Der japanische Chefkabinettssekretär, Yoshihide Suga, hat heute versichert, dass Tokio auf Wunsch der Okinawa-Bevölkerung Maßnahmen ergreifen wird, um den Status der US-Militärs im Land zu revidieren. Am Sonntag haben auf der Insel rund 65.000 Menschen wegen der Ermordung einer Japanerin durch einen US-amerikanischen Soldaten protestiert.
Am Sonntag haben in der japanischen Präfektur Okinawa Tausende Menschen gegen die Militärpräsenz der USA protestiert. Einheimischen Medien zufolge war die Aktion vom 19. Juni eine der größten seit 1995, als ungefähr 85.000 Japaner nach der Vergewaltigung eines 12-jährigen Mädchens durch drei US-Militärs auf die Straße gegangen waren.
Am 19. Mai wurde auf Okinawa ein Mitarbeiter des US-Luftstützpunktes Kadena, Ex-Marineinfanterist, wegen des Mordes an einer 20-jährigen Ortsansässigen verhaftet. Die Leiche der jungen Frau war im Wald aufgefunden worden. Der Verdächtige gestand die Tat. Auf der Insel wurde eine Ausgangssperre für alle US-Militärs und alle zivilen Mitarbeiter der US-Stützpunkte verhängt.
„Wir werden schnelle und effiziente Maßnahmen ergreifen“, sagte der japanische Chefkabinettssekretär, Yoshihide Suga, und versicherte, dass die Regierung des Landes die Gefühle der Okinawa-Einwohner sehr ernst nehme.
Wie die Agentur Kyodo News unter Berufung auf die von den Protestlern in der Stadt Naha am Sonntag verabschiedete Resolution berichtete, sollen US-Militärs seit 1972 in der Präfektur Okinawa mehr als 5.800 Verbrechen begangen haben. Ihrerseits berufen sich die Resolutionsverfasser auf die offiziellen Statistiken der örtlichen Polizeibehörde und weisen darauf hin, dass 571 Straftaten unter den Tatbestand "Schwere Verbrechen" fallen.
US-Präsident Barack Obama hatte während des G7-Gipfels Ende Mai in Japan versprochen, Maßnahmen zur Vereitelung von Vorfällen zu ergreifen und die Disziplin in den US-Truppen zu stärken. Der Gouverneur der Präfektur Okinawa, Takeshi Onaga, hatte jedoch erwidert, dass die Japaner solche Erklärungen nach jedem neuen Verbrechen hörten, und dass sich die Situation nicht zum Besseren hin ändere.
Bei der jüngsten Protestaktion wurden erneut Forderungen hörbar, den Status der US-Truppen in Japan zu ändern, damit die US-Soldaten zur Verantwortung gezogen werden könnten.
Die Präfektur Okinawa macht zwar nur 0,6 Prozent des japanischen Territoriums aus. Allerdings sind dort 74 Prozent der US-Militärinfrastruktur und mehr als die Hälfte des gesamten US-Personals in Japan [rund 25.800 Mann] stationiert.