Erneute Terrorattacke in London: Während der Beschattung durch Anti-Terror-Ermittler hat ein vor kurzem freigelassener Sträfling auf offener Straße zwei Menschen mit einer Stichwaffe verletzt. Ein drittes Opfer erlitt bei dem Vorfall am Sonntag Verletzungen durch Glassplitter. Der Täter wurde nach Polizeiangaben innerhalb weniger Minuten nach Beginn der Attacke erschossen. Er war von der Polizei im Rahmen einer "vorbeugenden Anti-Terror-Operation" observiert worden, als er in einer belebten Einkaufsstraße im Süden Londons plötzlich Passanten angriff.
Der Mann wurde vorläufig als Sudesh Amman identifiziert. Die Londoner Polizei sei "zuversichtlich", dass es sich bei dem Angreifer tatsächlich um Sudesh Amman gehandelt habe, erklärte Polizeisprecherin Lucy D'Orsi. Zuvor hatten mehrere Medien den Verdächtigen als jungen Mann identifiziert, der im Jahr 2018 Schlagzeilen machte, als er wegen der Verbreitung von Handbüchern für Terroristen, darunter eine Anleitung über selbstgebaute Bomben, verurteilt wurde.
Verdächtiger 2018 zu drei Jahren Haft verurteilt
Der Verdächtige wurde nach Angaben der Polizei vor dem Angriff von bewaffneten Polizisten in Zivil observiert. Nachdem er auf Passanten losgegangen war, "waren die Beamten sofort anwesend und erschossen einen männlichen Verdächtigen am Tatort", erklärte die Polizeivertreterin D'Orsi. Bei dem Täter handele es sich offenkundig um einen erst kürzlich aus dem Gefängnis entlassenen 20-Jährigen. Er war im Jahr 2018 zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Er hatte sich zu insgesamt 13 Straftaten im Zusammenhang mit dem Terrorismus schuldig bekannt, darunter in sechs Fällen des Besitzes von terroristischem Material und in sieben Fällen der Verbreitung terroristischer Propaganda. Trotzdem kam er Ende Januar vorzeitig auf freien Fuß.
Der damals gerade 18-Jährige soll laut Medienberichten einmal sogar seine Freundin aufgefordert haben, ihre Eltern zu enthaupten, weil diese Ungläubige seien. Zudem soll er in einer WhatsApp-Gruppe aktiv gewesen sein, in der er ein Al-Kaida-Magazin geteilt und zu Gewalt gegen Jesiden aufgerufen hatte. Dabei soll er darauf bestand haben, dass der Koran die Vergewaltigung von Jesidinnen zulasse.
Täter trug beim Angriff Attrappe eines Sprengstoffgürtels
Eines der angegriffenen Opfer schwebte zunächst in Lebensgefahr, später stabilisierte sich der Zustand des Mannes. Eine 50-jährige Frau wurde mit Stichverletzungen ins Krankenhaus gebracht, sie sollen aber nicht lebensbedrohlich gewesen sein. Sie wurde inzwischen aus dem Krankenhaus entlassen. Eine weitere Frau erlitt leichte Verletzungen durch Glas, das durch die Schüsse der Polizei zu Bruch gegangen war.
Die Polizei bestätigte Augenzeugenberichte, wonach der Täter einen Sprengstoffgürtel trug. Es habe sich dabei aber um eine Attrappe gehandelt.
Bereits Ende November 2019 hatte ein auf Bewährung freigelassener Terrorist nahe der London Bridge, mitten im Stadtzentrum, zwei Menschen getötet und drei weitere verletzt. Er wurde ebenfalls von der Polizei erschossen.
Premierminister Boris Johnson dankte der Polizei und den Rettungskräften am Sonntag auf Twitter:
Meine Gedanken sind bei den Verletzten und allen Betroffenen.
Er kündigte an, bereits am Montag Pläne für "fundamentale Änderungen" beim Umgang mit verurteilten Terroristen vorzustellen.
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