Der Klimawandel lässt auch den Dauerfrostboden schmelzen. Niemand kann prognostizieren, was geschieht, falls uralte Viren freigesetzt werden. Im August 2016 starb in Sibirien ein 12 Jahre alter Junge, mindestens zwanzig weitere Menschen erlitten eine Infektion mit einem Milzbranderreger. Ein Rentier, das an Milzbrand verstarb und dessen sterbliche Überreste im Eis gefroren waren, wurde durch eine Hitzewelle wieder aufgetaut und mit ihm – so die Vermutung – die Erreger. Diese gelangten in den Boden, in das Grundwasser und letztlich in die menschliche Nahrungskette. Dies könnte zukünftig kein Einzelfall bleiben.
Die Arktis, die Antarktis sowie Gebirge und Hochebenen sind natürliche Kühlschränke für ausgestorbene Lebensformen, aber auch für Viren. In Tibet untersuchen Wissenschaftler die alten Viren, die noch im Eis schlummern.
Mindestens 15.000 Jahre ruhten Virenstämme in dem Gletscher der tibetischen Hochebene der Guliya-Eiskappe. Mit steigenden Temperaturen werden sie nun freigelegt. Virologen entdeckten bereits 28 bislang unbekannte Virusgruppen.
In einer neuen Studie der Wissenschaftler heißt es:
Allerdings könnte, im ungünstigsten Fall, das schmelzende Eis Erreger in die Umwelt freisetzen.
Die Viren aber hätten einstmals Bakterien befallen und könnten deshalb wohl menschlichen Zellen nicht schaden. Die Untersuchung der alten Viren wird dadurch erschwert, dass die alten Erreger sehr leicht durch derzeitige Mikroben verunreinigt werden können.
So wurden Eisbohrkerne, die zwischen 1992 bis 2015 geborgen wurden, von außen kontaminiert. Die Proben im Inneren jedoch waren noch unversehrt. Durch besondere Methoden der Präparation konnten dem Inneren eines Eisbohrkerns ingesamt 33 Viruspopulationen entnommen werden. 28 dieser Virusgattungen waren unbekannt. Die Wissenschaftler sehen sich noch weit entfernt davon, die gesamte Diversität der Viren aufgedeckt zu haben.
Die Untersuchungen können helfen herauszufinden, welche Viren unter verschiedenen Klimagegebenheiten über die Jahrtausende hinweg gedeihen konnten.