Salman Khan meint dazu:
Dies sind Künstler. Wir haben hier zwei unterschiedliche Dinge. Die einen sind Terroristen, dies sind Künstler. Glauben sie, Künstler sind Terroristen?"
Eine Lösung scheint nicht in Sicht und jeder neue Vorfall lässt die Emotionen weiter hochkochen. Indische Generäle gaben an, dass sie die Möglichkeit hätten, 40 Ausgangspunkte von Terrorattacken zu zerstören, auf denen sich über 200 Kämpfer befinden würden. Pakistan gab nach einer Krisensitzung bekannt, dass jede Aggression des Nachbarn einen Vergeltungsschlag nach sich zöge.