Mit dem nur zehn Sekunden langen Spot wollte der deutsche Autokonzern Medienberichten zufolge den neuen Golf auf seinen Social-Media-Kanälen bewerben. In dem Instagram-Video, das einen Golf vor einem Restaurant namens Petit Colon zeigt, ist ein schwarzer Mann zu sehen, der von einer überdimensionalen weißen Hand durch die Gegend geschoben wird – zunächst um den Wagen herum, dann vor den Eingang des Gebäudes und schließlich dort hinein.
Für einen Moment war gegen Ende des Werbefilms für das neue Golf-Modell auch eine Buchstabenfolge zu sehen, deren Einblendung das Wort „Neger“ nahelegte.
In der neuen #VW-Werbung wird rein zufällig ein schwarzer Mann von einer weißen Hand hin und her geschubst und anschließend in ein Haus mit der Überschrift „petit colon“ geschnipst. Die ersten eingegeben Buchstaben ergeben das N-Wort. Ich könnte kotzen. pic.twitter.com/XnqSM41IIQ
— Felix Edeha (@FelixEd93) May 19, 2020
Reaktionen
„Das Video ist grenzwertig und komplett rassistisch in seiner Wirkung“, so Tahir Della, Sprecher der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland.
Della sagte, es sei erstaunlich, dass es die heftige Reaktion in den sozialen Medien gebraucht habe, damit auch VW selbst das Video kritisch sehe.
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil nannte das Video „eindeutig rassistisch und menschenverachtend“. Es sei nicht zu verstehen, dass das „schockierende“ Video nicht vor der Veröffentlichung gestoppt worden sei.
„Dieses Thema wird sicher auch noch ein Nachspiel in den Gremien haben“, sagte der SPD-Politiker, der als Vertreter des Landes Niedersachsen im VW-Aufsichtsrat sitzt.
Im Netz sind unter anderem zahlreiche empörende Reaktionen von Usern zu lesen:
Unglaublich @volkswagen @BMI_Bund Seehofer will ja nun Rassismus zur Chefsache machen. Dann soll er mal machen und mit VW anfangen! @MpStephanWeil Ein einfaches Sorry seitens #VW kann und darf nicht ausreichen! https://t.co/bhUpEeLSvY
— Thomas Eichenberg (@ThEibeg) May 20, 2020
Rassismus ist übrigens auch dann Rassismus, wenn es "nicht so gemeint" ist! #VW
— Die Luca bleibt zu Hause 🏡 (@DiewahreLuca) May 20, 2020
Ich glaube wohl kaum, dass es sich bei eindeutigem Rassismus um ein „Missverständnis“ handelt. Can you explain that @VWGroup? #VW #VWGroup #Racism pic.twitter.com/RXpoo16OjH
— Helen Mehari (@HelenMehari11) May 21, 2020
Eine erste Entschuldigung war zuvor auf Instagram verbreitet worden.
„Wie ihr euch vorstellen könnt, sind wir überrascht und schockiert, dass unsere Instagram-Story derart missverstanden werden kann“, schrieb VW dort zunächst.
— Gigi #stayhome ✌️ (@twigigitwi) May 20, 2020
Dies war stellenweise nochmals auf Kritik gestoßen. Ein Nutzer schrieb: „Alles also nur eingebildet und ein Missverständnis? Sorry, aber den Rassismus bilden wir uns nicht ein.“
Volkswagen präzisierte daraufhin seine Entschuldigung. Der Konzern betonte außerdem: „Viele Initiativen im Unternehmen und in unserer weltweiten Belegschaft fördern Vielfalt, Integration und eine vorurteilsfreie Zusammenarbeit.“
Das sei begrüßenswert, so Della, aber entschuldige nicht das Video. Der Clip zeige, dass VW sich nicht nur mit Diversity, sondern auch ganz konkret mit Rassismus und damit, wie Bilder wirken, auseinandersetzen müsse. „Dann wäre das auch den Leuten bei VW aufgefallen, dass es nicht okay ist, eine schwarze Person durch die Gegend zu schubsen.“
Betriebsratschef Bernd Osterloh sagte: „Ich schäme mich für diesen Spot. Da spreche ich sicherlich für die ganze Belegschaft.“
Die Mitarbeitervertretung verlange nun eine vollständige Aufklärung darüber, wer für die Insta-Story verantwortlich ist. „Der Vorfall muss jetzt restlos aufgeklärt werden“, sagte Osterloh.
„Der Betriebsrat wird nicht zulassen, dass die Verantwortung für diesen Vorfall dauerhaft vom Top-Management nach unten abgeschoben wird.“
Vertriebsvorstand Jürgen Stackmann sprach von einem „rassistischen Werbevideo“, das jeden anständigen Menschen beleidige.
„Wir schämen uns dafür und können es heute auch nicht erklären. Umso mehr werden wir dafür sorgen, dass wir diesen Vorgang aufklären.“
Die Ergebnisse und Konsequenzen der Untersuchung würden öffentlich gemacht.
Ich entschuldige mich aufrichtig als Einzelperson in meiner Funktion als Vorstandsmitglied bei Volkswagen Sales & Marketing. Hass, Rassismus und Diskriminierung haben bei Volkswagen keinen Platz! Ich werde in diesem Fall persönlich für volle Transparenz und Konsequenzen sorgen! pic.twitter.com/mlAIgrFQWs
— Jürgen Stackmann (@jstackmann) May 20, 2020
ak/sb/dpa