US-Militärs behaupteten, Russland stütze sich auf die Doktrin „Eskalation zur Deeskalation“, die es ermöglichen solle, taktische Nuklearwaffen einzusetzen, falls ein Angriff mit konventionellen Waffen scheitern sollte. Mit dem neuen Gefechtskopf W76-2 solle somit „der falschen Vorstellung entgegengewirkt werden, das Eindämmungspotential der USA hätte einen gewissen Mangel, der genutzt werden könnte“.Dabei betrachten die FAS-Fachleute die Konzeption als unbewiesen, wonach Moskau bei der Beschlussfassung über einen Atomschlag von der Leistungsstärke amerikanischer Gefechtsköpfe ausgehen könnte. Die Spezialisten verweisen darauf, dass die USA bereits etwa 1000 Atomsprengsätze mit geringer Leistung besitzen. Es geht dabei um Marschflugkörper für B-52-Bombenflugzeuge und um Flugbomben B61. Zugleich schließen die Befürworter der Anwendung von U-Boot-gestützten Gefechtsköpfen dieser Art die Möglichkeit nicht aus, dass die Fliegerkräfte das russische Raketenabwehrsystem, das in den letzten Jahren vervollkommnet wurde, nicht überwinden könnten.
„All das erinnert an die altmodischen Methoden der Kampfführung in der Zeit des Kalten Krieges. In der Vergangenheit wurde jede taktische Atomwaffe mit dem Argument begründet, dass deren kleine Sprengleistung und ‚blitzschneller‘ Einsatz (…) für die Eindämmung notwendig seien. Heute stellt der neue W76-2-Gefechtskopf mit geringer Leistung für die USA eine Waffe dar, die (…) wirksamer eingesetzt werden kann und als Eindämmungsfaktor effektiver ist“, heißt es in dem Artikel
Die Verfasser sind der Meinung, dass solche leistungsschwachen Gefechtsköpfe auch bei einem ersten Atomschlag gegen Nordkorea oder den Iran angewendet werden könnten. Wie die US-Nuklearstrategie besagt, sei das Land gewillt, „die Möglichkeiten der USA für die Beantwortung nuklearer oder nicht-nuklearer strategischer Attacken zu erweitern“. Dies würde den Weg zu einem Atom-Erstschlag bahnen, heißt es.
ls/sb