In der Millionenmetropole Karatschi gingen am Sonntag tausende Pakistaner auf die Straßen und protestierten gegen die USA. Sie hielten Plakate mit einem Porträt des in der irakischen Hauptstadt Bagdad getöteten iranischen Generalmajors Qassem Soleimani in den Händen. Viele von ihnen sind Schiiten, die rund 15 Prozent der Bevölkerung Pakistans ausmachen. Immer wieder sind Schiiten Ziel von Anschlägen und Verfolgung durch fanatische sunnitische Extremisten, die von radikalen Predigern angefeuert werden.
Auch in #Pakistan 's größter Stadt #Karatschi finden Proteste gegen die #USA statt. "Wir sind alle #Soleimani" steht auf den Plakaten. https://t.co/8cDtGZPsNt
— Zlatko Percinic (@ZlatkoPercinic) January 5, 2020
Sie sind auch gegen eine zu nahe Bindung Pakistans an Saudi-Arabien, dessen Einfluss sich insbesondere in religiösen Belangen äußert. Tausende Medressen und Moscheen wurden in den vergangenen 40 Jahren aus Riad finanziert, um die Menschen zum "wahren Glauben" zu führen, zum Wahhabismus. Viel Geld floss auch in die pakistanische Wirtschaft und in die Armee. Erst im Februar 2019 versprach der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman, weitere 20 Milliarden US-Dollar in verschiedene Projekte investieren zu wollen.
Wie eng die Beziehungen zwischen Islamabad und Riad tatsächlich sind, musste bis jetzt noch nie ernsthaft ausgetestet werden. Sollte ein Krieg gegen das Nachbarland Iran ausbrechen, wäre solch ein Moment der Wahrheit gekommen. Für Religionsminister Noor-ul-Haq Qadri steht aber fest, auf wessen Seite Pakistan stehen würde: bei Saudi-Arabien.
Während einer Veranstaltung am Samstag, auf welcher Hilfsgüter der von Saudi-Arabien dominierten Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) für bedürftige Menschen im Kaschmir präsentiert wurden, meinte Qadri, dass Pakistan "immer" hinter Saudi-Arabien stehen würde.
Wir sind stolz auf unsere Freundschaft mit Saudi-Arabien. Saudi-Arabien hat uns bei jeder Gelegenheit geholfen.
Auch der saudische Boschafter Nawaf al-Maliki war bei der Veranstaltung zu Gast.
Das Außenministerium in Islamabad äußerte sich hingegen etwas differenzierter zu dem Risiko eines möglichen Krieges in der Region. Man sei "tief besorgt über die jüngsten Entwicklungen im Mittleren Osten, die den Frieden und die Stabilität in der Region ernsthaft bedrohen". Gemeint sind damit die von den USA herbeigeführte Eskalation der Gewalt und die gezielte Tötung Soleimanis auf irakischem Boden.
Ghulam Sarwar Khan, der pakistanische Luftfahrtminister, kritisierte explizit die USA für die Destabilisierung der Region, welche "ganz bestimmt ernsthafte Implikationen" für Pakistan haben werde. Gegenüber der Zeitung Express Tribune sagte er:
Es gibt einige Regeln auf dieser Welt. Der Schutz von hochrangingen Personen ist auch eine dieser Regeln.
Damit nimmt auch Pakistan eine deutlich andere Position als die deutsche Bundesregierung ein, die nicht etwa die USA der Destabilisierung der Region beschuldigt, sondern den Iran.
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