Heute vor zwei Jahren stürzte im Gebiet Donezk im Osten der Ukraine eine Maschine der Fluggesellschaft Malaysia Airlines ab, die von Amsterdam nach Kuala Lumpur unterwegs war. Niemand der 298 Menschen an Bord überlebte den Absturz, der die ohnehin sehr angespannten Beziehungen zwischen dem Westen und Russland noch mehr zuspitzte. RT mit einem Überblick der bisher gesicherten Tatsachen.
Am 17. Juli 2014 stürzte eine Boeing 777 der Fluggesellschaft Malaysia Airlines im ostukrainischen Gebiet Donezk ab. Die Maschine war in Amsterdam in Richtung Kuala Lumpur gestartet. An Bord des verhängnisvollen Flugs MH17 befanden sich 283 Passagiere und 15 Besatzungsmitglieder. Das Flugzeug wurde durch eine Rakete über der Konfliktzone im Osten der Ukraine zerstört.
Die Katastrophe wird von der gemeinsamen Ermittlungsgruppe JIT untersucht, der zwölf Staaten angehören, darunter die Niederlande mit 193 verunglückten Bürgern, Malaysia mit 44 Opfern und Australien, das 27 Bürger verlor. An den Ermittlungen sind außerdem Indonesien (12 Opfer), Großbritannien (10 Opfer), Deutschland (4 Opfer), Belgien (4 Opfer), die Philippinen (3 Oper), Kanada (1 Opfer), Neuseeland (1 Opfer) und die USA (ein Niederländer mit doppelter Staatsbürgerschaft) beteiligt. Die JIT wird vom niederländischen Untersuchungsrat für Sicherheit (OVV) geleitet.
Alternative Untersuchungen
Unabhängig von der JIT begannen in einigen Ländern eigene Untersuchungen. Als einer der gründlichsten erwies sich der Bericht des russischen Rüstungskonzerns „Almas-Antei“, der „Buk“-Raketenabwehrsysteme herstellt.
Es gab auch mediale Untersuchungen: Investigativjournalisten von СNN, BBC Two, Perwy Kanal, NTV und Nowaja Gaseta legten eigene Versionen der Katastrophe vor. Die investigative Internetplattform Bellingcat des britischen Bloggers Eliott Higgins spekulierte über die Ursachen des Unglücks anhand von öffentlich zugänglichen Informationen aus sozialen Netzwerken.
Am 15. Juli 2016 teilten Experten des Forschungsinstituts für Gerichtsgutachten in Kiew mit, zusammen mit dem Justizministerium der Ukraine ein naturgetreues Experiment durchgeführt zu haben, das die Ursachen der Katastrophe klären helfen könnte.
Sogar Privatdetektive versuchten es, hinter die Umstände des Flugzeugabsturzes zu kommen. Am 1. Juni durchsuchte die deutsche Polizei das Haus und den Bank-Safe von Josef Resch, der die MH17-Tragödie im Auftrag eines anonymen Kunden untersuchte.
Wichtigste Versionen
Laut der technischen Untersuchung der JIT vom 13. Oktober 2015 muss die Boeing 777 durch die „Buk“-Rakete der Seriennummer 9M38 mit dem Sprengkopf Nummer 9N314M abgeschossen worden sein. Im Bericht steht, dass die Rakete aus einem Gebiet im Osten der Ukraine abgefeuert worden wurde.
Die Experten des Rüstungskonzerns „Almas-Antei“ stimmen zu, dass das Flugzeug aus einem „Buk“-Komplex beschossen worden sein muss. Der Start sei aber nicht von dem im JIT-Bericht angegebenen Bezirk aus, sondern aus der Ortschaft Saroschtschenskoje erfolgt, die zum Zeitpunkt der Tragödie ukrainische Militärs kontrollierten. Vom Konzern heißt es außerdem, dass die Nummer des Sprengkopfes 9N314 und nicht 9N314M sei. Dabei handele es ich um eine ältere Modifikation, deren Produktion im Jahr 1986 in der UdSSR eingestellt worden war. Solche Raketen gehören zwar nicht mehr zur Bewaffnung der Russischen Föderation, werden aber bisher in einigen Ländern der ehemaligen Sowjetunion verwendet.
In einem Interview für den Fernsehsender CNN sagte der US-Außenminister, John Kerry, dass das Weiße Haus bereit ist, die Einzelheiten der Tragödie publik zu machen.
„Wir haben Aufnahmen, wo der Start der Rakete deutlich zu sehen ist. Wir wissen ihre Flugbahn. Wir wissen, von wo aus man sie gestartet hat. Wir wissen den genauen Zeitpunkt“, so John Kerry.
Nichtsdestoweniger wurden keine Aufnahmen veröffentlicht.
Wann wird man die Schuldigen nennen?
Die Ergebnisse der strafrechtlichen Untersuchung des Boeing-Absturzes am 17. Juli über der Ukraine sollen voraussichtlich im kommenden Herbst feststehen. Die Ermittler versuchen, die Antwort auf die Fragen zu finden, ob die Rakete vorsätzlich abgefeuert wurde oder nicht, wer auf den Knopf drückte und ob das System das Ziel automatisch oder gemäß eingegebenen Parametern wählte.
Am 4. Juli 2016 besuchte eine JIT-Delegation Moskau. Wie der Sprecher der niederländischen Staatsanwaltschaft, Wim de Bruin, bekanntgab, sei das Ziel des Besuchs gewesen, den Verlauf der Untersuchung mit der russischen Seite zu besprechen. Nach den Gesprächen gab es keine Erklärung.
„Diese Informationen sind nicht für die Presse“, resümierte Wim de Bruin.
Der Sprecher der russischen Generalstaatsanwaltschaft, Alexander Kurennoi, teilte seinerseits mit, dass seine Behörde den Niederlanden zahlreiche nützliche Unterlagen überreicht hatte, die für die Untersuchung notwendig sein könnten.
„Die Rede ist von Augenzeugenberichten, Experimentergebnissen und in den Medien veröffentlichten Videos“, präzisierte Alexander Kurennoi.
Die Boeing-Katastrophe wurde auch bei einem Treffen zwischen dem russischen Ministerpräsidenten, Dmitri Medwedew, und seinem niederländischen Kollegen, Mark Rutte, im Rahmen des jüngsten ASEM-Gipfels in der Mongolei thematisiert.
Im Vorfeld des Treffens hatte man in der russischen Regierung erklärt, dass Moskau zu einem aufrichtigen und vertraulichen Gespräch bereit sei. Moskau sei nicht weniger als die niederländische Seite daran interessiert, die Ursachen der Katastrophe zu klären.