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Demografische Daten belegen: Afrika und die Europäische Union stehen sich diametral gegenüber

swaine1988
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Autor: RT
Quelle: https://deutsch.rt.com/gesells...
2020-04-06, Ansichten 1384
Demografische Daten belegen: Afrika und die Europäische Union stehen sich diametral gegenüber

Symbolbild: Der nigrische Präsident Mahamadou Issoufou zu Besuch bei Kanzlerin Angela Merkel. Sein Land befindet sich mitten in einer Bevölkerungsexplosion. Nirgendwo werden so viele Nachkommen gezeugt wie in Niger. (Meseberg, 15. August 2018)

Die Europäische Union hat die höchste Lebenserwartung und niedrigste Säuglingssterblichkeit weltweit. Afrika hält den Rekord für die niedrigste Hoffnung auf langes Leben und die höchste Säuglingssterberate. Das Pro-Kopf-Einkommen ist der entscheidende Faktor.

Lebenserwartung weltweit proportional mit Pro-Kopf-Einkommen verknüpft

Eine kürzlich vorgelegte Studie der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung belegt, dass die durchschnittliche globale Lebensdauer eines Menschen aktuell rund 70 Jahre bei den Männern und 75 Jahre bei den Frauen beträgt. In Ländern mit dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen steigt die Lebenszeit auf 78 beziehungsweise 83 Jahre an. In Ländern mit einem mittleren PKE sinkt die Lebensdauer des Mannes auf 70 und die der Frau auf 74 Jahre. Länder mit einem niedrigen Pro-Kopf-Einkommen verbuchen ein Versterben im Durchschnittsalter von nur 62 Jahren bei den Männern und 65 Jahren bei den Frauen. Insofern ist gesichert, dass Wohlstand und Lebenserwartung proportional miteinander verknüpft sind.

Demografische Daten belegen: Afrika und die Europäische Union stehen sich diametral gegenüber
Die durchschnittliche globale Lebenserwartung in Jahren im Verhältnis zum Einkommen.

Das Bild wird klarer, wenn man sich die tatsächlichen Einnahmeverhältnisse zwischen der Europäischen Union und dem afrikanischen Kontinent anschaut. Hier ein paar Zahlen zum Vergleich.

Kanada und die USA verfügen über die höchsten Pro-Kopf-Einkommen weltweit, gefolgt von der Europäischen Union. Deutschland liegt mit seinem Pro-Kopf-Einkommen innerhalb der EU deutlich über dem Durchschnitt. Auf dem dritten Platz liegt Asien. Klares Schlusslicht ist Afrika. Insbesondere der Vergleich der Durchschnittseinnahmen der EU und Deutschlands mit Afrika und dem des ärmsten Landes der Welt, der Zentralafrikanischen Republik, legt die Schere zwischen Arm und Reich in aller Deutlichkeit offen.

Demografische Daten belegen: Afrika und die Europäische Union stehen sich diametral gegenüber
Pro-Kopf-Einkommen pro Jahr in US-Dollar

Die Annahme, dass Wohlstand ein längeres Leben sichert, wird durch eine Detailanalyse weiter offenbar.

Mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 78 Jahren bei Männern und 83 Jahren bei Frauen liegt Deutschland zahlenmäßig exakt im Durchschnitt der Europäischen Union. Mit ihrer durchschnittlichen regionalen Aussicht auf Langlebigkeit führt die EU weltweit die Spitzenposition an. Nirgendwo auf dieser Welt leben die Menschen länger als in der EU.

Allerdings ist es wichtig, diese Zahlen ins Verhältnis zu setzen. In Liechtenstein leben Männer mit einem Durchschnitt von 82 Jahren europaweit am längsten. Liechtensteinerinnen und die Frauen Spaniens haben mit 86 Jahren das durchschnittliche Höchstalter, wohingegen Männer in Spanien nur 80 Jahre alt werden. In Litauen und der Slowakei werden Männer nur 71 andernfalls 74 Jahre alt, Frauen haben hier eine Lebenserwartung von rund 80 Jahren. In Serbien haben Frauen EU-weit mit 78 Lebensjahren die niedrigste Anzahl, Männer erreichen dort durchschnittlich nur 73.

Die weltweit geringste Hoffnung diesbezüglich haben aber die Menschen auf dem afrikanischen Kontinent. Dort leben Männer im Durchschnitt nur 61 und Frauen 65 Jahre. Südlich der Sahara werden Männer sogar nur 59 und Frauen 62 Jahre alt. Global ist dies die niedrigste Altersstufe einer Region. In der Zentralafrikanischen Republik leben Männer im Schnitt nur 50 und Frauen 54 Jahre. In keinem anderen Land der Erde sterben Menschen so jung.

Demografische Daten belegen: Afrika und die Europäische Union stehen sich diametral gegenüber
Durchschnittliche Lebenserwartung in Jahren. Einige Länder im globalen Vergleich.

Fruchtbarkeitsrate und Einkommensstruktur: Arme haben mehr Kinder

Auch bei der Fruchtbarkeitsrate stehen sich Arm und Reich im Trend diametral gegenüber. Allerdings verläuft die Statistik in diesem Kontext antiproportional. Wohlhabende Menschen haben weniger Kinder wohingegen mit steigender Armut die Anzahl der Kinder wächst.

Global gesehen bringt eine Frau im Durchschnitt 2,4 Kinder zur Welt. In Ländern mit hohen Einkünften werden allerdings nur 1,6 Kinder pro Frau geboren. Nationen mit einem mittleren Einkommen verbuchen 2,3 Nachkommen, während in Ländern mit einer niedrigen Bezahlung bereits 4,6 Kinder pro Frau geboren werden. Mit anderen Worten: je reicher eine Nation ist, umso weniger eigenen Nachwuchs produziert sie.

Demografische Daten belegen: Afrika und die Europäische Union stehen sich diametral gegenüber

Fruchtbarkeitsrate im Verhältnis zum Einkommen; Kinder pro Frau

Dieser Trend spiegelt sich auch in der EU wider. Hier werden von einer Frau im Schnitt 1,5 Kinder zur Welt gebracht. Deutschland liegt mit 1,6 Kindern nur knapp über dem EU-Durchschnitt. Frankreich, Irland, Montenegro und Albanien führen mit einer Fruchtbarkeitsrate von 1,8 Nachkommen pro Frau die europaweite Statistik an. In Andorra kommt auf eine Frau nur jeweils ein Kind. In keinem Land der Welt ohne gesetzliche Geburtenregelung wird weniger geboren als in Andorra.

Vergleicht man diese Zahlen mit Afrika, wird der Trend weiter offenbar. Auf dem afrikanischen Kontinent bringt eine Frau im Schnitt 4,5 Kinder zur Welt. Südlich der Sahara sind es sogar 4,8. Mit einer Geburtenrate von 7 Kindern pro Frau führt Niger die Statistik weltweit an. In keinem anderen Land der Erde werden so viele Nachkommen gezeugt wie in Niger.

Demografische Daten belegen: Afrika und die Europäische Union stehen sich diametral gegenüber

Fruchtbarkeitsrate; Kinder pro Frau. Einige Länder im globalen Vergleich.

Schere zwischen Arm und Reich besonders deutlich bei der Säuglingssterblichkeit

Wie bereits beschrieben gibt es einen direkten Zusammenhang zwischen Wohlstand und der Lebenserwartung. Besonders offensichtlich wird dieser Zustand aber anhand der Zahlen über die Säuglingssterblichkeit. Die Überlebenschancen eines Neugeborenen sinken praktisch mit jedem Cent, den seine Familie weniger zur Verfügung hat. Während die Säuglingssterblichkeit in einem Land mit hohem Pro-Kopf-Einkommen lediglich 0,5 Prozent beträgt, liegt dieselbe Zahl für Länder mit niedrigem Pro-Kopf-Einkommen knapp zehnmal höher bei 4,9 Prozent. Wie wichtig die Höhen der Einnahmen sind, zeigt die Tatsache, dass weltweit die durchschnittliche Anzahl von toten Säuglingen mit der Anzahl derer in den Ländern mit einem Durchschnittseinkommen ungefähr gleich hoch ist. Dies untermauert die Tatsache, dass jede auch noch so kleine finanzielle Ressource, oder deren Mangel, über Leben und Tod eines Neugeborenen entscheiden kann.

Demografische Daten belegen: Afrika und die Europäische Union stehen sich diametral gegenüber

Säuglingssterblichkeit im Verhältnis zum Einkommen. Angaben in Promille

Umso mehr verwundern die folgenden Zahlen nicht. Die regionale Säuglingssterberate liegt mit 0,6 Prozent in den USA, Kanada und der EU weltweit am niedrigsten. Asien verbucht bereits eine deutlich höheren Prozentsatz von 2,6 und auf dem afrikanischen Kontinent sterben 4,6 Prozent aller Säuglinge. Deutschland liegt mit 0,33 Prozent unter dem EU-Durchschnitt. Die weltweit niedrigste Säuglingssterblichkeit verbucht Estland mit 0,16 Prozent. In keinem anderen Land der Erde hat ein Säugling eine bessere Chance auf ein Überleben. Den traurigen Rekord hält der Tschad. Dort liegt die Säuglingssterberate bei 7,3 von Hundert. In keinem anderen Lande der Erde sterben so viele Neugeborene.

Demografische Daten belegen: Afrika und die Europäische Union stehen sich diametral gegenüber
Säuglingssterblichkeit einiger Länder im globalen Vergleich

Altersstruktur als direktes Abbild der sozioökonomischen Faktoren. Reiche Länder vergreisen

Fügt man die oben beschriebenen Parameter Wohlstand, Lebenserwartung, Fruchtbarkeitsrate und Säuglingssterblichkeit zusammen, erhält man ein sehr eindeutiges Bild hinsichtlich der globalen Altersstruktur. Auch hier zeichnen sich extreme Unterschiede ab. Je wohlhabender ein Land, desto älter ist seine Bevölkerung. Dies läuft der Tatsache entgegen, dass in ärmeren Ländern grundsätzlich eine höhere Todesrate bei Kindern herrscht und somit die Anzahl älterer Menschen ins Gewicht fallen müsste. Der Grund, warum dies nicht so ist, liegt klar auf der Hand: Die Fruchtbarkeitsrate ist der treibende Faktor hinter den absoluten Zahlen in der globalen Demografie. Die hohe Säuglingssterblichkeit in Afrika wird durch die Fruchtbarkeitsrate mehr als ausgeglichen. Aufgrund der niedrigen Lebenserwartung in Kombination mit einer hohen Empfänglichkeit ist die Bevölkerung Afrikas mit Abstand die jüngste der Welt.

Demografische Daten belegen: Afrika und die Europäische Union stehen sich diametral gegenüber
Globale Altersstruktur im Vergleich zum Einkommen: Unter 15-Jährige und über 64-Jährige

Fünfzehn Prozent der Bevölkerung in der EU sind unter 15 Jahre, wohingegen 20 Prozent über 64 Jahre alt sind. Während sich die meisten EU-Länder, einschließlich Deutschland, sehr nah am Durchschnitt bewegen, zeigt der Kosovo* eine auffallende Unregelmäßigkeit: 25 Prozent seiner Bevölkerung sind jünger als 15 und nur acht Prozent älter als 64 Jahre. Aufgrund dieser Zahlen ist der Kosovo die Region mit der deutlich jüngsten Bevölkerung innerhalb der Europäischen Union.

In Afrika sieht es vollkommen anders aus. Niger steht mit seinen Zahlen beispielhaft für den Kontinent, sticht aber selbst aus den afrikanischen Verhältnissen klar hervor. Die Hälfte der Bevölkerung ist unter 15 Jahre und nur drei Prozent über 64 Jahre alt. Kein anderes Land der Erde hat eine derart junge Population – und das trotz der höchsten Säuglingssterblichkeit weltweit. Wir erinnern uns: Niger ist mit sieben Kindern pro Frau aber gleichzeitig auch das Land mit der höchsten Fruchtbarkeitsrate. An keinem anderen Land der Erde wird das teilweise extrem gegenläufige Zusammenspiel der Parameter offenbar.

Demografische Daten belegen: Afrika und die Europäische Union stehen sich diametral gegenüber
Altersstruktur einiger Länder im globalen Vergleich

Dass die Erhebung Menschen in unter 15 Jahre und über 64 Jahre einteilt, hat einen sozioökonomischen Hintergrund, bei dem westliche Standards angelegt werden. In den Ländern der westlichen Welt gelten diese beiden Altersgruppen für das Nationaleinkommen (Bruttosozialprodukt) als irrelevant. Unter 15-Jährige dürfen dort nicht arbeiten und über 65-Jährige sind (im günstigsten Falle) in Rente. Es handelt sich also um die Bevölkerungsgruppen, die keinen statistisch verwertbaren Beitrag zum Wohlstand einer Nation leisten. Ausgerechnet in den ärmsten Ländern gilt diese Unterteilung aber nicht.

Kinderarbeit ist auf dem afrikanischen Kontinent weit verbreitet, während die Menschen aufgrund mangelnder finanzieller Absicherung bis ins hohe Alter arbeiten müssen. Dies ist für die heute dort lebenden Menschen sicherlich eine schlechte Nachricht. Die gute Nachricht aber ist, dass Afrika aufgrund seiner Demografie ein erhebliches Humankapital hat, welches zu enormem Wachstum und Wohlstand führen könnte, falls es den Regierungen gelingt, diese Ressourcen zielgerichtet und effektiv einzusetzen.

Fazit

Wohlstand und Demografie stehen in allen Bereichen in einem unmittelbaren Verhältnis. Das Verhältnis der Parameter kann sowohl proportional als auch antiproportional verlaufen. Für die Parameter Lebenserwartung und Säuglingssterblichkeit verläuft dieses Verhältnis sowohl in reichen als auch armen Ländern proportional, für die Parameter Fruchtbarkeitsrate und Altersstruktur antiproportional. Insgesamt stehen sich Arm und Reich in allen demografischen Bereichen diametral gegenüber.

* Der Kosovo ist eine Region auf dem Gebiet der Europäischen Union. Er wird von Serbien als Staatsgebiet beansprucht und nicht als unabhängiger Staat anerkannt. Die hier genannten Zahlen dienen der Veranschaulichung regionaler Unterschiede. Sie stellen keine geopolitische Aussage dar.


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