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Party statt Krieg: Ein Beach Club in Kiew und seine „kriegsgebeutelten“ Besucher

swaine1988
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Autor: Wladislaw Sankin
Quelle: https://www.anonymousnews.org/...
2023-08-25, Ansichten 591
Party statt Krieg: Ein Beach Club in Kiew und seine „kriegsgebeutelten“ Besucher

Es ist nur eine Momentaufnahme, aber sie hat Symbolcharakter: Ein Video löst Zweifel bei den Unterstützern der Ukraine aus

Ein Lifestyle-TikToker verursachte mit seinem Kurzvideo aus einer Strandbar in Kiew hitzige Diskussionen in den sozialen Medien. Viele Menschen fragten sich inzwischen, ob die von den Medien verbreitete, stets düstere Kriegskulisse, über das “brutal angegriffene” Land, tatsächlich etwas mit der Realität zu tun hat.

von Wladislaw Sankin

Der TikToker Edward lebt seit einer Weile im Zentrum von Kiew. Die ukrainische Hauptstadt zieht den abenteuerlustigen Reisenden mit Nervenkitzel und einem Überangebot an ungebundenen jungen Frauen an. Dank seines Fensterblicks auf den Prachtboulevard Kreschtschatik weiß er sofort Bescheid, was in dieser Stadt passiert – und seine Follower auf TikTok auch. Auf seinem Kanal mischt Erward spontane Alltagsszenen und Ausflüge mit seinen Erfolgen auf der Partnerbörse Tinder und im eigenen Muskelaufbau. Oft ist es aber nur noch Sirenengeheul mit dem Kommentar: “Wieder ein russischer Raketenangriff.”

Am Sonntag besuchte “der Ausländer in Kiew” eine große Vergnügungsanlage auf den Dnjepr-Inseln und postete von dort seinen bislang größten Hit, der allein auf seinem Kanal über vier Millionen Mal angesehen wurde – die 14-sekündige Sequenz “Beach Club in Kiew während des Krieges”. Es bietet ein kleines Fenster ins ausschweifende Kiewer Strandleben mit Mietbungalows, Cocktailbars und viel, sehr viel nackter Haut. Es ist ein Videogruß mit Sonne, Spaß und Entspannung aus der Hauptstadt des kriegsgebeutelten Landes.

Der Kontrast, den diese Botschaft vermittelt, hat den Nerv des Moments getroffen. “US-Steuergelder bei harter Arbeit” oder “Wir geben unsere Milliarden für deren Luxus aus”, stellte etwa die Mehrheit der Nutzer in ihren Kommentaren fest. “Na, seht ihr, wie gute Arbeit die Luftabwehr der Patriots leistet?”, meinten andere. Eine Ukrainerin postete trotzig: “Denkt ihr, wir sitzen die ganze Zeit in Bunkern?”

Apropos Bunker: Am selben Tag haben die britischen Medien Sky undThe Independent ein Interview mit der Ehefrau von Präsident Wladimir Selenskij gedreht – mit einer “kriegsgerechten” Kulisse:

“Im Inneren des Bunkers ist es still und dunkel, wie in einer versunkenen Kathedrale. Die Fenster sind mit Brettern vernagelt, und Filter verdecken jede Leuchte, die ein unheimliches, gedämpftes Licht abgibt. Sandsäcke, die wie gebrauchte Taschentücher aussehen, sind zwischen Marmorsäulen eingeklemmt. Ein ausgestöpselter Kronleuchter krönt ein breites Treppenhaus, das zu improvisierten Barrikaden führt, in die Schießscharten geschnitten sind.”

Die Präsidentengattin gibt ihr Urteil über die Welt mit einer versteinerten, trauernden Mine ab, nur wenige Kilometer entfernt vom angesagtesten Kiewer Beach Club Fifty voller feiernder Badegäste. So viel Widerspruch können die Menschen doch noch trotz aller Gehirnwäsche der Welt erkennen. Das kleine Spaß-Video bietet aber noch einige Erkenntnisse über die Zustände im Land.

Das Sicherheitsgefühl der jungen Kiewer Gutsituierten, das so viele Nutzer weltweit erstaunt hat, hat seine Wurzeln nicht nur im natürlichen Lebenswillen jedes Menschen. In einem weiteren Video des TikTokers von jenem Sonntag ist zu sehen, wie voll auch der unweit gelegene kostenlose Strand am Dnjepr-Ufer für die breiten Masse ist. Am Samstag legte der Videoblogger mit dem Dreh aus dem Ibiza Beach Club aus der Hafenstadt Odessa nach – jener Stadt, deren militätisch genutzter Hafen fast täglich zum Ziel russischer Präzisionsschläge wird.

In einem anderen Video tanzt die Jugend auf dem Kreschtschatik durch die Nacht. Diese Unbekümmertheit ist nicht nur der Luftabwehr zu verdanken. Nach eineinhalb Jahren des Krieges haben die ukrainische Zivilisten verstanden, dass die Russen wirklich nur auf Militärziele schießen (durch die Luftabwehr fehlgeleitete Schläge nicht inbegriffen – Anm. des Verfassers) – auch wenn die Propaganda das Gegenteil behauptet. Diese gibt es auf den Badeninseln in Kiew, am Strand von Odessa und auf dem Kreschtschatik offenbar nicht. 

Sugres: 15 Tote am Strand

Sugres: 15 Tote am Strand

Vor auf den Tag genau neun Jahren, am 13. August 2014, hatte der Krieg in Donbass gerade mal vier Monate angedauert. Eines der blutigsten Einzelverbrechen dieser Phase des Krieges war der ukrainische Angriff auf einen kleinen Badenstrand in der Stadt Sugres in der Volksrepublik Donezk gewesen. Damals waren 13 Menschen gestorben, darunter drei Kinder. Eine Familie war komplett ausgelöscht worden. 30 bis 40 Personen waren verwundet worden, viele lebensgefährlich.

Die Untersuchung ergab: Die ukrainische Artillerie schoss auf friedliche Badende aus Mehrfachraketenwerfern “Smertsch” mit Streumunition. Im Internet ist immer noch das Bilder eines mit blutüberströmten Kindeskörpern beladenen Transporters aufzufinden. Es war in Sugres auch ein heißer Sommertag wie am Sonntag in Kiew. Möge das Grauen am Strand den Kiewern für immer erspart bleiben!

Natürlich sollte das Sommer-Idyll aus Kiew nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass nur wenige Hundert Kilometer Richtung Süden und Osten ein großes Soldatensterben stattfindet. Auch von der Umweltkatastrophe am unteren Dnjepr infolge der Zerstörung des Kachowka-Staudamms ist am Kiewer Strand kaum etwas zu spüren. “Arme Menschen werden in den Krieg geschickt. Reiche Kinder kaufen sich von Rekrutierung frei”, kommentierten die Nutzer.

Sozialneid aus den USA 

Damit legen übliche westliche TikTok-Nutzer mehr Verständnis über soziale Verhältnisse in der Ukraine an den Tag als die Journalisten ihrer Medien. Die jungen Männer mit durchtrainierten Körpern im Fifty Club müssen ja in der Tat Rekrutierungskommandos nicht fürchten, denn Razzien finden an randständigen wilden Stränden und billigen Straßencafés statt. Eine kleine Sozialstudie war die Szene aus Kiewer Beach Club wohl auch.

Nächste Woche will Biden-Regierung Kongress um die Zustimmung für ein neues Hilfspaket für die Ukraine in Höhe von 13 Mrd. Dollar bitten. Die USA könnten das Geld auch anderweitig gebrauchen, für die Wiederaufbau der verbrannten Städten auf Hawaii zum Beispiel. Aber der Westen wird am Ufer des Dnjepr verteidigt, mit dem Blut ukrainischer Armer. Der provozierende Anblick des blühenden Kiew brachte die Nutzer zum Nachdenken über die Zweckmäßigkeit dieser Investition. “Sozialneid” aus den Geberländern ist ein weiteres Novum der Ukraine-Krise.

Zum Vergleich: Sommer in New York

Ukrainisierung vollendet

Letzte Woche fanden in Kiew andere weitreichende Ereignisse statt, die über das in dieser Stadt herrschende Regime etwas mehr aussagen als das Video, das in jeder luxuriöser Strandbar der Welt hätte gedreht werden können. Der Mutter-Heimat-Statue wurde statt ihres Schilds mit dem sowjetischem Wappen der ukrainische Dreizack aufgedrückt. Ein Kiewer Gericht hat endgültig die Räumung des geschichtsträchtigen Hohlenklösters (Kiew-Petschersk-Lawra) beschlossen. Die Mönche werden nun per “gültigem” Beschluss aus Lawra vertrieben.

Die Ukraine will sowohl die sowjetische Riesenstatue, die zum Wahrzeichen der Stadt geworden ist, als auch das schöne Denkmal der altrussischen Geistlichkeit in einer “ukrainisierten” Form für sich behalten. Ihres Inhalts komplett beraubt, nur mit einem schönen Schein ausgestattet, um sich weltweit als eine alte, der “zivilisierten Welt” ebenbürtige Kulturnation zu präsentieren. Wohl auch, um westliche Geldgeber, die “Pilger nach Kiew” (deren Strom in der letzten Zeit irgendwie versiegt wurde) und Abenteurer wie TikToker Edward weiterhin in die Stadt locken zu können.


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