Der Vorfall hatte sich am 28. Februar in der Grand Station von Chicago ereignet. Die Aufnahmen der Überwachungskameras und der Bodycams der Beamten geben zum ersten Mal einen detaillierten Einblick, wie sich der Vorfall ab dem Zeitpunkt entwickelte, als Ariel Roman, ein 33-jähriger Koch, von einem U-Bahn-Waggon in den nächsten ging, bis zu dem Zeitpunkt, als ihn ein zweiter Schuss aus einer Polizeiwaffe trifft. Ausgelöst worden sei der Vorfall den Berichten zufolge dadurch, dass Ariel Roman gegen eine städtische Verordnung verstieß, indem er von einem Zugwaggon zum anderen ging.
Die beiden Beamten und der Beschuldigte verlassen die U-Bahn. Am Gleis versucht Ariel sich loszureißen, weil ihn einer der Beamten festhält. Daraufhin versuchen die beiden Polizisten, ihn festzunehmen. Ariel und ein männlicher Beamter liegen auf dem Boden. Ariel hält die Handschellen fest, die die Beamten ihm anlegen wollen. Nun setzt die danebenstehende Polizistin Pfefferspray gegen ihn ein. Ariel versucht, aus der Situation zu entkommen, während der Polizist auf seinem Bauch seine Kollegin auffordert, das Feuer auf Ariel zu eröffnen.
Nach einem Videoschnitt sind alle Beteiligten wieder stehend zu sehen. Ariel Roman reibt sich wegen des Pfeffersprays seine Augen. Die Polizistin fordert ihn auf, seine Hände zur Festnahme zu reichen und im selben Moment fällt der erste Schuss und trifft ihn in den Bauch. Es soll die Polizistin gewesen sein, die das Feuer eröffnete, nachdem sie bereits Taser und Pfefferspray eingesetzt hatte.
Ariel Roman hatte wiederholt gesagt:
Ich habe euch nichts getan!
Als alle drei die Rolltreppe hochfahren, fällt der nächste Schuss, der Ariel von hinten trifft. Er fällt am Ende der Treppe zu Boden und bleibt liegen. Eintreffende Rettungsbeamte und Polizisten kämpfen anschließend um sein Leben.
Die Schießerei warf die Frage auf, ob es sich um einen Vorfall übermäßiger Gewaltanwendung durch Polizisten handelt. Die nun veröffentlichten Aufnahmen verstärken diesen Verdacht. Die Bürgermeisterin von Chicago, Lori Lightfoot, bezeichnete das Video und die Handlungen der Beamten, als "äußerst beunruhigend", auch wenn im Video einige Sequenzen und Szenen fehlen.
Die Polizeibeamten, die nicht namentlich genannt werden, sind bis auf Weiteres von Einsätzen suspendiert und müssen Innendienstaufgaben erledigen, solange die Untersuchung läuft. Sollten die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und FBI ergeben, dass ihr Verhalten ungerechtfertigt war, droht ihnen eine Anklage.
Ariel Roman geht es nach mehreren Operationen mittlerweile wieder besser. Die erste Kugel soll laut seinem Anwalt seinen Dünndarm und seine Blase verletzt haben, während die zweite sein Gesäß traf und in der Nähe eines Ischiasnervs steckenblieb.
ABC News schreibt außerdem:
Zwei Tage, nachdem Roman angeschossen wurde, ließ das Büro des Staatsanwalts von Cook County, Kim Foxx, die Anklage gegen Roman wegen Widerstandes gegen die Verhaftung und wegen Drogendelikten gemäß Antrag des damaligen Polizeikommissars Charlie Beck fallen. Roman verklagte im März die Stadt und die beiden Beamten auf nicht bezifferten Schadenersatz.